An der Front des amerikanischen Einzelhandels will sich nach wie vor keine Entspannung einstellen. Ganz im Gegenteil schlittern stationäre Einzelhändler in den Vereinigten Staaten momentan mit einem derart hohen Tempo in den Bankrott, was für gewöhnlich auf eine Rezession im Land schließen lassen würde.  

Und damit geschieht exakt das, was im Zuge einer bereits vor Jahren geplatzten Blase nicht anders zu erwarten gewesen ist. Vor Ausbruch der globalen Finanzkrise wussten Anleger nicht wohin mit ihrem Geld, was dazu führte, dass insbesondere der Einzelhandelssektor in den USA über alle Maßen aufgepumpt wurde.

Heutiges Resultat ist, dass Amerika trotz der vielen Pleiten, Filialschließungen und Konkurse im gesamten Sektor noch immer „overstored“ ist.

Schließungswelle bei Mall- und Einkaufszentren

Hinzu gesellt sich eine Schließungswelle im Mall- und Einkaufszentrumbereich, die nun bereits seit dem Jahr 2008 anhält, und die zum Ergebnis hat, dass die CRE-Märkte mit einer stark wachsenden Anzahl von brach liegenden Verkaufsflächen geflutet werden. 

Gleichzeitig vergeht in diesen Tagen kaum noch eine Woche, in der es nicht zu weiteren Ankündigungen im Hinblick auf Kostensenkungsprogramme, Filialschließungen und einem teils massiven Arbeitsplatzabbau unter den angeschlagenen Sektorunternehmen kommt.

Allein seit Beginn dieses Jahres haben neun weitere große Einzelhändler Konkurs anmelden müssen. Diese Anzahl ist sehr hoch, wenn man bedenkt, dass wir uns zeitlich gerade einmal im Monat April befinden.

Bis zu 4.000 Geschäftsfilialen betroffen

Nicht  nur unter Analysten, sondern auch unter Konkursanwälten wird davon ausgegangen, dass es im laufenden Jahr zu einem neuen Höhepunkt in Bezug auf die Einreichung von Insolvenzen im stationären Einzelhandel in den USA kommen wird. 

Vor allem vielen kleineren Unternehmen droht schon bald das Cash auszugehen, was auch der Grund sei, weswegen die Dominos in absehbarer Zeit in einem noch weit intensiveren Tempo fallen könnten. Branchenschätzungen gehen davon aus, dass es in den nächsten Monaten zu einer Schließung von weiteren bis zu 4.000 Geschäftsfilialen im ganzen Land kommen wird.

Sollte sich die Bankrottwelle über die kommenden Monate in derselben Geschwindigkeit fortsetzen, drohe dem amerikanischen Einzelhandel im laufenden Jahr sogar eine noch weit massivere Schließungswelle als zu Zeiten der Bankenkrise im Jahr 2008, wie die Credit Suisse Group erst kürzlich in einem Sektorreport bekannt gegeben hatte.

10 Prozent aller Verkaufsflächen müssten eigentlich verschwinden

Und das will schon etwas heißen, wird doch vielerorts davon gesprochen, dass die USA vom Hineinrutschen in eine neue Rezession weit entfernt seien. Der anhaltende Aderlass unter den stationären Einzelhändlern im Land hat dazu geführt, dass in nicht wenigen Einkaufszentren mancherorts Hunderte Geschäfte verweist sind und leer stehen.

Aktuelle Sektoranalysen indizieren, dass trotz dieser dramatischen Entwicklung noch immer etwas mehr als 10% der in Amerika verfügbaren Verkaufsflächen vom Markt verschwinden müssten, um wieder ein etwas gesunderes Maß zwischen Angebot und Nachfrage herzustellen.

In Zahlen übersetzt heißt das, dass fast eine weitere Milliarde Quadratfuß an Verkaufsfläche in den USA eingestampft werden müsste. Erst kürzlich angekündigte Filialschließungen bei anhaltenden Massenentlassungen unter großen Einzelhändlern wie Macy´s, Kmart oder Sears hatten abermals für Entsetzen unter Analysten und Brancheninsidern gesorgt.

Onlinehandel – ein Faktor, aber nicht der alleinige

Gleichzeitig gräbt der massiv wachsende Onlinehandel vielen Stationäreinzelhändlern immer stärker das Wasser ab. Manche Beobachter warnen bereits davor, dass ein Wahrzeichen des American Way of Life am Aussterben sein könnte – die gute alte Shopping Mall, unter deren Dach sich Hunderte von verschiedenen Geschäften versammeln.

Eine wachsende Anzahl von Analysten warnt unterdessen davor, die Schließungswelle im amerikanischen Einzelhandel allein einem stark wachsenden Onlinegeschäft in die Schuhe zu schieben. Vielmehr mehrten sich die Hinweise darauf, dass sich Amerikas Wirtschaft in einer tektonischen Umbruchphase befinde.

Denn bereits seit leide Amerikas Einzelhandel unter einer teils deutlich sinkenden Nachfrage, bei einem sich beständig verschlechternden Geschäftsumfeld. Ganz anders wird die Situation erst dann noch aussehen, falls die Trump-Administration tatsächlich eine Grenzsteuer auf Industrie- und Konsumgütereinfuhren aus dem überseeischen Ausland verhängen sollte.

Denn dann werden sich nicht nur die Preise im amerikanischen Einzelhandel massiv verteuern, sondern es würde- wie die gesamte Branche vorbehaltlich schon einmal warnte – zu einem Abbau von Millionen Arbeitsplätzen im ganzen Land kommen. Donald Trumps propagierte Grenzsteuer könnte dem stationären Einzelhandel tatsächlich den Rest geben.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"