Nachdem sich bis vor wenigen Tagen noch alle Welt darüber wunderte, warum der Betreiber der inzwischen zusammengebrochenen Krypto-Börse FTX, Sam Bankman-Fried, nach wie vor auf freiem Fuß war und in den vergangenen Wochen selbst an einem durch die New York Times organisierten Symposium teilgenommen hatte, sind nach dessen jüngster Verhaftung auf den Bahamas inzwischen auch die einzelnen Anklagepunkte eines Bezirksgerichts im Bundesstaat New York publik geworden.

Um ihre Anlagegelder gebrachte Investoren wie auch der Rest der weltweiten Akteure an den Finanzmärkten rieben sich überdies verdutzt die Augen, nachdem Sam Bankman-Fried sich nach dem „unerwarteten“ Zusammenbruch seines Unternehmens seines Twitter-Accounts und anderen sozialen Medien bedient hatte, um ganz offen über seine begangenen Fehler – unter anderem auch in diversen Interviews – zu sprechen.

Kaum zu glauben…

Vor allem Anwälte wollten ihren Augen und Ohren angesichts dieser Entwicklung kaum glauben, da sich der einstige Star der Krypto-Szene auf diese Weise auf eine Art entblößte, die es den Sam Bankman-Fried in einem Prozess vertretenden Anwälten nahezu unmöglich machen würde, eine stringente Verteidigungsstrategie auszuarbeiten.

Mancherorts hieß es, dass es sich entweder um den größten Idioten auf Erden handele oder Sam Bankman-Fried sich in Vertrauen auf Gott in dessen Hände begeben habe.

Wie dem auch sei, so ist inzwischen publik geworden, dass der ehemalige FTX-Chef sich in acht Anklagepunkten vor einem Bezirksgericht im südlichen Distrikt des US-Bundesstaates New York wird verteidigen müssen.

Zu den schwerwiegendsten Anklagepunkten zählen unter anderem Überweisungsbetrug, der Missbrauch von Investorenanlagegeldern sowie Mitglied einer Verschwörung gewesen zu sein, bevor es zu dem Zusammenbruch seines Unternehmens gekommen war.

In der Anklageschrift heißt es beispielsweise, dass Sam Bankman-Fried sich mit Dritten darauf verständigt habe, die durch FTX.com verwalteten Anlagegelder von Investoren auf eine betrügerische Weise zu missbrauchen, um mit diesen Geldern Ausgaben und Schulden des zur Firmengruppe gehörenden Hedgefonds Alameda Research zu begleichen.

Anklage spricht von einer Verschwörung gegen und einem Betrug an den USA

Handelt es sich angesichts der zuvor aufgezählten Vergehen, die Sam Bankman-Fried zur Last gelegt werden, schon um ein sehr starkes Kaliber, so wird dies alles durch einen weiteren Anklagepunkt überschattet, der dem FTX-Gründer eine Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten von Amerika samt einer Verletzung der Polit-Kampagnengesetze in den USA zum Vorwurf macht.

Erinnert sei daran, dass Sam Bankman-Fried neben George Soros zu den größten Geld- und Spendengebern der Demokratischen Partei in den Vereinigten Staaten gehört hat. Aus exakt diesem Grund wurde mancherorts bislang davon ausgegangen, dass vielleicht eine schützende Hand über dem ehemaligen FTX-Gründer schweben könnte, deren Hintermänner Einfluss auf politische und / oder gerichtliche Entscheidungen nehmen könnten.

So heißt es in der Schrift, dass Sam Bankman-Fried sich mit Dritten verbündet und sich mit diesen zusammen dazu verschworen habe, strafbare Handlungen gegen die Vereinigten Staaten von Amerika zu begehen. In diesem Zusammenhang sei es zu einem Unterlaufen von zahlreichen Bundesgesetzen gekommen.

