In der heutigen politischen Lage ist die verkündete Eheschließung von Briten-Prinz Harry im kommenden Mai so etwas wie ein letztes publizistisches Aufgebot von Mainstreet Presse und staatlich finanzierten Medien nach Art der BBC.

Man wünscht dem kommenden Ehepaar alles Glück dieser Erde. Fraglich ist bei der Kostümfreude von Prinz Harry wohl nur, in welcher Uniform oder welchem Aufzug er in Windsor Castle auftritt. Er ist auf diesem Feld in der Tat polyglott und historisch feinfühlig.

Der deutsche Sender NDR, der weitestgehend ein verlängerter Medienarm der Britishness auf deutschem Staatsgebiet zu sein scheint, wird dann wie gewohnt in den nächsten Monaten über die Royals besser sprechen und berichten, als in einhundert Jahren über Deutschland.

Wer den Brexit vor Augen hat wie die britischen Vettern, dem sein das gegönnt. Wir alle aber haben etwas von Prinz Harry und das bezieht sich nicht auf die deutsche, sondern die tonangebende angelsächsische Medienwelt. In dem Maße, wie in den kommenden Monaten jeder Winkel im Leben des jungen Paares ausgeleuchtet und was auch immer ans Tageslicht gezerrt wird, nimmt es „breaking news“ Sendezeit.

Spezieller Signalcharakter von „breaking news“

Bei aller Fairness, die man als enger Verbündeter der drei angelsächsischen Nationen ohnehin an den Tag zu legen gewohnt ist, haben die „breaking news“ in der Regel einen merkwürdigen Signalcharakter erhalten.

Soweit außen- und sicherheitspolitische Katastrophenmeldungen über BBC und CNN verkündet werden, kann man von einer Gewissheit ausgehen. Der jeweilige Konflikt, auf den die Katastrophe zurückzuführen ist, wurde in der Regel von den Regierungen verursacht, denen diese Sender besonders nahe stehen.

Sei es weil sie mächtige Gesellschafts- und Finanzgruppen der jeweiligen Länder repräsentieren oder ohnehin vom jeweiligen Staat finanziert werden, wie die BBC. Es ist geradezu ekelerregend, wie über die Kombination von Konfliktursache und menschlichem Elend die Meinungsführung der angelsächsischen Medien-Panzerkreuzer im globalen Maßstab hergestellt werden kann.

Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen London und Washington

Auffallend ist jedoch, dass komplett unerwartete Nuancen in diesen Monaten dazugekommen sind. Dank dem Twitter-Präsidenten in den USA muss man seit gestern den Eindruck haben, dass zwischen London und Washington der Ausbruch von gravierenden Feindseligkeiten bevorsteht.

Vermutlich werden bestimmte Kräfte in London im Falle eines Staatsbesuches von Präsident Trump in Great Britain eine Landung seiner Flugzeugflotte zu verhindern wissen. Hart dürfte es schon werden. Aber es ist nicht nur die Twitter-Leidenschaft in einem nationalsozialistischen Umfeld. Herr Trump war noch nicht im Amt, seine Präsidentschaft schien sogar in den Sternen zu stehen, als aus England aus allen Dreckschleudern auf ihn geschossen wurde.

Es waren nicht irgendwelche Gruppen, die ihn aufs Korn nahmen. Wenn es sich um die Türkei gehandelt haben würde, müsste und würde man vom „deep state“ sprechen, der transatlantisch zusammenarbeitete.

Letztes Aufbäumen gegen Trump? – London spürt den Wandel der Zeit

Präsident Trump soll fertiggemacht werden. Hat man in London eine manifeste Gewissheit davon, dass man bei diesem Präsidenten den liebgewordenen Bevormundungsstatus gegenüber Washington verlieren dürfte?

Weil andere Staaten dem Präsidenten Trump näher stehen und im Falle Israels und Palästinas auch noch starke Einflussformationen in London unterhalten? Die Ereignisse in Zusammenhang mit einem jüngst unfein aus dem Amt geschiedenen Kabinettsmitglied in London lassen interessante Rückschlüsse in diesem Kontext zu.

Es ist aber nicht die Frage danach, wer welche Parlamente sich gewogen gemacht hat. In  London scheint man ein gutes Gespür dafür zu haben, dass sich gewaltige Dinge ändern und die Zeiten vorbei sind, als ordenbehängte Briten im amerikanischen Schatten ihre postkolonialen Gewohnheiten global ausleben konnten. 

Ein Ende der Trias aus Siegerjustiz, Siegerökonomie und Siegergeschichte steht bevor

Es hatte schon jemand vor Damaskus sein besonderes Erlebnis. Das liegt zwar schon etliche Jahrhunderte zurück - dennoch muss man den Eindruck haben, dass sich etwas global wiederholt, was mit dieser Stadt in Syrien verbunden war.

Während die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich in gewohnter Weise die Landkarte verschieben wollten, hatten sie diesmal die Rechnung offen gelassen. Seit den Taliban in Afghanistan haben die Vereinigten Staaten den Nahen und Mittleren Osten in einen ewigen Manöverschauplatz für ihre Armeen verwandelt.

Dauerkrieg ist angesagt und Frieden nicht in Sicht, weil nicht gewollt. Das dürfte sich nach dem Einsatz der Roten Armee auf der Seite der legitimen syrischen Regierung ändern. Gelingt es Damaskus, Moskau und Teheran, die mörderischen Kämpfe in Syrien zu beenden, ist etwas möglich, aus dem Frieden entstehen könnte.

Moskau macht dann Zusammenleben dort möglich, wo Mord und Totschlag durch unsere Verbündeten und uns angesagt war. Die Welt wird anders werden, auch wenn die Vereinigten Staaten es bei Pjöngjang nicht wahrhaben wollen. Es spricht vieles dafür, dass dann die angelsächsische Trias aus Siegerjustiz, Siegerökonomie und Siegergeschichte sich neu justieren muss.

Willy Wimmer, Staatssekretär a. D.

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