Dass China in den letzten 25 Jahren eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation durchwandert hat, die in der Geschichte ihres Gleichen sucht, hatten wir in der Vergangenheit zu einem unserer Hauptschwerpunktthemen auf CK*Wirtschaftsfacts gemacht.

Doch zu welchem Preis wurde diese rasante Entwicklung erkauft? Ganz abgesehen von den sozial-politischen und ökologischen Schäden, die in China im Angesicht des „neoliberalen Fortschritts“ begangen wurden, ist die Verschuldung ins Unermessliche gewachsen.

Warum Chinesen Eigentumswohnungen in ehemaligen deutschen Kasernen kaufen

Interessant war ein Beitrag, den ich gestern im ZDF gesehen hatte. In beschaulicher Kulisse im ländlichen Rheinland-Pfalz kaufen Chinesen Eigentumswohnungen in einst durch Militär genutzten Kasernenbauten.

Wie eine Chinesin und Käuferin vor laufender Kamera erklärte, habe sie das Gefühl dafür verloren, wie es sei, wenn sie das Fenster aufmache, um auf ein ausgedehntes Stück Wald zu blicken.

Die frische Luft in Rheinland-Pfalz stünde der überall grassierenden Luftverschmutzung in China diametral entgegen und habe sich für sie als eines der größten Kaufargumente für eine Wohnung im baulich umfunktionierten Kasernengelände erwiesen.

Wer einen Blick nach China wirft, erkennt, dass der wirtschaftlichen Erneuerung nicht nur eine massive Landflucht in Richtung der Metropolen wie Peking, Shanghai oder der so genannten Sonderwirtschaftszonen zugrunde liegt.

Um den architektonischen Träumen der kommunistischen Nomenklatura Vorschub zu leisten, wurden in Städten wie Shanghai auch ganze – und sehr traditionelle – Innenstadtviertel der Abrissbirne preisgegeben.

Chinas offizielle Verschuldung beim Zweieinhalbfachen des BIP

Der finanzielle Ausgleich zugunsten der einst dort lebenden und vertriebenen Einwohner fiel in den meisten Fällen oft äußerst mickrig aus, während das jeweilige Bauland heute nahezu unbezahlbar ist.  

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass China sich heute inmitten einer Verschuldungsorgie wiederfindet, die einer der gewaltigsten in der Menschheitsgeschichte entspricht. Im Jahr 2015 kletterte Chinas Schuldenniveau auf knapp $27 Billionen (!).

Im Vergleich mit der letzten Dekade hat sich die Verschuldung damit verfünffacht. Offiziell übertrumpft das Verschuldungsniveau die jährliche Wirtschaftsleistung Chinas damit bereits um das Zweieinhalbfache. 

Dieser rasante Verschuldungsanstieg hat dazu geführt, dass Großinvestoren wie George Soros auf dem Weltwirtschaftsforum in DavosChinas aktuelle Verschuldungslage mit jener der Vereinigten Staaten vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 verglichen.

Auf welche Weise sich der Nachfragerückgang aus China bei gleichzeitig weiter abkühlender Wirtschaft auf die Weltwirtschaft auswirkt, zeigt sich nicht nur an den Preisentwicklungen an den internationalen Rohstoffmärkten.

Ausbruch einer Finanzkrise im Reich der Mitte voraus?

Überhaupt intensivierten sich die Diskussionen auf internationalem Parkett mit Blick auf die Auswirkungen aus einem anhaltenden Wirtschaftsabschwung in China zuletzt drastisch. Oft wird in diesem Kontext auch die Frage nach dem möglichen Ausbruch einer Finanzkrise im Reich der Mitte aufgeworfen.

Viele Analysten und Beobachter geben sich überzeugt, dass ein derart rasanter Anstieg der Verschuldung traditionell stets zu einer gefährlichen Krise geführt habe. Es ist nicht einmal so sehr Chinas Staatsverschuldung, von der die größten Gefahren ausgehen.

Vielmehr ticken die Zeitbomben im Banken- und Unternehmenssektor des Landes. Vor allem Konzerne und Unternehmen in Staatsbesitz hatten sich in den vergangenen Jahren bis über die Halskrause verschuldet.

Eine derart drastische Verschuldung hat jedoch zur Folge, dass Unternehmen in der Zukunft weitaus höheren Ausgaben für den Zinsdienst und der Rückzahlung von Darlehen entgegenblicken. Investitionen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze fallen dabei hinten runter.

Selbstverständlich wird darunter die gesamte Wirtschaft Chinas leiden. Unter dieser Prämisse stellt sich ohnehin die Frage, auf welche Weise Peking die propagierte Abkehr vom Export hin zu einem konsumbasierten Wirtschaftsmodell in der Zukunft zu schaffen gedenkt?!

Wie hoch sind die Schulden im (Schatten-) Bankensektor Chinas? Keiner weiß es...

Wie hoch der Grad an faulen Schulden in Chinas heimischem Bankensystem bereits ist, lässt sich kaum mehr ermessen. Dazu sind viele der publizierten Daten auch zu intransparent, da der riesige Schattenbankensektor in diesen Zahlen oftmals gar nicht enthalten ist.

Gleiches gilt allerdings auch für die Finanzlage unter den Kommunen und Provinzen Chinas. Nicht erst seit gestern warnen Analysten davor, dass Chinas Staatsfinanzen sich in einem weitaus schlimmeren Zustand befänden als offiziell verlautbart.

Hinzu gesellt sich eine massive Zunahme von faulen und uneinbringlichen Darlehen im Bankensystem sowie prozentual zweistellige Haushaltsdefizite unter einer Vielzahl von Provinzregierungen.

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