Nun, wer bestimmt den Preis für Geld? Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve oder doch eher die Bond- und Kreditmärkte? Wie sich gestern zeigte, scheint die Fed dem durch die Bond- und Kreditmärkte getriebenen Zinsanstieg außer hohler Rhetorik in der Tat nichts entgegenzusetzen zu haben.

Vielmehr wird deutlich, wie der Pegel der Angst unter den Notenbankern steigt. Um die eigene Ohnmacht zu verschleiern, muss nun – wie so oft – nach einem Sündenbock für die eigene Ausweglosigkeit gesucht werden. Und wer würde sich dafür besser eignen als der designierte US-Präsident Donald Trump?

Fed-Chefin Janet Yellen teilte gestern im Anschluss an die Zinssitzung mit, dass das Board der Fed zurzeit „in einer Wolke der Unsicherheit“ operiere. Ah, schon klar, vielleicht lässt sich im Umkehrschluss auch behaupten, dass sich der durch das Fed-Trommelfeuer in den letzten Jahren gebildete Nebel nun lichtet und für die Notenbanken rund um den Globus eine Götterdämmerung am Herausziehen ist.

US-Arbeitsmarkt: Die sehr spezielle Realität der Fed

Laut Yellen sei mit Blick auf die potenzielle Amtsübernahme durch Donald Trump höchstens eines klar: Der amerikanische Arbeitsmarkt benötige keine zusätzlichen Fiskalstimulierungen, da sich die Arbeitsmarktlage weitestgehend entspannt habe. Weiter entfernt von der Realität kann jemand wohl kaum mehr sein.

Der gut vor der Außenwelt abgeschottete akademische Elfenbeinturm fördert einmal mehr die groteskesten Ansichten zutage. Werte Leser, „die“ merken anscheinend wirklich nichts mehr. Yellens Statement wird unter großen Teilen der amerikanischen Bevölkerung wohl kaum als etwas anderes als eine schallende Ohrfeige wahrgenommen werden.

Dass die offiziellen Arbeitsmarktstatistiken des Bureau of Labor Service völlig entkoppelt von der Wirklichkeit sind, hatten wir Ihnen in der Vergangenheit nahezu Monat um Monat anhand des publizierten Datenmaterials ein wenig näher zu bringen versucht. Es werde Licht.

Wie weit kann Selbstbetrug noch gehen?

Im Hinblick auf Yellen & Co. braucht gewiss niemand mehr davon auszugehen, dass unter dieser Clique irgendwann noch einmal eine Erleuchtung stattfinden wird. Zu sehr sind diese Leute in ihre eigenen Ideologien verstrickt, um sich dazu in der Lage zu sehen selbstkritisch zu hinterfragen, welch immense Schäden vor, während und nach der Finanzkrise durch deren Geldpolitik angerichtet worden sind.   

Anstelle dessen stützt sich der Offenmarktausschuss auf für jedermann sichtbar geschönte Arbeitsmarkt- und Inflationsstatistiken. Da eine Mehrheit in der Außenwelt – siehe das Ergebnis der jüngsten Präsidentschaftswahlen in den USA – nicht mehr gefoppt und hinters Licht zu führen ist, stellt sich die Frage, wie hoch der Grad des Selbstbetrugs unter Yellen & Co. tatsächlich sein muss.

Sehr gefährlich ist all das. Denn rein durch Ideologien getriebene und motivierte Menschen sind für keinerlei Kritik zugänglich. Nur sie sehen klar, wissen um die „Wahrheit“, die sich stets wie ein Chamäleon an entsprechende Entwicklungen anpassen und in diesem Zuge bis zur Unkenntlichkeit verbogen werden muss.

Auf diese Weise entsteht ein Labyrinth des Selbstbetrugs, aus dem es irgendwann keinen Ausweg mehr geben wird. Vielleicht kommen wir diesem Punkt nun sukzessive näher, wer weiß.

Ist die Fed zu weiteren Leitzinserhöhungen gezwungen?

