Bei allen sich zurzeit überlappenden Krisen empfiehlt sich, die aktuellen Entwicklungen an den chinesischen Immobilien- und Häusermärkten nicht aus den Augen zu verlieren. Wie in der Vergangenheit berichtet, erweisen sich die Immobilienmärkte als wichtigste und größte Anlageklasse im Reich der Mitte.

Ein sich fortsetzender Abschwung in diesem Segment würde sich nicht nur negativ auf die chinesische Wirtschaftsentwicklung selbst auswirken. Unter Bezugnahme auf eine Schätzung der amerikanischen Großbank Goldman Sachs aus dem Jahr 2021 handelt es sich mit Blick auf Chinas nationalen und mehr als sechzig Billionen US-Dollar schweren Häuser- und Immobilienmarkt auch mit Abstand um das weltweit größte Anlagesegment.

Aus der oben abgebildeten Grafik von Goldman Sachs Global Investment Research geht dies anschaulich hervor. Die in Immobilien investierten Anlagegelder beliefen sich im Reich der Mitte im Jahr 2021 auf umgerechnet 62 Billionen US-Dollar, während auf festverzinsliche Bondanlagen und Aktienanlagen im direkten Verglich gerade einmal 19 Billionen respektive 13 Billionen US-Dollar entfielen.

Die Sorgen vor einem anhaltenden Abschwung wachsen weltweit

Dass sich der Abschwung an den chinesischen Immobilien- und Häusermärkten fortsetzt, besorgt somit nicht mehr nur Lokal- und Provinzregierungen in der Volksrepublik China, sondern ebenfalls weite Teile des Rests der Welt.

Mitte Oktober publizierte der Internationale Währungsfonds seinen Finanzstabilitätsbericht, der inhaltlich ein grundsätzlich düsteres Bild im Hinblick auf die aktuelle Lage zeichnete. Danach drohe der in der Volksrepublik China anhaltende Abschwung an den Immobilien- und Häusermärkten (erwartungsgemäß) in eine Bankenkrise zu münden.

Und mal ganz ehrlich gesagt, scheint eine solche Bankenkrise auf Kommunalebene in dem einen oder anderen Fall doch auch schon längst ausgebrochen zu sein. Seit Wochen kursieren nun schon Berichte in chinesischen und asiatischen Medien, wonach es unter anderem auch zu Versuchen einer Erstürmung von Regional- und Kleinbanken durch aufgebrachte Sparer gekommen sei.

Insbesondere Regional- und Kleinbanken droht die Pleite

Um an den jüngst veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht des Internationalen Währungsfonds anzuknüpfen, wird darin unter anderem vor dem möglichen Untergang von fünfzehn Prozent aller Klein- und Regionalbanken in der Volksrepublik China gewarnt.

Ob es hierbei bleiben würde, oder ob es darüber hinaus zu weitläufigen Ansteckungseffekten im Rest des heimischen Bankensystems kommen würde, bleibt abzuwarten. Man denke in diesem Zusammenhang allerdings nur an den höchst intransparenten Schattenbankensektor des Landes.

Die nach wie vor durch die Pekinger Regierung verfolgte „No-Covid-Strategie“ trägt indes ihren ganz eigenen Teil dazu bei, die Wirtschaft im Reich der Mitte zu schwächen. Auch wenn es in den letzten Tagen im Internet wiederholt zu Spekulationen über eine womöglich bevorstehende Aufhebung der „No-Covid-Strategie“ gekommen ist, so lässt sich in der Realität hiervon bislang nichts beobachten.

Im Gegenteil machten in der letzten Woche in den sozialen Medien kursierende Videos von über Werkszäune flüchtenden Foxconn-Mitarbeitern, die aufgrund des jüngsten über eines der großen Werksgelände in Zhengzhou verfügten Lockdowns Reißaus nahmen, die Runde.

Langfristige Kreditnachfrage kommt nicht in Gang

Auch die zuletzt an den chinesischen Kreditmärkten eingehenden Daten lasen sich nicht sonderlich verheißungsvoll. Vielmehr verharrt die langfristige Nachfrage nach Darlehen unter den Privathaushalten, de facto ein Stellvertreter für die Nachfrage nach Hypothekenkrediten, auf einem historisch sehr niedrigen Niveau.

Hierauf nahm auch der Finanzstabilitätsbericht des Internationalen Währungsfonds Bezug. Danach drohten rückläufige Verkäufe an den chinesischen Immobilien- und Häusermärkten samt eines sich erschwerenden Zugangs zu Kreditfinanzierungen unter potenziellen Kredit- und Darlehensnehmern eine nochmalige Verschlimmerung der Kreditklemme unter den großen Bauprojektentwicklern in der Volksrepublik China zu verursachen.

Eine Fertigstellung von im Bau befindlichen Häusern und Apartments würde auf diese Weise zusätzlich erschwert werden. Baulich nicht vollendete Immobilienprojekte würden dann noch einmal zu wachsenden Gefahren in Bezug auf Hypothekenkreditboykotte unter den hiervon betroffenen Darlehensnehmern führen.

Kreditvergabebereitschaft unter Banken droht weiter zu sinken

Das nächste Glied in der Kette, namentlich die kreditgebenden Banken, wären von einer solchen Entwicklung dann als nächstes auf entsprechende Weise betroffen. Banken würden dann wohl noch einmal verstärkt auf ihre Kreditbremse treten, wodurch ein Teufelskreis in Gang käme, wie es in dem Bericht des Internationalen Währungsfonds weiter heißt.