Weiter heißt es, dass Sam Bankman-Fried eine bundesstaatliche Behörde, in diesem Fall die Nationale Wahlkommission, einem Betrug unterzogen habe. Seit dem Zusammenbruch von FTX wurden sowohl auf den Bahamas als auch in den Vereinigten Staaten strafrechtliche Ermittlungen gegen Sam Bankman-Fried eingeleitet.

Wahlkampagnen der Demokratischen Partei rücken in den Fokus

Dass Sam Bankman-Fried vor seiner Verhaftung zu einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses aufgefordert wurde, hatte vielerorts zu kontroversen Diskussionen beigetragen.

Einerseits war nicht klar, ob Sam Bankman-Fried die Absicht verfolgte, sich dieser offiziellen Vorladung zu entziehen. Zum anderen sitzt diesem Ausschuss die demokratische Abgeordnete Maxine Waters vor, die in den vergangenen Wochen ihre liebe Not und Mühe hatte, Vorwürfe in Bezug auf eine politische Einflussnahme auf die Partei der Demokraten durch Sam Bankman-Fried aufgrund von dessen Wahlkampagnenspenden an die Partei abzuschmettern.

Denn im Mai dieses Jahres hatte Sam Bankman-Fried unter anderem öffentlich angekündigt, einen Betrag von zwischen 100 Millionen und einer Milliarde US-Dollar zugunsten desjenigen Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei spenden zu wollen, der im Jahr 2024 gegen Donald Trump antreten wird.

Allein im laufenden Jahr hatte Sam Bankman-Fried einen Betrag von gut vierzig Millionen US-Dollar an Wahlkampfspenden zugunsten der Demokratischen Partei vor den Mid-term-Wahlen in den USA geleistet.

Hartnäckige Gerüchte halten sich weiter und scheinen unkaputtbar

Nach wie vor halten sich Anschuldigungen, laut denen Sam Bankman-Fried die Krypto-Börse FTX genutzt haben soll, um über die Ukraine Geldwäsche zu betreiben, auf eine hartnäckige Weise. Gelder sollen mittels FTX von der Ukraine zu einem späteren Zeitpunkt zurück in die Vereinigten Staaten in die tiefen Taschen von Wahlkampagnenvertretern der Demokratischen Partei geflossen sein.

Hierbei handelt es sich um Vorwürfe, die durch Sam Bankman-Fried bislang stets bestritten wurden. Anfang Dezember brachte Elon Musk erneut Bewegung in diese Debatten, nachdem der Twitter-Chef ein Posting veröffentlichte, in dem es wie folgt lautete:

 

Übersetzung Will Manidis: „SBF spendet 40 Millionen US-Dollar, um nicht ins Gefängnis gehen zu müssen, weil er mehr als zehn Milliarden US-Dollar gestohlen hat…

Übersetzung Elon Musk: „Es handelt sich nur um den offiziell verlautbarten Betrag. Tatsächlich beläuft sich seine finanzielle Unterstützung zugunsten der Demokraten wohl auf über eine Milliarde US-Dollar. Irgendwo ist dieses Geld hingeflossen. Doch wohin?“

Insolvenzverwalter John Ray, III. wirft Sam Bankman-Fried unter einen fahrenden Bus

Nun, da Sam Bankman-Fried in einem Gefängnis auf den Bahamas auf seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten wartet, hat der zur Abwicklung von FTX berufene Insolvenzverwalter John Ray, III. diese Rolle übernommen, um vor den Mitgliedern des Finanzausschusses kein gutes Haar an der Führungs- und Organisationsstruktur des Unternehmens zu lassen.

Eine tatsächliche Führungsstruktur habe es bei FTX unter Bezugnahme auf die durch John Ray, III. vor dem Ausschuss getätigten Aussagen überhaupt nicht gegeben. Vielmehr wies John Ray, III. darauf hin, ein derartiges Versagen im Bereich der Unternehmenskontrolle in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen zu haben.