Yellen erwähnte die Steuer- und Ausgabenpläne Trumps zwar nicht explizit, machte gestern jedoch darauf aufmerksam, dass die neue Administration ihr Augenmerk weitaus stärker auf die Initiierung eines Produktivitätsschubs in der breiten Wirtschaft richten sollte. Die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt erfordere keine neue Auflage eines Fiskalstimulierungsprogramms. 

Übersetzt bedeutet dies nichts anderes, als dass alles am besten so bleiben sollte, wie es ist. Nun, Yellen & Co. steht die Angst ins Gesicht geschrieben. Was hatte ich Ihnen in meinen jüngsten Berichten zu den Bond- und Kreditmärkten mit auf den Weg gegeben? Die Fed wird den Leitzins anheben müssen. Weil sie momentan gar nicht anders kann.

Nach dem Trump-Sieg haben sich nämlich die Vorzeichen und Erwartungen an den Finanz- und Kreditmärkten schlagartig verändert. Neben der potenziellen und erwartbaren Neuauflage von Fiskalstimulierungen schnellen nun nämlich auch die Inflationserwartungen in die Höhe. Und das treibt die Zinsen. Die Fed sieht machtlos von der Seitenlinie aus dabei zu.

Ist der Kaiser also mal wieder nackt?

Und wird entlarvt. Wer bestimmt also den Preis für Geld? Wie sich zeigt, ist es gewiss nicht die Federal Reserve. Und um diese meine Überzeugung zu untermauern, folgte gestern, was folgen musste. Eine weitere Zinsanhebungen um einen Viertelprozentpunkt. Damit dürfte es jedoch nicht getan sein, falls die US-Zinsen in den nächsten Monaten weiterklettern sollten.

Es sieht aktuell zumindest ganz danach aus. Yellen droht in diesem Umfeld die Hose runter zu rutschen. Ein Kaiser, der also bald nackt im Ring stehen könnte? Warum nicht? Es dürfte der Grund sein, weshalb sich Yellen derart vehement gegen neue Fiskalstimulierungen in den USA ausspricht. Sie und die Fed haben dem außer Rhetorik nichts entgegenzusetzen.

Vielmehr wird die Fed im Zuge ihrer nächsten Zinssitzungen der Entwicklung an den Bond- und Kreditmärkten folgen müssen, um sukzessive mit eigenen Leitzinsanhebungen in Form von Trippelschritten nachzuziehen. Auch die durch Trump geplanten Steuersenkungen sind der Fed dabei gewiss ein großer Dorn im Auge.

Letztes Gefecht im Abwehrkampf gegen ökonomische Naturgesetze

Analysten von Wells Fargo benannten die Dinge nach der gestrigen Zinssitzung der Fed denn auch sogleich beim Namen. Es erwecke nicht den Eindruck, als ob der Offenmarktausschuss der Fed dazu entschlossen wäre, sich den Ball mit der neu ins Amt kommenden Regierung von Donald Trump hin- und herspielen zu wollen.

Unter den Fed-Mitgliedern selbst wird davon ausgegangen, den eigenen Leitzins im nächsten Jahr in drei weiteren Schritten anzuheben. Denn der Ausblick auf eine baldige Expansion der Fiskalpolitik in den USA werfe ihre Schatten an den Bond- und Kreditmärkten voraus. Eine BIP-Ankurbelung auf Basis von Fiskalpolitik und Steuersenkungen werde steigende Zinsen – und damit eine weit restriktivere Geldpolitik – zur Folge haben.

Unter Umständen platzt tatsächlich gerade die größte aller Illusionsblasen – nämlich der feste Glaube daran, als habe die Fed – als Gott ähnliche Macht – alles im Griff und das Zeug dazu, weltweit vernetzte Finanz- und Kapitalmärkte „zu kontrollieren“. Dabei handelt es sich nach meiner Sicht nur um Bürokraten, die in ihr letztes Gefecht und Abwehrkampf verstrickt sind.

Die Folgen aus einem bust gehenden Allmachtsvertrauen in die Fed werden weltweit spürbar sein!  

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