HNA, Anbang, wer wird als nächstes an der Reihe sein? Die Liste der immens hoch verschuldeten Unternehmens- und Konzernproblemfälle in China ist lang. Es ist noch gar nicht so lange her, als eine kleine und namentlich kaum bekannte Firma aus China sich mit einem Anteil von 14 Prozent in den russischen Ölriesen Rosneft einkaufte.

Das war im Spätsommer 2017. Unter Ölanalysten geht seitdem die Frage um, auf welche Weise ein bis dahin unbedeutendes Benzinhandelsunternehmen so plötzlich zu einem großen Protagonisten an den weltweiten Märkten für Übernahmen und Akquisitionen aufsteigen konnte?

Immerhin wurde vereinbart, dass umgerechnet $9 Milliarden für die Akquisition fließen sollten. Auch ein halbes Jahr später sind die Rätsel um die Firma CEFC China Energy noch immer nicht gelöst.

Vielmehr ist die ganze Situation noch weitaus unklarer geworden, nachdem es in den letzten Wochen zu diversen Medienberichten kam, laut denen der Vorstandschef von CEFC China Energy sich im Fokus von Ermittlungen der chinesischen Behörden befinden soll. Darüber hinaus heißt es, dass die Pekinger Regierung die Kontrolle über die Firma übernommen habe.

In Anbetracht der aktuellen Medienberichterstattung um CEFC China Energy stellen sich Analysten zudem die Frage, ob die Firma sich über Kreuz mit den chinesischen Behörden befindet, und ob eine Akquisition des Rosneft-Anteils dadurch in Gefahr geraten könnte.

Als bekannt gegeben wurde, dass CEFC China Energy einen Anteil von 14 Prozent an dem russischen Ölgiganten Rosneft von Glencore und der Qatar Investment Authority übernehmen werde, teilte die Firma zudem mit, nicht nur in die russische, sondern auch in die afrikanische, osteuropäische und zentralasiatische Öl- und Gasförderung investiert zu haben.

Gleichzeitig will sich das Unternehmen in Besitz von eigenen Öl- und Gasterminals in Europa befinden. Am 21. Februar 2018 gab Glencore im Zuge der Präsentation der Jahreszahlen für das Gesamtjahr 2017 bekannt, dass das Rosneft-Geschäft „einem regulatorischen Genehmigungsprozess unterliegt und im 1. Halbjahr 2018 abgeschlossen sein soll“.

Nur eine Woche später kam es zu ersten Medienberichten, laut denen chinesische Behörden offizielle Ermittlungsuntersuchungen gegen den Vorstandschef von CEFC China Energy aufgrund des Begehens von wirtschaftskriminellen Aktivitäten eingeleitet haben. In einem Statement von CEFC hieß es, dass diese Berichte „unbegründet“ und „unverantwortlich“ seien.

Nichtsdestotrotz klingt die aktuelle Berichterstattung über Ermittlungsuntersuchungen gegen den Chef von CEFC China Energy vertraut, wenn man berücksichtigt, dass die Pekinger Behörden im vergangenen Monat die unternehmerische Kontrollebei dem undurchsichtigen Versicherungskonglomerat Anbang Insurance Group übernommen haben.

Auch in diesem Fall geht es um weitläufige Betrugsvorwürfe gegen den Vorstand der Firma. Immerhin wurden die kursierenden Berichte um CEFC China Energy nur kurze Zeit später durch die South China Morning bestätigt, wonach der chinesische Staat das Management im Hinblick auf die Aktivitäten von CEFC China Energy an sich gerissen habe.

Es ist die Shanghai Guosheng Group, eine Portfolio- und Investmentbehörde, die sich im Besitz der Lokalregierung von Shanghai befindet, die nun das aktive Management bei CEFC China Energy betreibe. Hierbei könnte es sich um eine Ausweitung der Überprüfung der geschäftlichen Aktivitäten unter Chinas Entrepreneuren durch staatliche Behörden handeln.

Die South China Morning Post fügte an, dass die meisten durch CEFC China Energy getätigten Übernahmen durch Chinas Staatsbanken, allen voran der China Development Bank, finanziert worden seien.

Selbstverständlich steht nun verstärkt die Frage im Raum, ob es CEFC China Energy im Angesicht der aktuellen Lage möglich sein wird, das Rosneft-Geschäft zu einem Abschluss zu bringen. Wie es aussieht, befindet sich die Firma im Fadenkreuz der chinesischen Behörden. Erst kürzlich warnte Chinas Staatspräsident Xi Jinping davor, dass kein Milliardär des Landes – egal zu welchem Grad vernetzt – sicher vor staatlichen Prüfverfahren und Ermittlungen sei.

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