Nullzinspolitik und Quantitative Easing der Zentralbanken haben eine Party an den Finanz- und Vermögensmärkten entfacht. Bei der Schweizerischen Credit Suisse Group macht man sich zurzeit darüber Sorgen, was geschehen wird, wenn den Marktakteuren der Bowlepott entzogen wird, sprich, was geschehen dürfte, wenn die Zinsen wieder steigen. In diesem Fall bestünde das Risiko eines „traumatischen Ereignisses“ an den globalen Finanzmärkten, wie sich CS-CEO Thiam überzeugt gibt. Wird schon einmal ausreichend Druck auf die Fed, die EZB & Co. aufgebaut, um es nicht zu diesem Ereignis kommen zu lassen?

Wie Bloomberg berichtet, gibt sich Credit Suisse CEO Thiam davon überzeugt, dass es zu einem „traumatischen Ereignis“ an den globalen Finanzmärkten und der Weltwirtschaft kommen würde, wenn die Zinsen wieder anzögen. Wie auch Richard Duncan in seinem heutigen Gastbeitrag ausführte, sei in diesem Fall gar mit dem Ausbruch einer globalen Wirtschaftsdepression zu rechnen.
Einst in Diensten der Weltbank und ehedem als ökonomischer Berater des Internationalen Währungsfonds in der Asienkrise tätig, wird Richard wissen, worüber er spricht. Bei Credit Suisse gibt man sich überzeugt, dass es nicht schaden könne, sich und sein Portfolio defensiv aufzustellen.

Denn es sei aus heutiger Perspektive absehbar, dass die Zinsen wieder steigen werden. Die Auswirkungen würden nicht nur in der breiten Wirtschaft, sondern vor allem auch an den Finanzmärkten spürbar sein. Waren die Erwartungen an den Finanz- und Kapitalmärkten zu einer Zinsanhebung der Fed im Dezember nach der ausgebliebenen Zinserhöhung im Monat September wie ein Stein gesunken, so sind diese Erwartungen nach der jüngsten Zinssitzung der Fed abermals auf 67,2% (siehe Grafik 2) geklettert.

Wer narrt hier wen, könnte die Frage lauten? Oder narren sich alle selbst? In Europa sieht die Situation hingegen ganz anders aus. Hier hat EZB-Präsident Mario Draghi die Marktakteure bereits darauf eingestimmt, dass es im Dezember zu weiteren Maßnahmen in der Geldpolitik kommen wird. Ob die Deposit Rate gesenkt, der Euro-Zinssatz noch stärker in negatives Terrain befördert oder das Anleihekaufprogramm der EZB nochmals ausgeweitet wird, ist bislang noch nicht raus.

Fünf Billionen Dollar Wertverlust durch das Platzen der chinesischen Aktienblase

Laut Thiam haben die globalen Aktienmärkte im Zuge des Platzens der Aktienmarktblase in China bislang rund $5 Billionen an Wert verloren. Ob dies das Ende der Fahnenstange sei, bleibe abzuwarten. Denn die Bedenken und Sorgen über den Gesundheitszustand von Chinas Wirtschaft nähmen zu. Und dies aus gutem Grund.

Investoren stellten sich nämlich verstärkt die Frage, ob Chinas Wirtschaft nicht tatsächlich einer harten Landung entgegenblicken könnte. Thiam begrüßt diese Entwicklung indes, denn laut eigener Aussage sei es an der Zeit, dass es im Hinblick auf China endlich zu einer Anpassung der Erwartungen unter den Marktakteuren an die realen Gegebenheiten komme.

Chinas Wirtschaft werde nicht auf immer und ewig um zehn – geschweige denn sieben – Prozent pro Jahr wachsen. Während Thiam die Reaktionen der chinesischen Behörden auf die absehbare Wachstumsabschwächung als richtig erachtet, sparte er nicht mit Kritik an den europäischen Pendants.

Banken: Massiver Arbeitsplatzabbau

Hinzu kommt, dass die weltgrößten Banken ihre Bondhandelsaktivitäten nach wie vor schrumpfen. Dies hängt primär mit den verschärften Kapitalanforderungen nach dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise zusammen. Auch die Credit Suisse bleibt davon nicht verschont. Weitere 5.600 Arbeitsplätze sollen wegfallen.

Unter vielen Banken wird das aktuelle Finanzmarktumfeld als das Aufziehen „eines perfekten Sturms“ bezeichnet. Denn die internationalen Regulierungen werden abermals verschärft, was insbesondere für die Vereinigten Staaten gilt. Auf welche Weise die Geschäftsmodelle der Banken dadurch beeinflusst bzw. beeinträchtigt werden, lässt sich kaum vorhersehen.

Gewiss ist nur, dass die Unsicherheit an den globalen Finanzmärkten immer stärker zunimmt. Wie die neuen Entlassungswellen im Bankensektor zeigen (Standard Chartered setzt weitere 15.000 Mitarbeiter vor die Tür, die Deutsche Bank 10.000, UniCredit 18.200 und Barclays 15.000), bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Viele Banken unternehmen augenscheinlich den Versuch, die aus den Regulierungsverschärfungen steigenden Kosten auf die eigenen Mitarbeiter abzuwälzen, die sich zu Zehntausenden nach neuen Jobs umschauen dürfen.

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