Es war also in der Tat nur noch eine Frage der Zeit, wann die Währungs-, Bond- und Börsenturbulenzen in Russland und den Golfstaaten auf die westlichen Industrieländer überspringen würden. In einer derart stark vernetzten Welt lassen sich Krisen an den Finanzmärkten eben nicht lokal eindämmen. Ein Faktum, das man nun nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern wohl auch schon bald in Europa zu spüren bekommen wird.

 

Die weiter fallenden Rohölpreise bescheren den Währungen und Börsen in Russland und den Golfstaaten ein anhaltendes Schlachtfest. Es gab bis vor Kurzem noch eine ganze Menge von Cheerleadern, die tatsächlich der Ansicht waren, dass sich der abstürzende Rohölpreis und die daraus für viele Förderländer erwachsenden Konsequenzen lokal eindämmen ließen.

 

Der Absturz des russischen Rubels und die daraus resultierenden Finanzmarktturbulenzen an den heimischen Märkten sind spätestens heute auch auf den Rest der Welt übergesprungen. So ist es ausgerechnet der weltgrößte Anleihefonds Pimco, der in jüngerer Vergangenheit durch den unrühmlichen Abgang von Mohamed El-Erian und dessen Partner Bill Gross erschüttert wurde, der heute bekannt gab, mit stark wachsenden Kapitalverlusten aus dessen Russland-Engagements zu rechnen. 

Nicht nur die russischen Bondpositionen von Pimco sind in Gefahr. Vielmehr zeigt sich gerade, dass jede in den USA registrierte und eingegangene Rubel-Option bullisher Natur nahezu wertlos geworden ist. Was daraufhin folgte, war die Ankündigung, dass Devisen- und Börsenbroker in New York und London für ihre Kunden keinen Rubelhandel mehr ausüben werden.

Selbst Sergej Shvetsow, stellvertretender Zentralbankgouverneur äußerte auf einer Konferenz in Moskau sein Erstaunen über die Geschwindigkeit des Rubel-Verfalls. Laut seiner Aussage sei die vorgestern verkündete Anhebung des Leitzinses auf 17% eine sehr schlechte Option unter vielen noch schlechteren Optionen gewesen. Unterdessen sank der Außenwert des Rubels weiter. Werte unter 80 gegenüber dem USD entsprechen neuen Rekordtiefs, die zu Verkaufspaniken an der Moskauer Börse führten.

Derzeit schießen Spekulationen ins Kraut, nach denen das russische Wirtschaftsministerium schon bald einen Erlass verkünden könnte, laut dem die Erlaubnis eines Tauschs von Rubel in USD limitiert oder gar gänzlich verboten werden soll. Die aktuellen Entwicklungen lassen sich durchaus in einer Weise interpretieren, die aufzeigt, wie schnell die Politik die Kontrolle über die Ereignisse an den Finanzmärkten verlieren kann. Wenn sie überhaupt irgendeine Art von Kontrolle ausübt, was ich stets aus vielerlei Gründen bezweifelte.

Um auf Pimco zurückzukommen, so lässt sich sagen, dass deren $3,35 Milliarden schwerer Schwellenländerbondfonds bislang mit am härtesten unter allen Anlagefonds getroffen wurde. Allein im vergangenen Monat beliefen sich die Verluste auf knapp 8%, während die Einbußen mit jedem Tag wachsen. Für einen Bondfonds ist das schon gewaltig, zumal ein großer Teil der Anlagegelder in Unternehmensbonds gehalten wird.

Natürlich wurden Spekulanten, Händler und Investoren auch an den Währungsoptionsmärkten hart getroffen, nachdem der Rubel allein in diesem Jahr 52% an Wert einbüßte. An den Optionsmärkten befinden sich kaum mehr irgendwelche Call Options noch im positiven Bereich. Zudem stieg die Volatilität an den Währungsmärkten zuletzt ins Unermessliche, was Brokerhäuser nun dazu veranlasst, den Währungshandel für die eigenen Kunden zu suspendieren. Aber es sollte diesmal doch alles anders kommen, nicht? Unfassbar, wer tatsächlich immer noch an solche Märchen geglaubt hat....

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