Während die Käufe von US-Staatsanleihen durch China wieder moderat am Sinken sind, zeigt sich, dass die Direktinvestitionen Chinas in den Vereinigten Staaten von Amerika in den ersten fünf Monaten massiv zurückgegangen sind.

Im selben Zeitraum hat die Washingtoner Regierung ihre Überprüfung von chinesischen Projekten und Firmenübernahmen im eigenen Land intensiviert, während Peking heimische Unternehmen dazu auffordert, Vermögenswerte in den USA und im Ausland zu veräußern, um die Verschuldungsrisiken zurück zu fahren.

Unter Bezugnahme auf jüngst publizierte Daten der in New York City ansässigen Rhodium-Gruppe, erwiesen sich Chinas Nettodirektinvestitionen zwischen Januar und Ende Mai dieses Jahres mit knapp $8 Milliarden als negativ.

Danach haben chinesische Unternehmen im untersuchten Zeitraum lediglich $1,8 Milliarden in Projekte und Firmenübernahmen in den Vereinigten Staaten investiert. Im Vergleich mit demselben Zeitraum des Vorjahres entspricht dies einem Rückgang in Höhe von 92 Prozent (!).

Grund zur Sorge bereitet Analysten die Tatsache, dass sich chinesische Investoren in den ersten fünf Monaten dieses Jahres von Firmenanteilen und Beteiligungen in Höhe von $9,6 Milliarden in den Vereinigten Staaten getrennt haben. Zu weiteren Verkäufen in Höhe von $4,1 Milliarden soll es in den nächsten Monaten noch kommen.

Die aktuellen Entwicklungen lassen sich auch auf die seit Jahresbeginn aufkommenden Sorgen bezüglich des Ausbruchs eines Handelskriegs zwischen den USA und China zurückführen. In der vergangenen Woche hatte sich der Konfrontationskurs zwischen Washington und Peking verschärft, nachdem das Weiße Haus eine Verhängung von zusätzlichen Zöllen auf chinesische Einfuhren in Höhe von $200 Milliarden in Aussicht stellte.

Eine ganze Reihe von chinesischen Konzernen – darunter die Mega-Konglomerate Dalian Wanda, HNA, und Anbang Insurance Group – sehen sich nun dazu gezwungen, ihre in den Jahren 2014 bis 2016 getätigten Auslandsinvestitionen wieder zu veräußern. Dies liegt unter anderem auch an den sich in China verschärfenden Finanzbedingungen, die es den Konzernen erschweren, ausstehende Schulden zu rollieren.

Bestes Beispiel hierfür ist HNA. Mittlerweile selbst finanziell mit dem Rücken zur Wand stehend, hatte HNA seine Beteiligung an der Deutsche Bank AG vor Kurzem abgebaut, um sich dringend benötigtes Cash zu verschaffen. Gleichzeitig haben Chinas Aufsichtsbehörden ihre Regularien verschärft, um kreditgehebelte Geschäfte unter systemisch wichtigen Firmen und Konglomeraten in der Heimat zu minimieren.

HNA stieß im untersuchten Zeitraum nicht nur Anteile an der Deutsche Bank AG, sondern auch Vermögenswerte in den Vereinigten Staaten ab, zu denen eine Reihe von Bürogebäuden in San Francisco und New York City gehörten. In den USA wachen Spezialausschüsse in der Zwischenzeit über das Investitionsverhalten von chinesischen Investoren im eigenen Land.

So wurde eine Anzahl von Geschäftsabschlüssen, darunter die angedachte Übernahme von Moneygram durch Ant Financial oder Skybridge Capital durch HNA durch die Politik verboten und untersagt. Über die Zulassung und Genehmigung von Übernahmeangeboten aus dem Ausland entscheidet in den USA das Komitee für ausländische Direktinvestitionen (kurz CFIUS).

Laut Rhodium-Gruppe erweise sich das bislang angekündigte Transaktionsvolumen in Bezug auf Chinas angedachte Investitionsabsichten in den Vereinigten Staaten mit Blick auf die kommenden Monate nach wie vor nur als sehr gering.

Abzuwarten bleibt, inwiefern der Beginn eines Handelskrieg zwischen den USA und China zu einer möglichen Steigerung von Chinas Direktinvestitionen in den USA beitragen könnte, um die aufgebaute Zollwand der Amerikaner mittels einer sich ausweitenden Vorort-Produktion zu umgehen.

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