Australiens Häuserpreise kannten in den vergangenen Jahren nur eine Richtung: und zwar die nach oben. Warnungen vor dem Platzen einer massiven Immobilienblase gab es in den letzten Jahren gewiss in ausreichender Anzahl.

Verschuldungsniveau in bisher unbekannter Dimension

Doch rekordniedrige Zinsen und die durch große Zentralbanken rund um den Globus in das Finanzsystem eingepumpte Liquidität hatten die Häuserpreise in Down Under – ähnlich wie in Kanada, den USA, Skandinavien oder Großbritannien – weiter abheben lassen.

Dementsprechend sieht auch das private Verschuldungsniveau in der genannten Ökonomie aus – nie waren die ausstehenden Schulden unter Privathaushalten dieser Wirtschaftsräume in der Geschichte jemals höher. Es ist exakt diese Tatsache, die einer wachsenden Anzahl von Ökonomen und Beobachtern Sorgenfalten in die Stirn treibt.

Auch chinesisches Fluchtgeld treibt die Immo-Preise

Ein Großteil dieser aufgenommenen Schulden ist in den Kauf von Immobilien geflossen. In Australien kommt hinzu, dass es – ähnlich wie in den USA, Großbritannien, Neuseeland und Kanada – viele Ausländer sind, die die Immobilienpreise durch anhaltende Käufe weiter nach oben getrieben haben (Stichwort: chinesische Fluchtgelder).

In Down Under hat sich inzwischen eine politische Bewegung gebildet, die die Regierung in Canberra unter Druck zu setzen beginnt. Denn die Kampagnenmacher insistieren darauf, Einheimischen endlich gesetzlich Vorfahrt vor Ausländern in Sachen Immobilienkauf einzuräumen.

Die Unzufriedenheit wächst – Kampagne fordert bereits Bevorzugung der Einheimischen

Das mit den Preissteigerungen einhergehende Problem leitet sich insbesondere aus der Tatsache ab, dass sich viele einheimische Kaufinteressenten – darunter vor allem junge Personen – de facto aus den Immobilienmärkten ausgepreist sehen. Der Kauf einer eigenen Immobilie wird für einen großen Teil der jungen Bevölkerung im Angesicht der aktuellen Entwicklung zeitlebens nur ein Traum bleiben. Dementsprechend groß ist die Unzufriedenheit mit der Situation unter weiten Bevölkerungsgruppen.

Aufhorchen ließen jedoch jüngste Publikationen zur Hauspreisentwicklung in Australien. Denn eine der weltweit größten Preisblasen, die sich im Verlauf der vergangenen Jahre in Sydney ausgebildet hat, könnte tatsächlich angepiekst worden sein.

Dort sanken die Immobilienpreise im Monat Juni im Vergleich mit der Vorjahresperiode nämlich um 4,6%. Während die Häuserpreise um 6,2% zurückgingen, erwies sich der im Juni gemessene Preisrückgang unter Eigentumswohnungen mit einem Abschlag von 0,7% als weit moderater - wie aus einem neuen Bericht der Analysefirma CoreLogic hervorgeht.

Sydney: Preisrückgang vor allem im Luxussegment – Haben wir im September das Preishoch gesehen?

Interessant ist die Tatsache, dass die Immobilienpreise im obersten Marktsegment im Juni am stärksten gesunken sind. Hier fielen die Preise gar um überdurchschnittliche 7,3%. Es erweckt aus heutiger Sicht den Eindruck, als ob es im September vergangenen Jahres zur Ausbildung eines Preishochs gekommen ist.

Immerhin ist der breit gefasste Daily Home Value Index in den letzten neun Monaten um 5% gesunken. Im Angesicht dieser Entwicklung sollte allerdings nicht unter den Teppich gekehrt werden, dass die Immobilienpreise in Sydney zwischen Ende des Jahres 2009 und September 2017 um mehr als 80% in die Höhe geschossen waren.

Noch bemerkenswerter ist, dass die Immobilienpreise in Down Under selbst im Zuge der globalen Finanzkrise lediglich um moderate 4,65% gesunken waren. Gegen die massiven Preiseinbrüche in den USA, Spanien oder Irland zum selben Zeitpunkt nahm sich dieser Rückgang somit wie ein Witz aus.

Ursachenforschung…

Doch vielerlei Indikatoren deuten zurzeit darauf hin, dass sich an Australiens Häusermärkten Veränderungen einstellen. Vielleicht mag dies auch daran liegen, dass australische Banken und Kreditgeber momentan durch den Fleischwolf der Royal Commission gedreht werden. Eine immer längere Liste an Schandtaten, insbesondere im Hypothekensektor des Landes, kommt in diesen Tagen zum Vorschein. Andernfalls hatten Australiens Aufsichtsbehörden – ähnlich wie in Kanada – die Regulierungsgesetzgebung verschärft, um einer Überhitzung im heimischen Immobiliensektor vorzubeugen.

Vielleicht zeigen manche dieser Regulierungsverschärfungen gerade ihre Auswirkungen. Doch die Preisrückgänge an den Immobilienmärkten scheinen mir eher aus einer anderen Ecke zu kommen: Es sind nämlich die heimischen Banken und Kreditgeber, die sich ganz plötzlich in weit stärkerem Maße als in der Vergangenheit auf das explodierende Verhältnis zwischen der Verschuldung und der Einkommenssituation unter Kreditnehmern fokussieren.

Es erweckt aus dieser Perspektive fast den Eindruck, als ob das oft herunter gebetete Mantra, laut dem „die Häuserpreise auf ewig prosperieren werden“, langsam aber sicher ausgedient zu haben scheint. Sowohl unter Investoren und Spekulanten als auch unter Banken und Kreditgebern scheint der Appetit zur Finanzierung von weiteren Immobilienspekulationsgeschäften fürs Erste wohl erst einmal erloschen zu sein.

Auch in Melbourne kommt langsam Sand ins Getriebe der lokalen Häusermärkte. In Melbourne bildeten die Immobilienpreise ihre Hochs rückblickend erst im Dezember 2017 aus. Seitdem sind die Immobilienpreise dort um 2,1% gesunken - lagen im Juni jedoch noch immer um 1% oberhalb der Vorjahrespreise.

Abschließend soll noch ein Blick auf den Index geworfen werden, der die Preisentwicklung in den fünf größten Metropolen des Landes (Sydney, Melbourne, Brisbane, Adelaide und Perth) abbildet. Dieser 5-Städte-Index ist seit Juni letzten Jahres um insgesamt 1,7% gesunken.

Auf Monatsbasis befindet sich der Index nun bereits seit neun aufeinander folgenden Monaten im Abschwung. Im Vergleich mit dem im Oktober letzten Jahres ausgebildeten Hoch hat der Index inzwischen 2,5% eingebüßt.

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