Trump: Verhandlungen mit China liegen auf Eis

Laut US-Präsident Trump wird es angesichts der aktuellen Entwicklungen zu keinem Phase-2-Abkommen im sino-amerikanischen Handelskrieg kommen, dazu seien die Beziehungen zwischen beiden Ländern zu beschädigt.

Warum auch, da sich herausstellt, dass jenen im Phase-1-Abkommen zwischen beiden Seiten festgelegten Vereinbarungen seitens Chinas nicht – oder nur unzureichend – nachgekommen wird. Die Vergangenheit lehrt, dass hiermit zumindest gerechnet werden musste.

Graduelle Währungsabkopplung, um US-Ausschluss zuvorzukommen

Da sich die bilateralen Beziehungen zwischen beiden Nationen über die vergangenen Wochen aufgrund einer Verabschiedung des Nationalen Sicherheitsgesetzes für Hongkong noch massiv verschlechtert haben, mahnte der ehedem stellvertretende Direktor des Internationalen Verbindungsbüros der Kommunistischen Partei Chinas seine Regierung am vorvergangenen Samstag dazu an, auf eine gänzlich aus dem Ruder laufende Eskalation vorbereitet zu sein.

Um im Zuge einer solchen Eskalation nicht unter die Räder zu geraten, empfiehlt Zhou Li der Pekinger Regierung, den chinesischen Yuan/Renminbi graduell vom US-Dollar abzukoppeln. Bezug auf den aufgrund der Situation in Hongkong ausgebrochenen Finanz- und Wirtschaftskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China nehmend, muss inzwischen womöglich mit einer Abkopplung von Großbanken, die sich dem Regime der USA nicht unterwerfen wollen, vom US-Dollar-System <link wirtschaftsfacts beitrag hongkong-autonomy-act-banken-droht-abkopplung-vom-us-dollar-system _blank>gerechnet werden.

Großbanken stehen vor der Wahl, welchen Gesetzen sie sich unterwerfen möchten

Der im US-Kongress verabschiedete Hongkong Autonomy Act erweist sich aus Sicht von Großbanken wie HSBC als gefährliches Sanktionsschwert. Denn sollten HSBC & Co. den in diesem auf den Weg gebrachten Gesetzeswerk festgelegten Bestimmungen ihre Gefolgschaft verweigern, könnten die Dinge so weit eskalieren, dass Verweigerer durch das US-Finanzministerium neben dem US-Dollar-System auch vom internationalen SWIFT-System abgekoppelt werden.

Die sogenannte „Mini Nuke“ Option würde damit zur Realität werden. Großbanken werden sich nun also bald vor die Wahl gestellt sehen, welcher Jurisdiktion sie sich zukünftig beugen wollen. Folgen global aktive Großbanken den im Nationalen Sicherheitsgesetz für Hongkong festgelegten Bestimmungen oder werden sie sich dem Hongkong Autonomy Act der Amerikaner unterordnen?

Monopolstellung des US-Dollars als Bedrohung für China

Es zeigt sich, dass ein wirtschaftlicher und finanzieller Bruch zwischen den USA und China unmittelbar bevorzustehen scheint. Zhou warnt in einem eigens verfassten Bericht, der am vorletzten Wochenende durch den in Peking ansässigen Think Tank Chongyang Institute for Financial Studies veröffentlicht wurde, davor, dass die Monopolstellung des US-Dollars im globalen Finanzsystem mit einer signifikanten Bedrohung aus Sicht von Chinas zukünftiger Entwicklung einhergehe.

Grund sei, dass die Amerikaner ihre Bereitschaft dazu zeigten, diese Monopolstellung zur Erlangung von eigenen Vorteilen auszunutzen. Peking müsse deshalb schnellstmöglich die entsprechenden Weichen dafür stellen, um sich von der US-Dollar-Hegemonie loszusagen, und den Renminbi/Yuan sukzessive von der amerikanischen Währung zu entkoppeln. Sollte dies nicht geschehen, so Zhou, werde China massiven Gefahren und Risiken ausgesetzt sein.

Letzten Endes sei damit zu rechnen, dass die Amerikaner die Schlinge um den chinesischen Hals immer enger zuziehen würden. Des Weiteren warnte Zhou davor, dass das unlimitierte QE-Programm der amerikanischen Federal Reserve mit weitreichenden Folgen aus Sicht der Chinesen einhergehen könnte. Denn die Risiken einer hiermit verbundenen Abwertung der durch China gehaltenen und in US-Dollar denominierten Vermögenswerte würden immer prägnanter.

Es wird keine neuen US-Garantien geben - China hält über drei Billionen in USD…

Es sei an dieser Stelle einmal an die damalige Situation zu Zeiten des Ausbruchs der globalen Finanzkrise erinnert. Um die aufkommenden Sorgen unter chinesischen Investoren vor einem Kollaps an den Märkten für Mortgage Backed Securities (MBS-Anleihen) zu entkräften, gab die Regierung von George W. Bush zu jener Zeit bekannt, die Hypothekenriesen Fannie Mae, Freddie Mac und Ginnie Mae quasi zu verstaatlichen und deren Anleihen zu garantieren.

Auf ein solches Entgegenkommen dürfen chinesische Investoren aus Sicht der aktuellen Lage wahrscheinlich nicht mehr hoffen. Chinesische Institutionen und Banken halten knapp 1,1 Billionen US-Dollar in Form von US-Staatsanleihen. Hinzu gesellen sich im überseeischen Ausland gehaltene Vermögenswerte in einem Gesamtumfang von weiteren zwei Billionen US-Dollar, die größtenteils in amerikanischer Währung denominiert sind.

