Schon <link wirtschaftsfacts beitrag china-anbang-quasi-verstaatlicht-chef-gefeuert-und-strafverfolgt _blank>seit Frühjahr begann sich abzuzeichnen, dass einer der größten Projektentwickler an den chinesischen Immobilienmärkten, namentlich China Evergrande, in finanzielle Existenz-Nöte hineinzuschlittern drohte.

Chinas zweitgrößter Immobilienprojektentwickler, der seine Verkaufspreise zum damaligen Zeitpunkt um bis zu 25 Prozent gesenkt hatte, um die heimische Nachfrage anzukurbeln, taumelt angesichts der um sich greifenden Furcht vor einer möglicherweise bevorstehenden Liquiditätskrise in den Keller.

Wird Chinas Immobilienblase, der aus Sicht der chinesischen Mittelklasse bei Weitem wichtigste (papierne) „Wohlstandseffekt“, womöglich platzen? Es deutet zurzeit einiges darauf hin, dass auf Chinas Immobilien- und Bankensektor eine ganze Anzahl von weitreichenden Problemen zukommen werden.

Gerüchte um Hilfsanfrage: Anleihehandel von China Evergrande suspendiert

Denn am vergangenen Freitag wurde der Handel mit Onshore-Anleihen des Unternehmens China Evergrande, dem weltweit am höchsten verschuldetem Immobilienprojektentwickler, eingestellt. Grund für die Suspension des Anleihehandels waren aufkommende Berichte, laut denen China Evergrande die Pekinger Regierung um Hilfe gebeten habe, um eine Geld- und Liquiditätskrise abzuwenden.

Resultat war, dass sowohl der Aktienkurs des Unternehmens als auch die Preise der ausstehenden Firmenbonds in den Keller rauschten. Beobachter und Analysten warnen vor dem Entstehen einer massiven Vertrauenskrise unter den Gläubigern des Unternehmens, die China Evergrande mehr als 120 Milliarden US-Dollar geliehen haben.

Bereits am Donnerstag gab es Berichte über Warnbriefe an Beamte

Bloomberg berichtete, dass bereits am Donnerstag letzter Woche seit langer Zeit schwelende Zweifel an der finanziellen Gesundheit des Immobiliengiganten in den Vordergrund gerückt seien. nachdem es laut anderen Berichten zur Versendung eines Briefs an chinesische Beamte gekommen sei, in dem vor dem Ausbruch einer potenziellen Liquiditätskrise gewarnt worden sei.

Allein die Größe des Konzerns macht systemische Risiken möglich…

Und allein aufgrund der schieren Unternehmensgröße von China Evergrande könnten mit diesen aufkommenden Problemen letzten Endes systemische Risiken einhergehen. Auf die Nachricht folgte eine wütende Liquidation von Positionen unter Investoren der Anleihen des Unternehmens, die sich bis in den Freitagshandel hineinzog.

Die Preise von auf Yuan-Basis emittierten Anleihen, die im Jahr 2023 auslaufen, sanken in diesem Zuge in der Spitze um bis zu knapp 30 Prozent auf ein neues Rekordtief. Die Verluste unter den US-Dollar-Anleihen von China Evergrande weiteten sich auch auf hochverzinsliche Schuldtitel in ganz Asien aus.

Der zu beobachtende Abverkauf war derart intensiv, dass sich die Shanghaier Börse am Freitagmorgen unter Bezugnahme auf die Financial Times aufgrund „extrem hoher Schwankungen“, ein höflicher Euphemismus für den Begriff „Abverkauf“, dazu gezwungen sah, den Handel mit Unternehmensanleihen von China Evergrande über einen bestimmten Zeitraum auszusetzen.

…die Firma selbst soll hiervor gewarnt haben – und dementiert wenig erfolgreich

Nochmals sei erwähnt, dass der Grund für den plötzlichen Absturz der Aktien und Anleihen von China Evergrande in einem am Donnerstag angeblich durch das Unternehmen an die Provinzregierung von Guangdong, wo das Unternehmen seinen Hauptsitz hat, versendeten Brief, in dem das Unternehmen formal um finanzielle Unterstützung angesichts einer bereits zuvor geplanten Umstrukturierung gebeten haben soll, zu finden ist.

