Dass die Russische Föderation weitreichende Schritte unternimmt, um sich im Angesicht von bestehenden und sich möglicherweise noch verschärfenden US-Sanktionen unabhängiger vom US-Dollarsystem zu machen, hatte ich Ihnen in jüngster Vergangenheit wiederholt berichtet.

Wunder Punkt: Petrodollar-System könnte aus den Angeln gehoben werden

Im Angesicht der aktuellen Entwicklungen ist der Prozess einer voranschreitenden und unaufhaltsamen De-Dollarisierung der russischen Wirtschaft zu einem strategischen Plan der Moskauer Regierung avanciert.

Dieser Plan scheint durch den Kreml mit aller Hartnäckigkeit verfolgt zu werden. Erst vor Kurzem berichtete ich, welche Maßnahmen der russische Ölriese Rosneft nun eingeleitet hat, um zukünftige Erdöllieferungen (aktuell etwa 2,4 Millionen Fass Rohöl pro Tag) nicht mehr auf Basis des US-Dollars, sondern des Euros abzurechnen.

Händler an den internationalen Rohölmärkten haben inzwischen mitgeteilt, dass Rosneft seine Exportlieferverträge auf Euro-Zahlungen umgestellt habe. Es erweckt den Einruck, als ob das Verständnis hinsichtlich der Bloßstellung der Achillesferse Amerikas in Russland Tag für Tag am Wachsen begriffen ist.

Im Fall des US-Dollars handelt es sich um jenen wunden Punkt der Amerikaner, an dem sich ansetzen lässt, um das US-Imperium ins Wanken zu bringen. Eine verstärkte Abkehr vom US-Dollar als internationaler Rohstoffabwicklungswährung würde das sogenannte Petrodollar-System aus den Angeln heben.

Russischer Wirtschaftsminister: Wenn die Finanzinfrastruktur steht, werden wir Rohstoffe auf Rubel-Basis liefern

Der russische Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin scheint bereits ein wenig weiter voraus zu denken, in einem Interview gegenüber der Financial Times ausführend, dass sein Land über eine eigene und stabile Währung verfüge.

Warum also sollte der Rubel in der Zukunft nicht zum Zweck einer Abrechnung von globalen Transaktionen und Energielieferungen seines Landes zum Einsatz kommen? Russland werde andere Nationen ab einem bestimmten Zeitpunkt zur Bezahlung von Öl- und Gaslieferungen auf Rubel-Basis auffordern, wie Oreschkin weiter ausführte.

Wenn die hierfür benötigte Schaffung einer breiten Finanzinfrastruktur erst einmal existent sei und sich die damit in Verbindung stehenden Kosten als niedrig erweisen würden, handele es sich bei einer Umstellung auf eine Rubel-Abrechnung nicht mehr um eine Frage des Warum, sondern des Wann, so Oreschkin.

Langwierige Prüfungen der Einhaltung von US-Sanktionsregularien für Unternehmen immer lästiger

Im vergangenen Jahr erreichten die Handelsaktivitäten Russlands mit dem Rest der Welt ein Volumen von umgerechnet knapp 700 Milliarden US-Dollar. Der hiervon auf die Vereinigten Staaten von Amerika entfallende Anteil beläuft sich auf weniger als fünf Prozent pro Jahr.

Trotz allem wickelt die Russische Föderation zum aktuellen Zeitpunkt unter Bezugnahme auf Berechnungen von Bloomberg noch immer etwas mehr als die Hälfte ihres jährlichen Handels auf Basis des US-Dollars ab.

Aus Sicht der Russischen Föderation wird es unter Berücksichtigung der durch Washington verhängten US-Sanktionen immer lästiger, dass Unternehmen teils langwierige Prüfungen durchlaufen, bevor sie sich zu einer Aufnahme von Geschäftsaktivitäten in der Russischen Föderation entschließen.

Grund hierfür ist, dass Unternehmen rund um den Globus durch die US-Regierung zu einer Einhaltung der US-Sanktionen gezwungen werden. Andernfalls wird ausländischen Firmen und Konzernen mit einer Kappung des Marktzugangs in den USA oder gar einem Ausschluss aus dem US-Dollarsystem gedroht.

Der Prüfprozess, ob eine angedachte Aufnahme von Geschäftsaktivitäten in Russland unter Berücksichtigung der durch die US-Regierung verabschiedeten Sanktionen erlaubt ist, kann sich mitunter sehr lange hinziehen.

Starker Rubel - Infrastruktur für Transaktionen auf Basis von alternativen Währungen im Aufbau

Die Nachrichtenagentur Reuters nahm zuletzt ebenfalls Bezug auf Ausführungen Oreschkins. Oreschkin wird mit den Worten zitiert, dass Russland sich in der Lage sehen werde, seine Energieexporte auf Basis der eigenen Landeswährung – und somit des Rubels – abzurechnen.

Mit ein Grund hierfür sei auch, dass internationale Investoren mit großem Wohlwollen auf Emissionen von russischen Schuldpapieren blickten. Immerhin liegen knapp 30 Prozent der auf Rubel-Basis emittierten Schuldpapiere Russlands in Händen von ausländischen Anlegern.

Nach den in den Jahren 2014 und 2016 durch die USA verhängten Sanktionen gegen die Russische Föderation hatte die Washingtoner Regierung jüngst auch heimische Banken und Kreditgeber von einem direkten Kauf von russischen Eurobonds ausgenommen.

In Russland soll auf diese Entwicklung durch den Verkauf einer höheren Anzahl von Schuldpapieren in Asien und Europa reagiert werden. Noch sieht sich Russland nicht in Gänze dazu in der Lage, komplett auf den US-Dollar zu verzichten.

Doch der Trend setzt sich fort, was insbesondere unter der Prämisse eines Aufbaus neuer Finanzinfrastrukturen, mittels denen sich Geschäftstransaktionen auf Basis von alternativen Währungen – unter Umständen auch Kryptowährungen – zwischen bilateralen Handelspartnern – wie beispielsweise Russland und China – abrechnen lassen, gilt.

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