In meinem Beitrag vom 19.06. <link aktienwelt beitrag von-der-wirtschaftsdelle-direkt-in-den-abschwung>Von der Wirtschaftsdelle direkt in den Abschwung beschrieb ich die reduzierten Wachstumserwartungen der Bundesbank und verwies dabei auf die ebenfalls pessimistischeren Prognosen des DIW.

Auch der Ausblick der Welthandelsorganisation auf die Entwicklung der Weltwirtschaft war stark eingetrübt.

Auch Ifo-Institut pessimistisch

Nun springen auch noch das Ifo-Institut in München sowie das RWI-Institut auf den fahrenden Zug der Wirtschaftspessimisten auf.

Beide Institute korrigieren ihre alten Prognosen deutlich nach unten. Sie erwarten für das laufende Jahr nur noch 1,8 Prozent Wachstum.

Noch im Frühjahr hatten die Ifo-Forscher mit 2,6 Prozent Wachstum gerechnet.

Das RWI hatte immerhin noch 2,4 Prozent auf dem Plan. Während die Forschungsinstitute ihre ursprünglichen Wachstumserwartungen immer schneller revidieren, bleibt die Bundesregierung davon unbeeindruckt und erwartet weiterhin für dieses Jahr 2,3 Prozent Wachstum.

Trump ist an allem schuld, wer denn sonst?

Den Schuldigen haben alle Institute schnell gefunden und benannt: Donald Trump!

„Natürlich, wer denn sonst?“ möchte man fragen.

Die Institute sind sich einig darin, dass sich die Exportwirtschaft abschwächt. Nach den zugrunde liegenden Stimmungsindikatoren seit April vor allem in Erwartung von Handelskriegen, die kein geringerer als der US-Präsident auslöst.

Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser wörtlich: "Am deutschen Konjunkturhimmel brauen sich derzeit kräftige Gewitterwolken zusammen." Im April wurde bekannt, dass die Wirtschaft im ersten Quartal nur noch um 0,3 Prozent gewachsen war. Das ist nur die Hälfte des Wachstums des zweiten Halbjahres 2017.

Zwar sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) Deutschland in naher Zukunft weiterhin auf Wachstumskurs. Gleichzeitig warnt der Fonds, dass externe Risiken den positiven Ausblick mittelfristig eintrüben könnten.

Zu den Risiken zählen die Expertinnen und Experten beispielweise zunehmende protektionistische Tendenzen und einen harten Brexit.

Darüber hinaus hat der IWF in seiner jährlichen Untersuchung auch die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt in Deutschland überprüft. Die steigenden Immobilienpreise vor allem in Ballungszentren müssten weiter im Blick behalten werden, so der Fonds. Der IWF kritisiert darüber hinaus, dass es zu wenige detaillierte Daten auf Städteebene gebe und daher eine umfassende Bewertung der Entwicklung auf dem Immobilienmarkt nicht möglich sei. Er empfiehlt deshalb, vorhandene Datenlücken schnellstmöglich zu schließen.

Zu geringe Investitionen

Laut einer weiteren Studie für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft des Ifo-Instituts liegt Deutschland bei den Investitionen im Allgemeinen und Bildungsausgaben im Speziellen deutlich hinter anderen führenden Wirtschaftsnationen. Der Anteil der sozialen Sicherung am Staatsbudget sei in der Bundesrepublik hingegen substantiell höher als im internationalen Vergleich.

Europas größte Volkswirtschaft habe dabei sogar die traditionell sehr sozialstaatlich orientierten skandinavischen Länder überholt. Der Anteil der investiven Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrüge gegenwärtig nur noch 2,12 Prozent. Im OECD-Schnitt sind es über 3 Prozent. "Der deutsche Staat müsste seine Investitionstätigkeit um mindestens 40 Prozent erhöhen, um den OECD-Durchschnitt zu erreichen. Selbstverständlich kann der bloße Vergleich von Ausgabenquoten keinen Handlungsbedarf begründen, doch sollte die Politik die Trends im Zeitablauf zur Kenntnis nehmen und prüfen, ob Handlungsbedarf besteht", erklärt Niklas Potrafke, Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie. Im besonders wichtigen Bereich "Forschung und Entwicklung" beträgt der Nachholbedarf zum OECD-Durchschnitt sogar 70 Prozent.

Vielleicht liegt es ja an der Fed

Bereits in meinem oben genannten Beitrag wies ich darauf hin, dass die Abdämpfung der Weltwirtschaft im Wesentlichen der Zinspolitik der US-Notenbank Fed geschuldet ist. Höhere Zinsen führen zur Dollaraufwertung und somit zur Verbilligung von Importprodukten in die USA. Die superleistungsstarke deutsche Industrie überschwemmt, gemeinsam mit China, die USA mit ihren Waren. In den USA führt das zu Handelsbilanzrekorddefiziten.

Trump steuert mit Importzöllen dagegen. Dies ist der einfache Teufelskreis, in dem wir uns befinden.

Der Präsident der USA ist vor wenigen Tagen deutlich geworden und kritisierte die Zinserhöhungen und Geldmengenreduktionen der US-Zentralbank mit harten Worten.

Das Handelsbilanzdefizit der USA mit China erreichte wegen der Aufwertung des Dollars zum Renminbi letzte Woche einen Allzeitrekord und steht nun bei knapp 30 Mrd. USD.

Die Fed bleibt unbeeindruckt und lässt den Dollar gegen den Renminbi entspannt weiter aufwerten. Der Sündenbock in den Augen der Welt ist ja mit Donald Trump definiert.

Dass die deflationäre Politik der Notenbank auch zum Einbruch der Rohstoffpreise führt und damit gerade das Leben vieler Menschen in einigen Staaten Afrikas bis zur Unmöglichkeit erschwert und Fluchttendenzen Richtung Europa auslöst, scheint durchaus im Sinne der kriegslustigen Deflationisten zu sein.

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