25 Konzerne im Nichtbankensektor halten etwas mehr als die Hälfte aller Bargeldreserven im börsengelisteten Unternehmensuniversum in den Vereinigten Staaten. Der Rest verschuldet sich in einem immer stärkeren Ausmaß. Laut den Ergebnissen einer neuen Studie maskiert der extreme Reichtum unter einer Handvoll von US-Konzernen die schlimmste Liquiditätskrise im heimischen Unternehmenssektor innerhalb der letzten 10 Jahre.

Die Reichen werden reicher und die Armen werden ärmer. Dieses Sprichwort gilt nicht nur im Hinblick auf Amerikas gesamtgesellschaftliche, sondern vor allem auch unter Bezugnahme auf die Entwicklung im Unternehmenssektor des Landes. So zeigen jüngste Daten, dass ganze 25 Konzerne im Nichtbankensektor – rund 1% der Unternehmenswelt – etwas mehr als die Hälfte aller Bargeldreserven im amerikanischen Unternehmenssektor halten.

Zu diesem Fazit kommt eine neue Studie von S&P Global Ratings. Wie sieht es hingegen mit Blick auf die restlichen 99% der börsengelisteten Unternehmenswelt in Amerika aus? Die zu dieser Gruppe gehörenden Unternehmen verschulden sich in einem immer stärkeren Ausmaß, wodurch das Verhältnis zwischen deren gehaltenen Bargeldreserven und deren Verschuldungsgrad auf einen Wert von nur noch 15% gesunken ist.

Und wenn die Federal Rerserve auch noch die Zinsen abhebt...?

Dies entspricht auch gleichzeitig dem niedrigsten Wert innerhalb der vergangenen Dekade. Übersetzt bedeutet dies, dass amerikanische Unternehmen – mit Ausnahme der 25 reichsten Nichtbankenkonzerne in den USA – im Durchschnitt über 15 Cents in Form von Bargeld auf jeden geschuldeten US-Dollar verfügen. Laut S&P maskiere der extreme Reichtum unter einer Handvoll von US-Konzernen die schlimmste Liquiditätskrise innerhalb der letzten 10 Jahre. 

Viele Unternehmen in den Vereinigten Staaten sehen sich mit signifikant zunehmenden Schwierigkeiten konfrontiert, da sich der aktuelle Kreditzyklus in einem sehr reifen Stadium befindet und die Federal Reserve zuletzt durchblicken ließ, den eigenen Leitzins weiter anheben zu wollen. Keine Frage, dass diese rekordhohe Verschuldung – insbesondere mit Blick auf die Junkbondmärkte – zu einer deutlichen Zunahme der Zahlungsausfälle führen dürfte.

Jubel über "gigantische Cashreserven" - und was ist mit den Schulden?

Am vergangenen Freitag war es dann wieder einmal so weit. Amerikas Finanzpresse bejubelte gehaltene Bargeldreserven unter US-Unternehmen im Nichtbankensektor, die auf rekordhohe $1,84 Billionen geklettert sind. Diese Zahlen wurden einmal mehr in Form von großartigen Schlagzeilen ausgeschlachtet. Allerdings fällt hinsichtlich dieser Jubelorgien fast gänzlich die noch weitaus größere Verschuldung von $6,6 Billionen unter den Tisch, die US-Unternehmen ihren Gläubigern schulden. Eine Zahl, die mit Siebenmeilenstiefeln wächst. 

Allein im Jahr 2015 kletterte dieser ausstehende Schuldenberg im US-Unternehmenssektor um weitere $850 Milliarden. Dies entsprach einem 50-fach höheren Anstieg im Vergleich mit den $17 Milliarden an wachsenden Bargeldreserven. Der nachfolgende Chart gewährt einen Überblick auf das signifikant sinkende Verhältnis zwischen gehaltenen Bargeldreserven und Verschuldung.

Unter Ausschluss der reichsten 1% der amerikanischen Unternehmenswelt lesen sich die resultierenden Zahlen noch weitaus bedenklicher. Denn $6 Billionen an ausstehenden Schulden stehen gerade einmal $900 Milliarden in Form von Bargeldreserven gegenüber. Daraus resultiert das bereits weiter oben erwähnte Bargeld-Schulden-Verhältnis von 15%. Und so kommt S&P zu dem Ergebnis, dass 99% aller US-Unternehmen einem sich stark verschlechternden Nettoschuldenverhältnis ausgesetzt sehen.   

Die nachfolgende Grafik gibt darüber Aufschluss. Die führenden 25 Unternehmen in den USA verfügen über $1,53 an Bargeld auf jeden geschuldeten US-Dollar. Andere mit Investmentgrad versehene Unternehmen – die über eine gute Kreditbonität verfügen – blicken gerade einmal auf gehaltene Bargeldreserven von 17 Cents auf jeden geschuldeten US-Dollar. Junk- oder Ramschanleihefirmen halten gerade noch 12 Cents an Bargeldreserven auf jeden geschuldeten US-Dollar.

Zu den 25 reichsten Konzernen in den USA gehören Apple (offiziell knapp $216 Milliarden an Bargeldreserven), Microsoft (knapp $113 Milliarden), die Google-Mutter Alphabet (knapp $72 Milliarden), Cisco Systems ($60 Milliarden) und Oracle ($52 Milliarden). Die reichsten Unternehmen werden auch immer reicher, da das Top-1% nun über rekordhohe 51% an allen gehaltenen Bargeldreserven verfügt. Werfen wir dazu einen gemeinsamen Blick auf den nachfolgenden Chart.

Gemeinsam ist den US-Unternehmen an der Top-Spitze, dass sie einen großen Teil ihres Cashflows im Ausland – und nicht in der Heimat – erwirtschaften. Die meisten der Konzerne blicken auf eine Steuerquote von 35%, wenn sie ihre im Ausland gehaltenen Bargeldreserven in die Heimat transferieren wollen. Viele der Konzerne sind aufgrund der Steuerquote nicht gewillt, ihre im Ausland gehaltenen Bargeldreserven in die Heimat zu repatriieren.

Daraus resultieren nicht selten Bargelddefizite an der Heimatfront – selbst unter der Prämisse eines im Ausland weiter wachsenden Cashbergs. Resultat ist, dass selbst die US-Unternehmen unter den Top-1% immer mehr Schulden emittiert haben, um deren finanziellen Bedürfnissen in der Heimat nachkommen zu kommen. So emittierte Apple im Gesamtjahr 2015 Schulden in Höhe von $24 Milliarden, um eigene Aktienrückkäufe zu finanzieren.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres addierten sich weitere $16 Milliarden an emittierten Schulden hinzu. Analysten rechnen damit, dass Apple die Kreditmärkte aufgrund der jüngst bekannt gegebenen Ausweitung des eigenen Aktienrückkaufprogramms im laufenden Jahr noch weiter anzapfen wird.

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