Zentralbank senkt Zins nahe Null & erweitert QE-Programm

Australiens Zentralbank hat ihren Leitzins gestern auf nahe null Prozent abgesenkt und das eigens betriebene QE-Programm nochmals ausgeweitet. Auf diese Weise soll einer Krise, wie sie nur einmal in einem Jahrhundert vorkomme, entgegengewirkt werden, wie es hieß. Laut Beobachtern habe die Reserve Bank of Australia (RBA) jetzt drei weitere Pfeile aus dem eigenen Köcher verschossen.

  1. Absenkung des Zinssatzes für Übernachtkredite um 15 Basispunkte auf 0,1 %, woran sich laut eigener Prognose nichts ändern soll bis die heimische Inflation auf einen Wert von zwei bis drei Prozent geklettert sein wird.

  2. Kürzung des eigenen Zielsatzes im Bereich der dreijährigen Staatsanleihen auf 0,1 %.

  3. Expansion des eigenen QE-Programms um zusätzliche 100 Milliarden australische Dollar (umgerechnet 70,4 Milliarden US-Dollar) über die nächsten sechs Monate mit dem Ziel einer Zinsrepression im Bereich der fünf- bis zehnjährigen Staatsanleihen.

Seit drei Jahrzehnten erst mal wieder in der Rezession

Australiens Wirtschaft ist im laufenden Jahr erstmals seit drei Jahrzehnten wieder offiziell in eine Rezession geschlittert. Auch in Down Under haben teils schwerwiegende Coronavirus-Lockdowns wie im Bundesstaat Victoria und der Metropole Melbourne einen hohen Tribut im Unternehmenssektor gefordert. Hunderttausende haben ihre Beschäftigung verloren.

 

Arbeitslosenquote legt zu

Die offizielle Arbeitslosenquote ist in Australien im Jahresverlauf auf knapp sieben Prozent gestiegen, nachdem dieser Wert vor dem Ausbruch der globalen Pandemie um die Marke von fünf Prozent pendelte. Unter Bezugnahme auf Ökonomen läge die Arbeitslosenquote noch bei Weitem höher, wenn all jene zurzeit durch den Staat finanziell unterstützten Personen mit in die offiziellen Kalkulationen eingerechnet würden.

 

Lockdown-Maßnahme gelockert, doch Grenzen bleiben bis Sommer 2021 dicht – schwache Investitionsbereitschaft und Konsum

Erst vor wenigen Tagen wurden die weltweit mit striktesten Ausgangsbeschränkungen in den durch die Coronavirus-Pandemie betroffenen Regionen gelockert, während die internationalen Grenzen wahrscheinlich noch bis Sommer nächsten Jahres geschlossen bleiben werden. Nicht nur die Investitionsbereitschaft unter heimischen Firmen, sondern auch die Konsumausgaben unter privaten Verbrauchern erweisen sich im aktuellen Umfeld als ziemlich mau.

Vordergründig wahrscheinlich den Versuch unternehmend, die australische Binnenökonomie anzukurbeln, dürfte sich ein noch weitaus wichtigeres Motiv hinter der gestrigen Bekanntgabe der RBA verbergen. Unter aller Voraussicht dürfte mit der vermeldeten Lockerung der heimischen Geldpolitik das primäre Ziel verbunden sein, Australiens Dollar im Außenwert zu senken.

Währungsschwächung war erklärtes Ziel – doch es kam anders!

Und in der Tat, in einer schriftlichen Erklärung, deren Publikation sich an die gestrige Zinssitzung anschloss, teilte RBA-Gouverneur Lowe mit, dass eines der hauptsächlich verfolgten Ziele der Notenbank mit einer stärkeren Schwächung der Wechselkursrate des australischen Dollars – als andernfalls zu erwarten – verbunden sei.

Interessant war am gestrigen Handelstag dann allerdings die Reaktion auf diese Ankündigung an den internationalen Währungsmärkten. Nachdem das Währungspaar AUD/USD im ersten Moment moderat sank, setzte der australische Dollar plötzlich zu einer Gegenbewegung an, um gegenüber dem US-Dollar in einen Rallymodus überzugehen.

 

Ein Zeichen der Machtlosigkeit von Notenbanken?

Vielleicht ist diese Beobachtung nur eine weitere Bestätigung dafür, wie bizarr Reaktionen an den globalen Währungsmärkten inzwischen ausfallen können – und mit welchem Grad der Machtlosigkeit Notenbanken auf eine Erfüllung ihrer selbst gesteckten Ziele hoffen.

Die gestern beschlossenen Maßnahmen der RBA zielen darauf ab, den Außenwert des australischen Dollars zu schwächen. Doch die Tatsache berücksichtigend, dass die RBA nun einen Großteil ihrer bis dahin noch im Köcher verbliebenen Pfeile verschossen hat, erweist sich das gestern zu beobachtende Resultat alles andere als zufriedenstellend.

Nicht von ungefähr rufen Ökonomen und Analysten die Regierung in Canberra dazu auf, zusätzliche Fiskalprogramme auf den Weg zu bringen, um die angeschlagene australische Wirtschaft anzukurbeln.

Bis dato hat die australische Zentralregierung ein Nothilfeprogramm in Höhe von 300 Milliarden australischen Dollar lanciert, um dem diesjährigen Wachstum unter die Arme zu greifen. Hierin enthalten ist ein Betrag in Höhe von 17,8 Milliarden australischen Dollar, die den Bürgern in Form von Steuersenkungen zugutekommen werden.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Es bleibt abzuwarten, wie der australische Dollar, der ein Stellvertreter für den chinesischen Yuan/Renminbi ist, im Außenwert geschwächt werden soll, wenn die RBA zum jetzigen Zeitpunkt fast alles in den Ring wirft, was ihr noch an Munition zur Verfügung gestanden hat, um daraufhin die Erfahrung zu machen, dass das genaue Gegenteil des zuvor erhofften Resultats dabei herauskommt.

Von einer Intensivierung der Spannungen an den internationalen Währungsmärkten ist auszugehen, da jeder große Wirtschaftsraum – ähnlich wie in jenen Zeiten der letzten großen Wirtschaftskrise in den Jahren 2007 bis 2010 – den Versuch unternehmen wird, seine Exporte mittels einer Schwächung der eigenen Währungen flott zu bekommen und anzukurbeln.

Diesen Beggar-thy-neighbor Maßnahmen bedienen sich Zentralbanken rund um den Globus nun jedoch schon seit mehr als zehn Jahren, was einen Währungskrieg rund um den Globus befördert hat, der lange schon die nächste Stufe zu einem Handels- und Technologiekrieg erklommen hat. Gleichzeitig beobachten wir auf der ganzen Welt zunehmende Spannungen im militärischen Bereich, so dass zu hoffen bleibt, dass nach einer „verlorenen Dekade“ und dem Erreichen des finalen Stadiums des aktuellen Zyklus´ nicht abermals Konflikte durch einen Griff zu den Waffen gelöst werden…

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge.

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