Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Die People´s Bank of China (PBoC) hat sich nach der gestrigen Ankündigung der Europäischen Zentralbank zu einer voraussichtlichen Ausweitung der QE-Maßnahmen in der Eurozone nicht lange bitten lassen. Die in der Nacht erfolgte Zinssenkung der PboC um 25 Basispunkte ist die sechste seit Herbst letzten Jahres und zeigt, dass die zahlreichen Kritiker der Pekinger Datentrickser nicht ganz falsch gelegen haben können mit ihrer Vermutung, dass Chinas aktuelles Wirtschaftswachstum deutlich unter den offiziell verlautbarten Zahlen liegen dürfte. Doch dies wird nicht der einzige Grund sein.
Weitere Absenkung der Mindestreserveanforderungen
Völlig überraschend und wie aus dem Nichts erfolgte heute Morgen die sechste Zinssenkung seit November letzten Jahres durch die PBoC. Mit dieser Entscheidung wurden gleichzeitig auch die Mindestreserveanforderungen beziehungsweise die Cashbeträge, die Chinas Banken als Reserven in Relation zu vergebenen Krediten vorhalten müssen, um 50 Basispunkte auf 17,5% gesenkt.
Chinas Zentralbank betreibt momentan eine Geldpolitik, die der aggressivsten seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 entspricht. Diese Gangart bestärkt die zahlreichen Kritiker, die der Ansicht sind, dass sich nicht nur Chinas Wachstum, sondern auch das weltwirtschaftliche Wachstum drastisch abkühlen.
Bislang ungesehene Stimulierungsmaßnahmen
Analysten sprachen im Hinblick auf die Leitzinssenkung auf 4,35% von einem neuen Versuch der heimischen Wirtschaftsstimulierung. Mehrheitlich gehen Analysten an den Finanz- und Kapitalmärkten davon aus, dass Chinas Zentralbank sowohl ihren Leitzins als auch ihre Mindestreserveanforderungen für das heimische Bankensystem bis Ende dieses Jahres noch ein weiteres Mal senken wird.
Darüber hinaus soll es in 2016 zu zusätzlichen Schritten und Maßnahmen kommen. Es dürften vor allem die miesen Konjunktur- und Wirtschaftsdaten sein, die nach dem Einbruch der Aktienkurse an den chinesischen Festlandbörsen zu ein wenig Panik unter den PboC-Mitgliedern geführt haben dürften. Im Umkehrschluss hieße dies aber auch, dass die in der Geschichte bislang ungesehenen Stimulierungsmaßnahmen versagt hätten.
Wie wird die Fed darauf reagieren?
Zu Beginn dieser Woche publizierte Daten zeigten, dass Chinas Wirtschaftswachstum im dritten Quartal mit 6,9% in Relation zum Vorjahr erstmals seit der globalen Finanzkrise unter die Schwelle von 7% gesunken ist. Der Außenwert des nur im Ausland handelbaren Yuan sank nach der Zinsentscheidung gegenüber dem US-Dollar. In diesem Zuge wurde ein 4-Wochen-Tief bei 6,395 Yuan in Relation zum US-Dollar ausgebildet.
Einmal abgesehen von den miesen Wirtschaftsdaten in China, zeigt sich doch, dass neben der EZB nun auch die PBoC in den Währungskriegring eingestiegen ist. Den Amerikanern muss dies bitter aufstoßen, denn umso länger die Fed über eine mögliche Zinsanhebung spricht, desto wahrscheinlicher wird es, dass der US-Dollar nun gegenüber dem Euro und anderen Papierwährungen in seine nächste Rallyephase übergehen wird.
Abwertungswettlauf und „Beggar-thy-neighbour“ - Eine Steilvorlage für Negativzinsen und QE4?
Das Erreichen der Euro/Dollarparität lässt sich selbst unter den jetzigen Umständen nicht mehr ausschließen. Denn während die EZB munter weiter druckt und Kapital in die Euro-Märkte pumpt, senken China und viele andere Emerging Markets ihre Zinsen, um deren heimische Wirtschaften anzukurbeln. Die aktuelle Berichtssaison legt Zeugnis darüber ab, dass sich der steigende Außenwert des US-Dollars negativ auf die Bilanzen der US-Firmen ausgewirkt hat, zumal China wohl nichts unversucht lassen wird, um seine eigene Deflation in die USA und die Eurozone zu exportieren.
Wie lange wird es also noch dauern, bis die politischen und ökonomischen Scharfmacher in den USA die Fed dazu auffordern werden, auf die Vorgänge an den Weltwährungsmärkten in adäquater Weise zu reagieren? Entweder mittels einer Verabschiedung eines vierten QE-Programms oder in Form von Negativzinsen? Die Zentralbanken haben unsere Welt in eine Sackgasse manövriert, aus der es wohl kein Entrinnen mehr geben wird.
Eine Intensivierung des Abwertungswettlaufs an den globalen Devisenmärkten bei real weiter sinkender Kaufkraft der Bevölkerungen dürfte das sein, was wir in Zukunft erwarten dürfen. „Beggar-thy-neighbour“ in Reinform. Zinsanhebungen in den USA? Jo, eher wird ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen, als dass es zu dieser Entwicklung kommen dürfte! Denn in diesem Fall würde in den USA wohl alles und jeder mit ausgestrecktem Finger auf die Fed zeigen, wenn im „Land of the Free“ die Rezession auf dem Fuße folgen würde...
