Um die italienische Traditionsbank Monte die Paschi di Siena, der gleichzeitig ältesten Bank der Welt, ist es ziemlich übel bestellt. Zusammengehauen der Aktienkurs, hinab geshortet auf mickrige 17 Euro-Cent, führt das Wertpapier an der Borsa Italia bereits seit geraumer Zeit nur noch ein Pennystock-Dasein.

Tja, was soll man schon noch sagen zu den Entwicklungen? Bereits vor zwei bis drei Jahren hatte ich gemutmaßt, dass Italiens Bankensektor bald wieder in den Fokus der Finanz- und Kapitalmärkte rücken würde. Spätestens seit dem Kollaps von vier Regionalbanken in der schönen Toskana im Dezember letzten Jahres, wird die Luft nun immer dünner.

Leerverkaufsverbot verlängert

Die Dinge verschlechtern sich gerade auf eine Weise, dass Italiens Bankenaufsichtsbehörde Consob ihr Leerverkaufsverbot für heimische Bankentitel abermals verlängert hat. Nun, wer auf den Kursverlauf Monte dei Paschis blickt, wird spätestens jetzt wissen, dass Aktien auch gegen Null sinken können, weil sich die Aktionäre in Scharen aus einem Wert verabschieden.

Eingeführt hatte Consob das Leerverkaufsverbot am 07. Juli, kurz nachdem das Papier von Monte dei Paschi an nur einem Handelstag um mehr als 20% in die Tiefe gerauscht war. Seit dem Inkrafttreten des Leerverkaufsverbots hat sich der Aktienkurs nochmals halbiert. Und in Bezug auf das jüngst initiierte „Rettungsprogramm“ wachsen die Zweifel am Finanzmarkt.

Bedenken Sie dabei, dass es sich seit Ausbruch der globalen Finanzkrise bereits um das dritte Programm handelt, dem das Etikett „Rettung“ aufgeklebt worden ist. Und laut italienischer Medien hat sich die Situation in den letzten Wochen nochmals deutlich verkompliziert. Was wird auf die verbliebenen Anteilseigner im schlimmsten aller Fälle zukommen?

Blickt man auf die aktuelle Gesetzeslage, so greifen seit Beginn dieses Jahres auch im EU-Raum die nahezu auf weltweiter Ebene verabschiedeten Bail-in-Richtlinien. Übersetzt heißt das, dass eine Bank abgewickelt wird, indem zuerst die Aktionäre, dann die Anleihehalter des Instituts wie auch die Konteninhaber in die Pflicht genommen werden.

Offiziell werden Bankguthaben bis zu einem fixen Betrag durch den Einlagensicherungsfonds garantiert. Ich sage explizit „offiziell“, da ich vor drei bis vier Jahren mal ein mathematisches Exempel aufgemacht hatte, was derartige Versprechen im Angesicht eines kollabierenden Banken- und Fractional Reserve Lending Systems überhaupt wert wären – nämlich gar nichts!

Kriminelle Aktivitäten des Bankmanagements

Die Aktionäre der Monte dei Paschi sind so oder so schon am Haken. Egal, ob es zu einem Bail-in oder letztendlich doch wieder zu einer Gesetzesaushebelung zum Zweck eines Bailout durch die Regierung kommen wird. Viel ist die Bank ohnehin schon nicht mehr wert. Im Fall eines Bailouts würde die Aktienanzahl dann auch noch massiv verwässert. 

Ebenso wie die Deutsche Bank AG steht Monte dei Paschi in Italien im offenen Kreuzfeuer der Kritik, weil der Kreditgeber in der Vergangenheit kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen hat, indem sich das Management an kriminellen Aktivitäten aktiv beteiligte. Darauf weist unter anderem auch eine jüngste Anordnung eines Mailänder Gerichts hin.

Neben Monte dei Paschi wurden auch die Deutsche Bank AG und Nomura unterrichtet, dass auf die drei Institute eine Welle von Klagen und Prozessen kommen wird, um den Akteuren nachzuweisen, sich der Finanz- und Wirtschaftskriminalität schuldig gemacht zu haben. Die Angelegenheit ist recht delikat.

Gefährliche Derivatebombe

Denn wie Bloomberg zuletzt berichtete, sollen all diese Aktivitäten in die Zeit fallen, in der EZB-Präsident Mario Draghi noch Chef der italienischen Zentralbank gewesen war. Klicken Sie den obigen Link mal an, denn aus dem Bloomberg-Bericht geht klar und deutlich hervor, dass Italiens Zentralbank über das vermeintlich kriminelle Handeln der drei Banken im Bilde gewesen sei.

Was auf die Deutsche Bank AG und deren Parallel- und Derivateuniversum zurollen könnte, ließ sich in einem kleineren Ausmaß seit Ausbruch der globalen Finanzkrise bereits bei Monte dei Paschi beobachten. Denn der ältesten Bank der Welt wurde eben jener Bereich zum Verhängnis. 13 (ehemalige und noch aktive) Manager der Bank werden dafür demnächst vor Gericht stehen. 

Vergleichbar mit den Derivatekonstrukten, die Konkurrent Goldman Sachs im Fall von Griechenland aus der Taufe gehoben hatte, scheint die durch Monte dei Paschi konstruierte Derivatebombe explosive Folgen zu haben, was vor allem unter Berücksichtigung eines Betrags von mehr als 40 Milliarden Euro in Form von faulen Krediten gilt, die sich für Monte dei Paschi als uneinbringbar erweisen.

Notgipfeltreffen

Und so kam es am Montag dieser Woche denn auch zum nächsten Notgipfeltreffen in Italien, an dem neben Wirtschaftsminister Padoan auch zahlreiche Vorstandsvorsitzende aus dem heimischen Bankensektor teilgenommen hatten. Selbstverständlich durfte auch Italiens aktueller Zentralbankchef Visco nicht fehlen. Worum es ging?

Angeblich drehte sich das Treffen neben der aktuellen Situation bei Monte dei Paschi auch voll und ganz um eine Anzahl von kleineren Kreditgebern wie Etruria und Carife, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Laut italienischer Medien scheint man zu dem Fazit gekommen zu sein, dass der durch die US-Großbank JPMorgan initiierte Rettungsplan für Monte dei Paschi (ich berichtete mehrfach) auf der Kippe zu stehen scheint.

JP Morgan schlägt Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe vor

Der Plan von JPMorgan sieht vor, dass Monte dei Paschi eine durch ein Bankenkonsortium gestützte Kapitalerhöhung um 5 Milliarden Euro durchführt. Doch seit Publikation dieses Plans ist die Marktbewertung der Traditionsbank derart stark auf nur noch rund ein Zehntel des zu jenem Zeitpunkt lancierten Plans gesunken, dass eine solche Kapitalerhöhung sehr wahrscheinlich ins Wasser fallen dürfte.

Die Entwicklungen werfen im Hinblick auf die Deutsche Bank AG ihre Schatten voraus, deren Management sich mit einer Kapitalerhöhung – so sie denn geplant sein sollte – nicht mehr allzu viel Zeit lassen sollte, falls die deutsche Groß- und Systembank nicht Gefahr laufen möchte, durch dasselbe Schicksal wie Monte dei Paschi ereilt zu werden.

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