Große Bauprojektentwickler wie China Evergrande, die schon zum aktuellen Zeitpunkt mit dem Rücken zur Wand stehen, drohten spätestens dann zusammenzubrechen. Der IWF warnt davor, dass ein Anteil von gut 45 Prozent in Relation zu allen Bauprojektentwicklern im Reich der Mitte nicht mehr dazu in der Lage sein könnte, ausstehende Schuldenobligationen durch vereinnahmte Profite zu bedienen.

Ferner drohe einem Anteil von zwanzig Prozent unter allen Unternehmen in diesem Bereich eine direkte Insolvenz, falls die Werte unter deren Immobilienbeständen an die aktuellen Immobilienpreise angepasst werden müssten.

Analysten weisen darauf hin, es sei kein Wunder, dass ein Anteil von über siebzig Prozent der durch chinesische Bauprojektentwickler emittierten Auslandsbonds zurzeit bei gerade einmal durchschnittlich 40 Cents pro US-Dollar gehandelt werden.

Denn allein diese Entwicklung deute auf eine dringend notwendige Schuldenrestrukturierung in weiten Teilen dieses Sektors hin.

Aus der oben abgebildeten Grafik, welche dem Bericht des Internationalen Währungsfonds entnommen wurde, geht der Anteil der durch eine Insolvenz bedrohten Unternehmen in diesem Sektor anschaulich hervor.

Analysten und Kommentatoren warnen zudem seit mehreren Monaten davor, dass eine zunehmende Pleitewelle unter chinesischen Bauprojektentwicklungsfirmen auf das heimische Bankensystem überspringen würde.

Am stärksten wären von einer solchen Bankenkrise Regional- und Kleinbanken im ganzen Land, welche in der Vergangenheit den Löwenanteil der Kredite in diesem Bereich vergeben haben, betroffen.

Wären Peking und PBoC zu einem Banken-Bailout bereit?

Ob sich die Pekinger Regierung und die People´s Bank of China (PBoC) im Ernstfall zu einem Bailout dieser Institute entschließen würden, bleibt abzuwarten. Der Internationale Währungsfonds gibt zu bedenken, dass die Abwärtsspirale an diesem Punkt nicht enden würde.

Vielmehr drohe sich die potenzielle Kettenreaktion aufgrund von sinkenden Erträgen und Einnahmen aus Landverkäufen noch zu beschleunigen. Gleichzeitig verfügen die meisten Kommunal- und Provinzregierungen nicht über die notwendigen Finanzmittel, um den heimischen Immobiliensektor zu stützen.

Folglich warnt der Internationale Währungsfonds davor, dass die lokalen Ansteckungseffekte sich über das Bankensystem hinaus bis hinein in die Unternehmensbondmärkte vorfressen könnten. Ausgerechnet die chinesischen Unternehmensbondmärkte leiden jedoch schon seit einiger Zeit unter zunehmenden Problemen und einer wachsenden Anfälligkeit.

Obwohl sowohl die Pekinger Regierung wie auch einzelne Lokalregierungen inzwischen mittels Interventionen und diversen Unterstützungszusagen zugunsten der heimischen Immobilienmärkte auf die vorherrschende Situation reagiert haben, wollen sich bislang kaum irgendwelche bedeutsamen Anzeichen auf Besserung in diesem Bereich einstellen.

Vielmehr warnen sowohl der Internationale Währungsfonds wie auch Analysten davor, dass das beschriebene Albtraumszenario letztendlich Realität zu werden drohe, je länger diese Krise an den chinesischen Immobilien- und Häusermärkten anhalten wird.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf den jüngst publizierten Finanzstabilitätsbericht des Internationalen Währungsfonds

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Potenziell weiter steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten werden nicht nur die Volksrepublik China, sondern auch die meisten anderen Schwellenländer und deren Währungen anhaltend unter Druck setzen.

Ihren Zinsanhebungszyklus wird die Federal Reserve Bank allerdings nur solange aufrecht erhalten können, bis es im heimischen Finanzsystem zum Erreichen eines Knackpunktes kommen wird.

Fast alle großen Banken an der Wall Street warnen inzwischen ganz offen davor, dass das Erreichen eines solchen Knackpunktes nicht mehr weit in der Ferne liegen würde. Die US-Staatsanleihemärkte werden – wie schon im März 2020 zu beobachten – als einer der heißen (Crash-)Favoriten samt eines drohenden Totalaustrocknens der in diesem Marktsegment zur Verfügung stehenden Liquidität unter zahlreichen Beobachtern gehandelt.

Natürlich wünscht sich jedermann an der Wall Street aus Eigeninteresse die Verkündung des „Pivot“ beziehungsweise der geldpolitischen Kehrtwende durch die Fed. Doch wenn dieser „Pivot“ dann tatsächlich erfolgen sollte, wird sich voraussichtlich auch die gesamte Anlage-Risikostruktur an den Finanzmärkten verändern.

Der US-Dollar dürfte ab diesem Zeitpunkt in den Sinkflug übergehen, während es plötzlich die Schwellenländer und einmal mehr Rohstoffe wären, die wahrscheinlich zu den heißesten und ertragreichsten Anlageklassen avancieren würden.

Die Fed wäre ab diesem Zeitpunkt nach einer erneuten Kapitulation vor den Finanzmärkten und den realen Begebenheiten an den Bondmärkten damit dann wohl auch endgültig „Toast“.

Schon zum aktuellen Zeitpunkt über eine stark schwindende Glaubwürdigkeit unter vielen Marktteilnehmern verfügend, drohen sich nicht nur die Inflation und der Ausblick auf eine heimische Währungskrise zu verschärfen.

Wer der weltweit führenden Notenbank wie der Federal Reserve nichts mehr glaubt, darf sich letzten Endes nicht darüber wundern, wenn an den internationalen Finanzmärkten hierauf vollends die Anarchie auszubrechen droht!

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