Der zweite Bailout innerhalb weniger Monate

Die in der Provinz Liaoning ansässige Regionalbank mit einer Bilanz von rund 105 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten litt zuletzt unter massiven Liquiditätsproblemen. Heimische Finanzaufsichtsbehörden gaben noch vor wenigen Tagen bekannt, die Bank of Jinzhou mittels einer Suche nach „strategischen Investoren“ stabilisieren zu wollen.

Dies scheint jetzt gelungen zu sein. Der Bank of Jinzhou kommt nämlich ein Bailout durch drei Institute in Staatseigentum zugute, die sich mit insgesamt 17,3 Prozent an der Bank of Jinzhou beteiligen werden, wie es am gestrigen Sonntag in chinesischen Staatsmedien hieß.

Die Aktie des angeschlagenen Kreditgebers ließ sich nach einer Handelsaussetzung schon seit April nicht mehr handeln. Trotz der Bailoutzusage taumelten die in US-Dollar denominierten Schuldpapiere und Anleihen der Bank of Jinzhou weiter in den Keller.

„Vertrauensbildende Maßnahmen“ erinnern an 2007 in den USA

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Sontag zuerst darüber, dass sich neben der Industrial and Commercial Bank of China, dem nach gehaltenen Vermögenswerten größten Kreditgeber im Reich der Mitte, auch die beiden Institute China Cinda Asset Management sowie China Great Wall Asset Management an der finanziell angeschlagenen Bank beteiligen werden.

Laut einer Erklärung habe die Aktion zum Ziel, die teilweise eingefrorenen Repo- und Interbankenkreditmärkte in Festlandchina zu öffnen und Investoren vertrauensbildende Maßnahmen in Aussicht zu stellen. So oder ähnlich hörten sich auch offizielle Aussagen aus dem Regierungs- und Bankensektor der USA im Jahr 2007 an.

Mir ist noch gut in Erinnerung geblieben, welche teils haarsträubenden Aussagen im Hinblick auf einen stabilen Bankenmarkt in den Vereinigten Staaten nur kurz nach dem Kollaps der Bear Stearns Hedgefonds und sich bildenden Kundenschlangen vor den kalifornischen Filialen der US-Hypothekenbank Indimac im Jahr 2007 von offizieller Seite getroffen wurden.

Ganz nach dem Motto, „wenn es ernst wird, muss man lügen“. In China könnte ein solcher Moment nun ebenfalls erreicht sein. Vor wenigen Tagen berichtete ich Ihnen, dass die im Reich der Mitte ausstehende Gesamtverschuldung auf 303 Prozent in Relation zum BIP geklettert ist.

Es brodelt mächtig: Chinas Staatsanleihen-Repozinssatz schießt wie aus dem Nichts auf 1000 Prozent (!) in die Höhe

Dass Turbulenzen an Chinas Finanzmärkten herrschen, zeigt allein die Tatsache, dass Chinas Staatsanleihen-Repozinssatz am Freitag vor einer Woche wie aus dem Nichts auf 1000 Prozent (!) in die Höhe geschossen war. Teil des Rettungspakets ist die Unterzeichnung eines Deals mit ICBC Financial Asset Investment zur Investition von drei Milliarden Yuan oder knapp 440 Millionen US-Dollar in die Bank of Jinzhou im Zuge eines Aktientransfers.

ICBC Financial Asset Investment kommen auf diese Weise 10,82 Prozent der ausstehenden Anteile an dem angeschlagenen Kreditgeber zu. Nur kurze Zeit später kam es an der Börse Hongkong zu einer Bekanntgabe durch Cinda Investment., laut der das auf eine Restrukturierung von Schulden spezialisierte Unternehmen einen Anteil von 6,49 Prozent an der Bank of Jinzhou übernehmen wird.

Kurz hierauf outete sich dann auch China Great Wall in einer Mitteilung gegenüber Reuters, sich ebenfalls an der Bank of Jinzhou zu beteiligen, auch wenn Details zu der Vereinbarung noch ausstehen. Nichtsdestotrotz liefern die jüngsten Bankenbailouts in Festlandchina den Beweis dafür, dass es im Bankensystem des Landes mächtig brodelt.

Chinas Banken- und Versicherungsregulierungsbehörde wurde jüngst aufgerufen Rettungspläne für kleine und mittlere Banken auszuarbeiten…

Wie ich Ihnen in der Vergangenheit berichtete, sind es insbesondere Tausende von kleinen und mittelgroßen Regionalbanken, die finanziell auf äußerst tönernen Füßen stehen.

Nicht von ungefähr hat Chinas Banken- und Versicherungsregulierungsbehörde große Firmen, die auf Schuldenrestrukturierungen spezialisiert sind, am Freitag dazu aufgerufen, Pläne zur Eindämmung von Finanzrisiken, Investitionen oder sogar Übernahmen in Bezug auf hoch riskante kleine und mittelgroße Regionalbanken auszuarbeiten.

Die aktuellen Vorgänge beobachtend, drängt sich mir der Eindruck auf, als ob China gerade seinen ganz eigenen Bear-Stearns-Moment durchleben würde. Eine sich weiter abschwächende Wirtschaft dürfte den Stress im heimischen Bankensystem und die Anzahl der faul werdenden Kredite noch deutlich erhöhen, weshalb es mir empfehlenswert scheint, in den nächsten Wochen und Monaten wieder ein wenig mehr über das internationale Bankensystem per se zu berichten.

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