Internationalisierung des Renminbi wäre nötig

Das durch den US-Dollar dominierte Zahlungsverkehrssystem SWIFT sei durch Amerika zu einem verlängerten (jurisdiktischen) Arm zur Durchsetzung von amerikanischen Interessen im Ausland gemacht worden. Hierin eingeschlossen sei eine Verabschiedung von US-Sanktionen gegen die Russische Föderation und den Iran, wie Zhou weiter beklagt.

Sanktionen gegen weltweite Energielieferanten erwiesen sich aus Perspektive Chinas als eine immense Gefahr zur Aufrechterhaltung der heimischen Energiesicherheit, so Zhou weiter. Die angestrebte Loslösung vom US-Dollar-System könne aus Perspektive Chinas laut Zhou nur erfolgreich sein, wenn der Yuan/Renminbi internationalisiert wird.

Gleichzeitig müsse die Pekinger Regierung dafür sorgen, grenzübergreifende Zahlungen und internationale Abwicklungstransaktionen auf Basis des Yuans/Renminbis zu beschleunigen. Hierfür seien verstärkt Vereinbarungen mit Regierungen im Ausland mit dem Ziel von lokal zu institutionalisierenden Zahlungsmechanismen und -abwicklungen zu treffen.

Vizepräsident der chinesischen Wertpapierregulierungskommission bläst ins gleiche Horn

Nur so werde es zu einer wachsenden Nutzung des Yuan/Renminbi zu Zahlungszwecken in der weltweiten Industrielieferkette kommen. Zhous Einschätzungen erweisen sich als nichts anderes als ein Echo von jüngst getätigten Aussagen von Fang Xinghai, dem Vizepräsidenten der chinesischen Wertpapierregulierungskommission.

Auch Fang ruft die Pekinger Regierung zu einer Einleitung von dringend notwendigen Vorbereitungen auf, um das eigene Land für eine möglicherweise erfolgende Abkopplung vom US-Dollar-System zu wappnen. Um einem extrem wachsenden Finanzdruck so gut wie möglich zu begegnen, sei es unerlässlich, den Yuan/Renminbi stärker zu internationalisieren.

Zhou mahnte sein Land in diesem Zusammenhang, niemals die Entschlossenheit der Trump-Administration und des US-Kongresses zu unterschätzen, die eine Unterdrückung Chinas zum Ziel hätten. In Peking müsse endlich verstanden werden, dass ein kompletter Bruch in den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und China unvermeidbar sein könnte.

Ist der komplette Bruch unvermeidbar?

Um den außenpolitischen Druck aufrechtzuerhalten, werden Hotspots im asiatisch-pazifischen Raum wie Taiwan, das Südchinesische Meer, Hongkong und die Provinz Sinkiang unter aller Voraussicht nicht zur Ruhe kommen. Wenn es für den Moment auch so aussehen mag, als ob der Grenzkonflikt zwischen Indien und China vor wenigen Tagen entschärft worden zu sein scheint, so muss mit einem Neuauflammen dieses Konfliktes im Himalaya jederzeit gerechnet werden.

Zhou warnte abschließend davor, dass in den Vereinigten Staaten aufgestellte Forderungen nach einer finanziellen Kompensation durch China aufgrund der globalen Covid-19-Pandemie jederzeit real und in Gesetzesform gegossen werden könnten. In einem solchen Fall wären durch China gehaltene Vermögenswerte im Ausland vor einer erzwungenen Einfrierung sehr wahrscheinlich nicht mehr sicher.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Sowohl in Zhous wie auch in Fangs Aussagen und Forderungen spiegeln sich exakt jene Gedankenspiele wieder, die ich Ihnen angesichts der Entwicklung des sino-amerikanischen Handelskriegs vor Augen geführt hatte.

Wiederholt hatte ich Sie darauf aufmerksam gemacht, den chinesischen Währungsreserven, seien sie auch drei Billionen US-Dollar schwer, keine zu hohe Bedeutung beizumessen. Denn diese Währungsreserven würden sich im Fall des Ausbruchs einer Finanz- und Bankenkrise in Festlandchina lediglich als ein Tropfen auf den heißen Stein der dann benötigten Summen erweisen.

Andererseits hatte ich Sie auf die dringende Notwendigkeit in Richtung einer Öffnung des chinesischen Finanzsystems samt einer Internationalisierung des Yuans/Renminbis über die vergangenen Jahre aufmerksam gemacht. Wer nutzt heute die chinesische Währung? Ich kenne niemanden. Wer investiert verstärkt in einen Markt, der Kapitalkontrollen unterliegt?

Wer investiert in einen Bondmarkt, wie den chinesischen, der auch nicht annähernd so liquide wie der amerikanische ist? Und wer investiert – außer Festlandchinesen – in Aktienmärkte wie Shanghai und Shenzhen, die Ausländer gerade einmal mittels ausgewählter ETFs handeln können?

China hat einen langen Weg hinsichtlich der Liberalisierung seines Finanzsystems vor sich. Ohne eine solche Liberalisierung wird der Yuan/Renminbi zu keiner global dominierenden Währung aufsteigen, geschweige denn die Chance dazu haben, den US-Dollar irgendwann vom (Weltwährungsreserve-)Thron zu stoßen.

Peking hat sich mit all diesen Dingen sehenden Auges viel zu viel Zeit gelassen und droht nun gegenüber den USA, die ihre Gangart massiv forcieren, immer stärker ins Hintertreffen zu geraten und in eine Ecke, aus der es kein Herauskommen gibt, gedrückt zu werden.

Sowohl Zhou als auch Fang haben diese Zusammenhänge verstanden, um die Pekinger Regierung auf eine Eskalation einzustimmen, die dort vielleicht noch niemand so richtig wahr haben möchte oder in die Chinas Staatsführung sehenden Auges hineinzuschlittern droht…

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