Kommentare
es wäre einmal interessant einen Blick in die Zukunft zu wagen und Ihre Einschätzung zu lesen, wie sich diese Geldpolitik wohl eines Tages entladen wird und welche Szenarien möglich sind.
Och nee, wir haben hier auf wirtschaftsfacts diesen sich in der Welt entfaltenden Währungskrieg von Anbeginn kommentiert und dessen Entwicklungen und Auswirkungen auch richtig prognostiziert. Dass die Welt nicht dabei zusehen würde, wie die Fed im Zuge von massiven QE-Programmen den Dollar stetig abwertet, dürfte eigentlich jedermann seit 2009 klar gewesen sein.
Jetzt haben Sie den Salat. Nahezu jede große Notenbank bedient sich aus purer Verzweiflung dieser Maßnahmen, und legt noch was oben drauf. Es gibt jetzt kein Zurück mehr, einmal diesen Weg beschritten, haben sich die Verantwortlichen wohl dazu entschieden, die Fiat-Währungen zu zerstören, wodurch dem System noch ein wenig mehr Lebenszeit eingehaucht wird als wenn es zu einem deflationären Schuldenbust gekommen wäre.
Wie wirken sich diese Programme eigentlich auf die Weltwirtschaft aus?? Na ja, sehen Sie selbst. Es lässt sich kaum mehr zusätzliches Wachstum erzeugen.
Wie auch, wenn die meisten börsengelisteten Firmen sich im Nullzinsumfeld bis über die Halskrause verschulden, um mit dem Geld eigene Aktien zurückzukaufen! CAPEX, Kapitalinvestitionen, Investitionen in Mitarbeiter, Investitionen in neue Projekte?? Größtenteils Fehlanzeige.
Wie sich eine Beggar-thy-neighbour Politik entwickelt und was dabei am dicken Ende herauskommen wird, können Sie sich gewahr machen, wenn Sie die Geschichtsbücher wälzen, insbesondere zur Großen Depression in den 1930igern.
Lassen Sie mich zumindest soviel dazu sagen: Meines Erachtens werden sich die militärischen Spannungen in der Welt im Zuge dieses Währungskriegs zukünftig noch deutlich verschärfen. Die zwischen den USA und Russland geführten Stellvertreterkriege in der Ukraine und in Syrien legen bereits Zeugnis darüber ab.
Wann geraten der Iran (Bodenoffensive in Syrien??), Saudi-Arabien, die Türkei und die Golfstaaten letztendlich mit in diesen Strudel? Mit dem Einsatz eigener Streitkräfte und mittels diversen Militärinterventionen (siehe die Saudis zum Beispiel im Jemen)?
Und was passiert, wenn die Amis den Chinesen erst mal richtig ans Bein zu pinkeln versuchen in der Pazifikregion möchte ich mir lieber gar nicht vorstellen...
...doch ich erinnere mich gerade an die vor einem Jahr in Frankfurt stattfindende Veranstaltung der Montagsgesellschaft, und habe noch die Worte und vor Enttäuschung strotzenden Aussagen des russischen Regierungsvertreters im Kopf, der im Angesicht der damaligen Ukraine-Entwicklung eigentlich schon gar nicht mehr kommen, nicht mehr teilnehmen und absagen wollte.
Dass er sich letztendlich doch für eine Teilnahme entschieden hatte, war gut so, denn es eröffnete dem aufmerksamen Zuhörer einen elementaren Einblick in die aktuelle Befindlichkeit der "russischen Seele", insbesondere maßlos enttäuscht von der deutschen Außenpolitik und Washington augenscheinlich alles zutrauend.
Wie dem auch sei, weiterhin gilt: von der Währungsseite drohen die in meinen Augen größten Risiken für dieses System. Und Sachwerte sind keineswegs immer gleich Sachwerte. Ich möchte wiederholen, dass Sie zum Beispiel ein Haus nicht unter den Arm nehmen und damit weglaufen können, falls es Ihrer Regierung irgendwann mal einfallen sollte, den Immobilienbesitzern richtig an den Kragen zu gehen. Durch zunehmende Besteuerung, Zwangsbesteuerung, usw...zur "Systemrettung" versteht sich.
Beste Grüße und ein schönes Wochenende!
ich bin ganz Herrn Baudzus Meinung und empfehle ihnen das
Buch von Thore D.Hansen "Quantum Dawn" welches ich mir
nach einer Buchbesprechung von Herrn Reinhard besorgt habe.
Sie werden danach wahrscheinlich nicht mehr so frohgemut in
die Zukunft blicken können; aber sie wissen dann wahrscheinlich
was sie wann machen (können) sollten.
ich bedanke mich für ihre sehr informativen und perspektivisch sehr erfrischenden Beiträge - vor allem im Bezug zu dem was man im Mainstream sonst so ließt.
Sie beschreiben die aktuell stattfindenden Machtverschiebungen im ökonomischen Gefüge der Welt und deren mögliche Auswirkungen in der Zukunft.
Wie nutzen sie ihr Wissen darüber um an der Börse erfolgreich zu spekulieren?
Der Zerfall des alten Imperiums und der Aufstieg neuer Imperien, ist mit enormen Chancen und Risiken verbunden.
Welche chancenreichen Trends sehen sie?
Wie wahrscheinlich halten sie es, dass die Stellvertreterkriege in einen Weltkrieg münden? Und wo sollte man sich dann nicht befinden?