Denn plötzlich begann dieser Brief in den sozialen Medien Chinas zu kursieren. Die FT nimmt Bezug auf ein Schreiben vom 24. August, in dem China Evergrande die Regierung von Guangdong gebeten haben soll, einen Plan zu genehmigen, um die eigene Tochtergesellschaft Hengda Real Estate mittels einer Fusion mit einem bereits börsennotierten Unternehmen an die Börse von Shenzhen zu bringen.

Auffällig ist, dass eine solche Entwicklung eine fast schon unheimliche Ähnlichkeit mit der SPAC-Umkehrung in Sachen der Nikola Motor Company aufweisen würde, die sich zurzeit unter einem schweren Betrugsverdacht befindet. Berichten zufolge habe China Evergrande in dem betreffenden Brief angemerkt, dass ein Versäumnis bezüglich eines Abschlusses der angedachten Reorganisation mit „systemischen Risiken“ einhergehen würde.

In Reaktion auf diese Vorwürfe teilte das Unternehmen am späten Donnerstag offiziell im Rahmen einer Mitteilung gegenüber der Börse Hongkong mit, dass die zugrundeliegenden Dokumente „frei erfunden seien und einer reinen Diffamierungskampagne“ dienten. Die Angelegenheit sei den chinesischen Aufsichtsbehörden gemeldet worden. Es hieß wie folgt:

Im Internet kursieren Gerüchte über eine potenzielle Umstrukturierung von Hengda Real Estate. Die relevanten Dokumente und darin enthaltenen Bilder wurden künstlich hergestellt und erweisen sich als reine Verleumdung, wodurch der Leumund des Unternehmens ernsthaft geschädigt wird. Das Unternehmen verurteilt solche Handlungen nachdrücklich und hat den Fall den staatlichen Aufsichtsbehörden gemeldet.“

Es wurde ebenfalls berichtet, dass China Evergrande seine Mitarbeiter darum gebeten habe, auf der Social-Media-Plattform WeChat eine Erklärung zu veröffentlichen, wonach der Brief, auf den sich die FT bezogen habe, gefälscht sei.

Der umfassende Versuch, die Skepsis unter Anlegern und Investoren abzukühlen, erwies sich jedoch als absolut unzureichend und führte unter den gehandelten Wertpapieren der Firma zu einem enormen Abverkauf, Evergrande-Aktien stürzten zum Wochenschluss an der Börse Hongkong um 9,5 Prozent ab, um auf den niedrigsten Stand seit Mai zu fallen.

S&P senkt den Ratingdaumen

Am Donnerstag letzter Woche hatte die Ratingagentur S&P zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, indem der eigene Ausblick für China Evergrandes bestehendes Kreditrating B + von stabil auf negativ gesenkt wurde. Bei S&P hieß es hierzu, dass die kurzfristige Verschuldung von China Evergrande weiter gestiegen sei, was sich zum Teil auf eine aktive Akquisition von weiteren Immobilienprojekten zurückführen ließe.

Zuvor sei man hingegen davon ausgegangen, dass das Unternehmen seine kurzfristige Verschuldung abbauen würde, was insbesondere angesichts des doch recht schwierigen Marktumfelds und Wirtschaftsklimas gelten würde. Erschwerend kommt hinzu, dass es einen kurzfristigen Katalysator für den Ausbruch einer schweren Schulden- und Liquiditätskrise zu geben scheint, wodurch Anleger und Investoren zusätzlich aufgeschreckt werden.

Im Rahmen einer Vereinbarung, die China Evergrande zuletzt mit einigen seiner größten Investoren traf, hat das Unternehmen durch den Verkauf von durch die Tochter Hengda Real Estate emittierten Wertpapieren rund 130 Milliarden Yuan (knapp 19 Milliarden US-Dollar) aufgenommen, die Investoren bis zum 31. Januar nächsten Jahres zurückgezahlt werden sollen.

