Wenn die USA ab dem 20.01.2017 vermutlich eher nach einem sozialistischen Wirtschaftsverständnis regiert werden, muss man sich noch intensiver mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt beschäftigen. China ist nicht nur wirtschaftlich interessant, sondern agiert in einer zukunftsfähigen Ausrichtung der Wirtschaft hinsichtlich der Energiesicherheit sehr klug. Dort plant man – anders als die USA –, in den nächsten fünf Jahren 350 Mrd. Euro in umweltschonende Technologien zu investieren. Davon soll rund 1/3 in den weiteren Ausbau der Solarenergie fließen, obwohl China in diesem Bereich schon der weltgrößte Produzent ist. Allerdings benötigt eine weiterhin stark wachsende Volkswirtschaft stetig mehr Energie. Entsprechend ist diese Entscheidung sehr positiv. Aber auch der Absatz an Fahrzeugen mit alternativen Antriebskonzepten ist in China mit knapp 3,5 % fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Das US-Unternehmen Tesla wird davon vermutlich weniger profitieren, da es dem selbsternannten Elektromobilitäts-Pionier erneut nicht gelungen ist, die geplanten Auslieferungszahlen zu erreichen. Erneut wurden 20 % weniger Fahrzeuge als prognostiziert ausgeliefert. Es stellt sich die Frage, welchen Wert ein Autohersteller hat, der seine Autos nicht auf die Straße bekommt. Solche Unternehmen mussten protektionistisch geschützt werden, auch wenn Ökologie nicht das vom designierten US-Präsidenten Donald Trump favorisierte Thema ist.

Umso wichtiger und erfreulicher ist der Blick auf die chinesischen Konjunkturdaten, die sehr positiv ausfallen sind. Zwar hat China – vermutlich in Vorbereitung der politischen Strategie Donald Trumps – bestehende Handelsbeschränkungen kritisiert. Die zweitgrößte Volkswirtschaft sieht sich insgesamt, aber insbesondere im Bereich der Rohstahlproduktion benachteiligt; dennoch die wirtschaftliche Entwicklung ist sehr erfreulich. Der chinesische Einkaufsmanagerindex ist auf den höchsten Stand seit fast 1 ½ Jahren gestiegen. Die Produktion der Unternehmen in China erreichte sogar den höchsten Wert seit sechs Jahren.

Besorgniserregender Wertverlust der chinesischen Währung

Während dies momentan vordergründig positive Signale sind, gibt die Entwicklung des Chinesischen Renminbi Anlass zur Sorge. Dort spiegeln sich die möglicherweise von der chinesischen Regierung nun als ernster wahrgenommenen Gefahren hinsichtlich der steigenden Verschuldung im Immobilien- und Privatsektor wider. Dabei war weniger der Wertverlust der chinesischen Währung im Jahr 2016 um 7 % besorgniserregend. Vielmehr Anlass zur Sorge gibt die Entscheidung der chinesischen Notenbank am letzten Freitag, den Renminbi um ein weiteres Prozent abzuwerten und die Devisenausfuhren administrativ nochmals weiter zu erschweren. Die Argumentation zu neuerlichen Abwertung, dass dies auf die Anpassung an einen stärker diversifizierten Währungstopf zurückzuführen ist, in dem die Abhängigkeit der chinesischen Währung vom US-Dollar sinkt, gilt nur eingeschränkt. Schließlich führt eine stärkere Diversifizierung nicht automatisch zu notenbankgesteuerten Abwertungen, weil damit keine Währungsverkäufe einhergehen. Letztere würde dann der Markt regulieren, der bei der letzten Abwertung aber von der chinesischen Notenbank weitgehend ausgeschaltet wurde.

Nahezu parallel haben zum Jahresanfang 2017 viele chinesische Anleger die digitale Währung Bitcoin gekauft, nachdem zuvor schon die Beschränkungen für Devisenausfuhren insbesondere für Unternehmen deutlich beschränkt wurden. Auf die Sorgen durch eine mögliche Finanzkrise in China und die Ausfuhrbeschränkungen haben viele chinesische Anleger reagiert und ihr Glück mit Anlagen in der digitalen Währung Bitcoin versucht. Durch diese Nachfrage ist diese Währung erstmals seit drei Jahren zwischenzeitlich auf über 1.100 US-Dollar gestiegen. An ihrem damaliges Allzeithoch ist Bitcoin fulminant abgeprallt und hat dann über 25% an Wert eingebüßt. Der Versuch einer möglichen Kapitalflucht, die Chinas Verschuldungsproblem nur erhöhen würde, hat erst einmal also nur Verluste produziert. Damit ist im Augenblick nichts anderes geschehen, als die Finanzkraft Chinas – glücklicherweise nur leicht – zu schwächen. Umso wichtiger ist eine weiterhin solide wirtschaftliche Entwicklung in China. Anleger sollten aus diesen Entwicklungen aber nicht nur erkennen, wie herausfordernd das aktuelle Umfeld ist, sondern auch, wie wichtig eine solide Analyse ist, bevor man vermeintlichen Mega-Trends sozusagen im Herdentrieb folgt.

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