Es sei ferner nicht erklärbar, weshalb es an einer Vielzahl von finanziellen Statements sowie innerbetrieblichen Kontrollmechanismen schlichtweg gemangelt habe. Heißt also, dass es sie niemals gegeben hat. John Ray, III. selbst konnte sich diese Dinge nur anhand eines Mangels an unternehmerischer Erfahrung unter den Beteiligten erklären.

Gleichzeitig machte John Ray, III. darauf aufmerksam, dass die ehedem bei FTX zum Einsatz kommende IT- und Computerinfrastruktur hochrangigen Managementvertretern Zugang zu dem System, mittels dem die Kundenanlagegelder von Investoren verwaltet wurden, gegeben habe.

Ein Hoch auf das Laissez-faire!

Es habe in diesem Hinblick keinerlei Sicherheitskontrollen gegeben, um einen solchen Zugang zu verhindern. Folglich wäre es den Beteiligten, die über diesen Zugang verfügten, ein Leichtes gewesen, jederzeit Zugriff auf Kundenanlagegelder zu haben, und diese Gelder auch anderswohin umzuleiten.

Wie dem auch sei, so wird die Demokratische Partei inzwischen dazu aufgefordert, seitens Sam Bankman-Fried im Vorfeld der Mid-term-Wahlen in den USA erhaltene Spendengelder aufgrund der aktuellen Entwicklungen zurückzuzahlen.

Bislang hat die Partei-Führung in dieser Hinsicht versucht, den Kopf einzuziehen, ohne zu diesen Vorgängen irgendwelche Statements abzugeben. So hatten beispielsweise das House Majority PAC und das Senate Majority PAC in den letzten beiden Jahren Spenden in einem Gesamtumfang von sieben Millionen US-Dollar von Sam Bankman-Fried erhalten, wie die Washington Post berichtete.

Der Druck im Kessel nimmt zu…

Da Sam Bankman-Fried mittlerweile in den Vereinigten Staaten offen angeklagt wird, nationale Wahlkampagnengesetze unterlaufen zu haben, werden die Demokraten in diesem Hinblick in den nächsten Wochen unter aller Voraussicht unter einen zunehmenden Druck geraten.

Vor wenigen Tagen hatten auch die beiden Finanzaufsichtsbehörden Securities and Exchange Commission (SEC) und Commodity Futures Trading Commission (CFTC) eigene Anklagepunkte gegen Sam Bankman-Fried veröffentlicht.

Kritiker der beiden Behörden bemängeln, dass diese Aktivitäten wieder einmal zu einem viel zu späten Zeitpunkt erfolgt seien. Denn schließlich handele es sich im Fall von FTX um einen noch weitaus größeren Betrugsskandal als seinerzeit im Fall von Bernie Madoff.

Und so nutzten die zahlreichen Kritiker der SEC und der CFTC die sich bietende Chance, um beide Aufsichtsbehörden erneut den Vorwurf zu machen, nichts anderes als Papiertiger zu sein – oder angesichts von bestehenden Interessenkonflikten mit verschiedenen Akteuren an den Finanzmärkten verbandelt zu sein.

Ob es unter solchen Bedingungen zu einer unbeeinträchtigten Kontrollausübung über den Finanzmarkt kommen kann, sei dem jeweiligen Auge des Betrachters überlassen. Korruption im System findet mittlerweile auf allen Ebenen statt, und scheint immer mehr zum Vorschein zu kommen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von docdroid.net.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Bitcoin-Halter sollten weiter Vorsicht walten lassen. Die Krypto-Märkte haben sich in den letzten Wochen zwar ein wenig stabilisiert, doch eine echte Erholung der Kurse – allen voran von Bitcoin und Ethereum – ist bis dato ausgeblieben. Es könnte durchaus sein, dass es sich nur um eine Verschnaufpause handelt, bevor neue Enthüllungen und die Auswirkungen des FTX-Zusammenbruchs dieses Marktsegment abermals auf Talfahrt schicken werden.

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