Australiens Großbanken ziehen sich heimlich, still und leise immer stärker aus Asien zurück. Zuletzt war es die Australia and New Zealand Banking Group, die einen Anteil von 20% an der Shanghai Rural Commercial Bank verkaufte.

Gleichzeitig stieg eine der größten australischen Geschäftsbanken auch komplett aus ihren Aktivitäten in Indonesien und in Malaysia aus. Beobachter stellen sich selbstverständlich die Frage, worauf diese Entwicklung basieren könnte.

Unter Investoren wird der Rückzug begrüßt, da sich die einstigen Hoffnungen, die mit einem Einstieg auf dem asiatischen Kontinent verbunden gewesen seien, in vielen Fällen nicht erfüllt hätten. Eine verstärkte Fokussierung auf Geschäfte in der Heimat fällt auf fruchtbaren Boden.

Man versprach sich viel von der Globalisierung...

Dabei hatten dem Freihandel nahestehende Apologeten und Befürworter eine Diversifizierung der Geschäftsaktivitäten unter Unternehmen und Banken seit Beginn der 1990iger Jahre doch gebetsmühlenartig immer wieder angemahnt.

Stets hieß es, dass eine solche Diversifizierung zur Prosperität der heimischen Wirtschaft einen großen Beitrag leisten würde. Mancherorts haben sich die erhofften Profitsteigerungen jedoch augenscheinlich nicht eingestellt.

Dies könnte auch an überseeischen Regulierungsvorschriften und einer nicht durchschaubaren Intransparenz in manch ausländischen Märkten liegen. Schon der angekündigte Rückzug der australischen Firmen Foster´s und Lion Nathan´s aus China hatten auf dem fünften Kontinent eine Debatte in Gang gesetzt, die sich im Kern um die Nachhaltigkeit von Investitionen in benachbarten Auslandsmärkten drehte.

Dass beide Unternehmen dann auch noch durch Wettbewerber aufgekauft und übernommen worden sind, gilt vielen Australiern als Warnsignal, die Dinge in absehbarer Zukunft nicht besser, so jedoch anders zu gestalten.

Aktueller Ausblick für die australische Wirtschaft

Wie steht es in diesem Kontext um den aktuellen Ausblick für die australische Wirtschaft? Laut der meisten Analystenhäuser nicht allzu gut. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass ein moderates Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren zur neuen Realität in einer von exzessiven Schulden im Privatsektor belasteten Ökonomie avancieren werde.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass Australien noch nicht einmal über eine Anzahl von 25 Millionen Einwohnern verfügt. Aus diesem Grund erweist sich der Wachstumsausblick in der Heimat für viele Unternehmen in den meisten Sektoren als ebenfalls äußerst moderat.

Eine voranschreitende Refokussierung unter Australiens Banken und Unternehmen auf die heimischen Märkten wird aus diesem Grund mit einem knallharten Wettbewerb in der Heimat einhergehen, aus dem eine Vielzahl von Playern in den nächsten Jahren ausscheiden oder durch Konkurrenten übernommen werden dürfte.

Abschwächung der Konjunktur bei den asiatischen Nachbarn

Insbesondere für die vier australischen Großbanken wird mit Blick auf die nächsten Jahren sehr wahrscheinlich die Devise gelten, den eigenen Marktanteil in der Heimat aufrecht zu erhalten und die eigenen Claims gegen Konkurrenten abzusichern und zu verteidigen.

Alternativ würde sich die Suche nach der Erschließung von neuen Märkten anbieten. Eine solche Strategie könnte sich als schwierig erweisen, insbesondere im Angesicht der Tatsache, da sich die in den letzten Jahrzehnten generierten und astronomischen Wachstumswerte auf dem benachbarten asiatischen Kontinent immer stärker abschwächen.

