Der spanische El Economista publizierte zuletzt einen interessanten Bericht eines Analysten der italienischen Investmentbank Mediobanca. Rund um den Globus konnten Bankaktien – bis auf wenige Ausnahmen – in den vergangenen Monaten teils deutlich im Aktienkurs zulegen. Mancherorts gar um bis zu 50%

Auch Spanien machte dabei keine Ausnahme. Dabei stellt sich nach wie vor die Frage, wie sicher das spanische Bankensystem überhaupt ist. Auffällig ist, dass die Aktie des Kreditgebers Banco Popular von der im Bankensektor zu beobachtenden Rallye völlig kalt gelassen wurde.

Dabei, so der Autor des Berichts, stünde keineswegs fest, ob Banco Popular in nächster Zeit nicht gar ein heftiger Absturz drohen könnte, von dem Ansteckungsgefahren für Spaniens Bankensystem ausgehen könnten. Immerhin handelt es sich im Fall von Banco Popular um den drittgrößten Kreditgeber Spaniens.

Moody´s senkt Daumen

Nach wie vor schwebt das Damoklesschwert eines Zusammenbruchs über der Bank, das sich wohl nur dadurch entschärfen ließe, falls Banco Popular endlich einen Konkurrenten ausmachte, der sich zu einer Übernahme des Instituts bereiterklären würde. Im Laufe des vergangenen Jahres büßte die Banco Popular mehr als 60% ihres Marktwerts ein.

Seit Jahresbeginn hat das Papier weitere 30% an Wert eingebüßt. Kaum ein Wunder, dass das Institut schon seit Langem ein Ziel von Leerverkäufern und shortenden Hedgefonds geworden ist. Delikat ist, dass die Ratingagentur Moody’s Investors Service die ausstehenden Senior-Schulden des Instituts auf B1 – und somit Junk – herabgestuft hat.  

Der Ratingausblick bleibt zudem negativ. Moody´s begründet die eigene Vorsicht mit den „schwachen Solvenzniveaus“ und der sich zusehends verschlechternden Kapitalausstattung des spanischen Kreditgebers. Um im Rennen zu bleiben, muss Banco Popular im laufenden Jahr abermals Kapital in Höhe von 4 Milliarden Euro aufnehmen.

Eine gewaltige Hausnummer für ein Institut, das mittlerweile gerade noch über eine Marktkapitalisierung von knapp 3 Milliarden Euro verfügt. Von dem an der Börse im Zuge der letzten drei Kapitalerhöhungen in einer Gesamthöhe von 5,4 Milliarden Euro aufgenommenen Geld ist zudem kaum noch etwas da.

 

Abzug der Bankeinlagen

Einlagen abfluss Manche Investoren der Bank, die Popular nun unverhohlen mit einer Klage aufgrund einer bewussten Irreführung von Anlegern drohen, scheinen unterdessen langsam aufzuwachen. Die Kontokunden des Instituts scheinen ebenfalls aufgewacht zu sein. Wie anders erklärt es sich, dass ein Großteil der bei Popular bislang gehaltenen Einlagen und Ersparnisse zu anderen Instituten transferiert werden?

Allein im vergangenen Jahr verlor die Bank rund 7% ihrer Kontoeinlagen. Unter Bezugnahme auf einen jüngst veröffentlichten Bericht der Finanzzeitung El Confidencial, habe sich der zu beobachtende Kontenabfluss von einem Tropfen in einen stetigen Strom verwandelt. Und wie reagiert die Bank auf diese unschöne Entwicklung?

Ganz so, wie man es erwartet hätte. Die Kontokunden offerierten Zinsen belaufen sich im aktuellen Negativzinsumfeld in der Eurozone auf 0,75% bis 4% pro Jahr. Welche Margen die Bank im so wichtigen Zinsgeschäft auf Basis solcher Zinsangebote erwirtschaften will, steht in den Sternen.

Schlechtes Klima bleibt

Bei Mediobanca kommt man zu dem Schluss, dass umso mehr sich die Situation bei Popular verschlechtere, desto wahrscheinlicher sei es, dass auch andere Institute im spanischen Bankensektor in Mitleidenschaft gezogen werden. Es sind also nicht nur die Kleinbanken, die mit großen Problemen zu kämpfen haben.

Zuletzt war es auch der Platzhirsch BBVA, der mit der Meldung eines Bruttoverlustes in Höhe von 608 Millionen Euro seine Anleger schockte. Erinnern wir uns daran, dass das Management von BBVA im vergangenen Jahr lautstark davor gewarnt hatte, dass die Zins- und Geldpolitik der EZB das Institut kaputtmache (ich berichtete).

Hinzu kommt, dass Schwellenländer wie Mexiko und die Türkei mittlerweile mehr als zwei Drittel zu den weltweiten Gewinnen von BBVA beitragen. Die sich daraus ableitenden Risiken und Gefahren sind hinlänglich bekannt. Dies gilt umso mehr, als dass sich die Warnungen vor ausufernden Schuldenständen in den Schwellenländern zuletzt intensivierten.

Bei dem größten Konkurrenten von BBVA, Spaniens auf Basis des Marktwerts größtem Institut Santander, sieht die Lage kaum besser aus, zumal Santander eines der Festlandinstitute sein wird, die durch den Brexit am härtesten getroffen werden. Investoren sind ob dieser Entwicklung noch immer ungemein ruhig beziehungsweise schläfrig.

Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund, als dass der spanische Bankensektor bereits einen Bailout durch die Europäische Union hinter sich hat. Phrasen, laut denen die spanischen Banken in diesem Zuge von ihrem toxischen Müll gesäubert und wieder auf die Beine gestellt worden seien, klingen im Angesicht der aktuellen Entwicklungen hohler und lächerlicher denn je. 

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