Diese Rückzahlungsvereinbarung käme dann zum Zuge, falls es zu keiner Genehmigung für eine Backdoor-Notierung eigener Aktien an der Börse Shenzhen kommen sollte. Hieraus würde allerdings ein immenses Problem resultieren, da sich dieser Betrag inzwischen auf 92 Prozent der durch China Evergrande vorgehaltenen Finanz- und Zahlungsmitteläquivalente in Höhe von 142,5 Milliarden Yuan summiert.

Erfolgreiche Umkehr-Fusion wird unwahrscheinlicher

Da das weitere Schicksal des Unternehmens plötzlich durch seinen Aktienkurs bestimmt zu werden scheint, erscheint der Abschluss der angedachten Umkehr-Fusion unwahrscheinlich, falls China Evergrande sich nicht dazu in der Lage sehen sollte, seinen Aktienkurs zu stabilisieren.

Zumindest wachsen die Risiken einer möglicherweise toxischen Rückkopplungsschleife. Denn je stärker der Aktienkurs des Unternehmens fällt, desto wahrscheinlicher dürfte es zu einem finalen Liquiditätsereignis kommen, durch welches das Unternehmen dazu gezwungen würde, nach einer Rettungsaktion zugunsten seiner Aktionäre Bondhalter zu rufen.

Bei S&P scheint man die Dinge auf eben jene Weise zu sehen, um darauf hinzuweisen, dass China Evergrande einen Teil seiner Investitionen in Hengda Real Estate werde zurückzahlen müssen, obwohl der weitläufige Versuch unternommen worden sei, die aktuelle Panik in den Griff zu bekommen und einzudämmen.

Will Peking die hohen Immobilienpreise drücken?

Vorerst sei das Risiko für den Ausbruch einer Liquiditätskrise laut S&P zwar noch gering, was sich in absehbarer Zeit jedoch ändern könnte. Obwohl weiter unklar ist, warum China Evergrande die Genehmigung für den eigens angedachten Listungs- und Platzierungsplan noch nicht erhalten hat, wird bei Bloomberg spekuliert, dass diese Entwicklung womöglich mit den Bemühungen der Pekinger Regierung in Bezug auf eine Reduzierung der turmhohen Immobilienpreise (und Verschuldung an diesen Märkten) in Zusammenhang stehen könnte.

China Evergrande hat angekündigt, durch die angedachte Notierung in Shenzhen keine neuen Mittel aufzunehmen, wohingegen es die Transaktion dem Unternehmen ermöglichen könnte, eine höhere Bewertung – und damit einen leichteren Zugang zu künftigen Finanzierungen – zu ermöglichen.

Der Verkauf von Anteilen an strategische Investoren im Jahr 2017 implizierte eine Bewertung von rund 425 Milliarden Yuan für jene Einheit, die den Hauptteil des Immobilienvermögens von China Evergrande auf sich vereint. Es handelt sich hierbei um eine fast dreimal so hohe Marktkapitalisierung als es die aktuell an der Börse Hongkong notierten Unternehmensaktien vermuten lassen würden.

Notfalltreffen wurden direkt einberufen…

Chinesische Immobilienentwickler werden in Shanghai und Shenzhen durchschnittlich mit dem zwölffachen des prognostizierten Gewinns gehandelt, was in direktem Vergleich zu etwa dem fünffachen an der Börse Hongkong steht. In einem weiteren Bericht warnte Bloomberg unter Bezugnahme auf verschiedene Quellen davor, dass mindestens fünf chinesische Banken und zwei Treuhandunternehmen am Donnerstagabend Notfalltreffen abgehalten hatten, um ihre Evergrande-Investitionen samt einem Zugang zu Sicherheiten zu erörtern.

Dieser Bericht wird - statt wie zunächst geplant morgen - erst am Mittwoch fortgesetzt, um auf einzelne Player einzugehen, die unmittelbar von den sich um China Evergrande zurzeit aufbauenden Risiken betroffen wären, um in diesem Zuge möglichweise selbst in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge.

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