Finanzfirmen und Banken werden es sehr schwer haben, langfristige Wachstumserwartungen zu erfüllen, da eine über Jahrzehnte anhaltende Kreditexpansion zum Ende komme, so die Ansicht von Bondguru Bill Gross. Hinzu geselle sich die Tatsache, dass die Geldpolitik der Zentralbanken (Stichwort: Negativzinsen) wie auch eine verschärfte Regulierung durch die staatlichen Behörden die Gewinne im Bankensektor stark beeinträchtigten und belasteten.

Die Aktien von Großbanken wie die der Bank of America, Credit Suisse, Deutsche Bank AG, Citigroup oder Goldman Sachs Group werden noch immer weit unter deren Vorkrisenhochs gehandelt. Der Aktienkurs der Deutsche Bank sank zuletzt gar so wie tief, dass ein Niveau erreicht wurde, das letztmals zu Beginn der 1990iger Jahre ausgebildet wurde. Hauptgrund dürfte das Ende des Kreditbooms sein, der die Weltwirtschaft in der Vergangenheit befeuerte.

Ausverkauf bei Bankaktien signalisiert Wachstumsgrenzen

Laut Bill Gross signalisiere der Ausverkauf im Sektor der Bankaktien, dass Investoren sich darüber bewusst geworden seien, dass sowohl das Wachstum als auch die Kapitalrenditen in diesem Sektor mit Blick auf die nächsten Jahre nicht mehr viel hergeben werden. Es gäbe nun zwei Möglichkeiten, so Gross weiter. Entweder erweise sich der Bankensektor zum aktuellen Zeitpunkt als ein wahres Schnäppchen und daraus resultierend als Kaufgelegenheit.

Die andere Option würde hingegen deutlich düsterer aussehen. Denn in diesem Fall würde der globale Bankensektor ein permanent geschädigtes Opfer von Abschreibungen bleiben. Ob ich in dieser Hinsicht von „Opfern“ sprechen würde, möchte ich bezweifeln. Niemand hatte die Großbanken jemals dazu gezwungen, ihre Geschäftsaktivitäten auf Basis von Toggle Bonds,  Lügner-Krediten, Subprime-Krediten & Co. fußen zu lassen. Diese Entscheidungen hatten sie selbst getroffen und müssen daher irgendwann einmal die Verantwortung dafür übernehmen.

Schlecht wirtschaftende Akteure scheiden in einem kapitalistischen System normalerweise komplett aus dem Wirtschaftskreislauf aus, indem diese schlichtweg bankrott gehen. Doch lassen wir diese leidige Debatte. Großbritanniens Großbanken – und allen voran die Royal Bank of Scotland – legen Zeugnis darüber ab, dass diese Kolosse selbst sieben Jahre nach dem Überwinden der Bankenkrise noch immer unter extrem hohen Abschreibungen ächzen.

Probleme im Weltfinanzsektor bremsen Weltkonjunktur aus

Gross, ehedem Pimco-Chef und heute in Diensten von Janus Capital stehend, gab sich davon überzeugt, dass die zweite Variante die Realität weitaus besser abbilde als die erstgenannte Option. Gross gibt sich zudem überzeugt, dass die anhaltenden Probleme im Weltfinanzsektor das Wachstum der Weltwirtschaft ausbremsten. Die heutige Situation sei bildlich vergleichbar mit einem System, dem die Sonne fehle.

In diesem Umfeld blickten vor allem Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds immer größeren Gefahren und Herausforderungen entgegen. Investoren sollten sich darüber bewusst werden, dass unser auf Finanzen basiertes Wirtschaftssystem, das – wie die Sonne über einen sehr langen Zeitraum Leben und produktives Wachstum gespendet habe –  auf dem letzten Loch pfeife.

Der Standard & Poor´s 500-Financials-Index blickte zum Ende der vergangenen Woche auf einen Abschlag von knapp 8% seit Beginn dieses Jahres, während der S&P 500-Index im selben Zeitraum lediglich um knapp 3% eingebüßt hat. Es sind vor allem Versicherer, die in die Bredouille geraten könnten, deren Verpflichtungen in der Zukunft nachzukommen, weil sich für diese Marktteilnehmer einfach keine ausreichend hohen Renditen mehr erwirtschaften lassen.

Auch Gross sieht diese Entwicklung äußerst nüchtern. Denn die Versicherer könnten ihren finanziellen Verpflichtungen und einstigen Versprechen nicht mehr in der Art nachkommen wie in der Vergangenheit, so Gross. Dies liege hauptsächlich an den deutlich rückläufigen Renditen an den Aktien- und Bondmärkten. Gross empfiehlt Investoren aus diesem Grunde, Aktien von Bank- und Versicherungsunternehmen zu meiden.

Gleiches gelte auch für die Hochzinsanleihe- und Junkbondmärkte. Doch auch deutsche Bundesanleihen und amerikanische Schatzanleihen stehen nicht auf dem Einkaufszettel von Bill Gross, der diese Anlageklassen als „Momentum-getrieben“ bezeichnet. Zu rechnen sei damit, dass die Volatilität in den genannten Sektoren noch weiter zulegen werde in den kommenden Monaten. Grund sei, dass die Zentralbanken in der Eurozone und in Japan ihre Leitzinsen wahrscheinlich in noch tieferes Negativterrain absenken würden.

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