Eine Reihe von Beobachtern kann dem sich tendenziell forcierenden Rückzug australischer Unternehmen und Banken aus Asien trotz allem nichts abgewinnen. Deren Argumente fußen auf der Beobachtung, dass Asiens wachsender Reichtum und dessen wachsende Mittelklasse nach wie vor Ziel der Absatzstrategien unter Australiens Unternehmen bleiben sollten.

Kann es ein Freihandelsabkommen richten?

Ein erst kürzlich in den Vereinigten Staaten erschienener Bankenbericht machte darauf aufmerksam, dass eine Expansion der Finanzdienstleistungsangebote im Reich der Mitte bis zum Jahr 2025 mit der Generierung von geschätzt weiteren bis zu 1,4 Billionen US-Dollar an dortigen Konsumausgaben Hand in Hand gehen werde.

Auch innerhalb der australischen Regierung wird einer Aufrechterhaltung und Expansion des Freihandels in der Asien-Pazifik-Region mehrheitlich das Wort geredet. Darauf weist neben dem Abschluss eines bilateralen Freihandelsabkommens zwischen Australien und China auch der Aufruf an die Unternehmen zu verstärkten Investitionen im Reich der Mitte hin.

Allerdings fallen diese Aufrufe insbesondere in der australischen Bankenwelt keineswegs mehr auf fruchtbaren Boden. Erst neulich war es ANZ-Chef Elliott, der darauf hinwies, dass sich die in der Vergangenheit verfolgte Strategie, im überseeischen Ausland mitmischen zu müssen, koste es, was es wolle, nicht selten als schmerzhaft erwiesen habe.

Expansionsstrategien in ausländischen Märkten: Ist "dabei sein" wirklich alles?

Wenn Unternehmen mit Blick auf eine Auslandsexpansion nicht stringente Pläne verfolgten, die sich überdies nur auf Basis eines Zugangs zu ausreichenden Ressourcen verwirklichen ließen, würden im Ausland verfolgte Geschäftsaktivitäten in den meisten Fällen in Tränen enden, so Elliott.

Vielerorts sei die überseeische Expansion und eine damit einhergehende globale Ausrichtung in der Vergangenheit mit dem Slogan Hand in Hand gegangen, dass das Dabeisein nach Art der Olympischen Spiele alles sei.

Doch wie ein kürzlich durch CPA veröffentlichter Bericht konstatierte, sei es dringend angeraten, dass Australiens Banken- und Unternehmenschefs sich vor einer angedachten Auslandsexpansion überhaupt erst einmal einen weitaus fundierten Überblick über die Lage, die Kultur und die Gepflogenheiten in den anvisierten Märkten verschafften.

Nicht selten habe sich ein erhoffter Expansionserfolg in der Vergangenheit allein schon aufgrund von fehlendem Wissen und Know-how im Hinblick auf die oben genannten Aspekte als Desaster erwiesen. Ganz besonders gelte dies in Bezug auf den asiatischen Kontinent.

Starke Fixierung auf chinesischen Markt

In dem anhaltenden Rückzug der vier australischen Großbanken aus den Märkten Asiens spiegelt sich das wachsende Widerstreben, auch in der Zukunft kaum einschätzbare Risiken in Auslandsmärkten einzugehen und den Erfolg der eigenen Geschäftsaktivitäten auf diese Weise zu gefährden.

Diese Sichtweise scheint zurzeit jedoch nicht für alle australischen Unternehmen zu gelten. Nach wie vor wird der chinesische Markt als der Wachstumsmarkt für australische Produkte schlechthin gesehen.

Dies gilt nicht nur aufgrund der geografischen Nähe zu China, sondern auch auf Basis von Berechnungen, die Chinas Mittelklasse bis zum Jahr 2022 auf 550 Millionen Mitglieder anwachsen sehen.

Kritiker verweisen auf das Argument, dass Australien sich – falls die aktuelle Entwicklung sich durchsetzen sollte – schon in wenigen Jahren nur noch an der Peripherie des asiatischen Kontinents wiederfinden werde.

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