Kurz vor Weihnachten kam es zu einem Bailout der anderen Art. Der Schauplatz? Die beschauliche Schweiz. Dort lieferte die Schweizerische Nationalbank (SNB) – relativ unbemerkt von einer breiten Öffentlichkeit – just jenem Unternehmen einen Bailout, welches das Papier für den Druck von Schweizerischen Banknoten herstellt.
Bereits seit Jahren erweist sich die SNB als einer der größten Käufer von Aktien an den globalen Märkten für Dividendenpapiere. Allein in amerikanischen Unternehmensaktien ist die SNB mit einem Gesamtinvestment von inzwischen mehr als 8 Milliarden US-Dollar mit dabei.
Dazu gehören beispielsweise Dividendenpapiere von Apple, der Google-Mutter Alphabet und des Software-Riesen Microsoft.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete einige Tage vor Weihnachten, dass die Schweizerische Notenbank einen Anteil von 90 Prozent an der Landqart AG, die das Polymermaterial zum Druck und zur Herstellung von 10-Franken-Banknoten liefert, übernommen hat, nachdem das Unternehmen sich in „finanziellen Schwierigkeiten“ befunden habe.
SNB-Chef Thomas Jordan bezeichnete die Übernahme von Landqart durch die SNB als wichtig, um Unterbrechungen in der Produktion von so genanntem Durasafe-Papier zu vermeiden, dessen Einsatz bei der Herstellung von Banknoten die Sicherheit von neuen Geldscheinen garantiere.
Landqart AG als Papierproduzent alternativlos?
Hätte sich die SNB nicht dazu bereit gezeigt, das finanziell schlingernde Unternehmen zu akquirieren, so Jordan weiter, wären die Risiken in Bezug auf eine Liquidation von Landqart massiv gestiegen. Da es gerade zur Emission von neuen Banknoten in der Schweiz käme, sei der SNB nicht viel anderes übrig geblieben, als durch eine Akquisition – oder einen Bailout – in die Bresche zu springen.
Delikat ist das Timing der Übernahme von Landqart durch die SNB denn doch. Denn nur kurze Zeit später, nachdem einer der größten Überseekunden von Landqart einen Großauftrag storniert hat, der nicht nur zu einem spürbaren Verkaufsrückgang, sondern auch Cashflow-Problemen bei Landqart geführt habe, schien die SNB bereits Gewehr bei Fuß für eine Übernahme zu stehen.
Zumindest dürfen sich rund 300 Angestellte bei Landqart darüber freuen, dass ihre Arbeitsplätze weiter gesichert sind. Trotz allem hat das Landqart-Management bei den Angestellten bereits die zu leistenden Arbeitsstunden reduziert, um der Unternehmenskrise zu begegnen. Landqart soll nun laut SNB-Mitteilung mit ausreichenden Finanzmitteln ausgestattet werden, um das eigene Überleben zu sichern.
Jordan teilte zu der erfolgten Übernahme ergänzend mit, dass die SNB dafür Sorge tragen werde, dass die Schweizerische Öffentlichkeit mit Banknoten versorgt werde, solange diese Banknoten seitens einer breiten Öffentlichkeit nachgefragt würden.
Die SNB - eine der größten Marktmanipulatoren weltweit
Mit Ironie sind die in diesen Tagen zu beobachtenden Geschehnisse jedoch gewiss gespickt. Denn Zentralbanken erzeugen seit dem Überwinden der globalen Finanzkrise neues elektronisches Geld in einer Geschwindigkeit, die in der Wirtschafts- und Finanzhistorie bislang ungesehen ist.
Im Fall der SNB, die im Angesicht einer massiven Expansion ihres Bilanzbuchs an den globalen Aktienmärkten aktiv ist, handelt es sich aus meinem Blickwinkel um einen der größten Marktmanipulatoren in der Welt.
Ausgerechnet die SNB sieht sich nun dazu gezwungen, dem wichtigsten Produzenten von Banknoten und Geldscheinen der Schweiz einen Bailout zu liefern. Ganz so, als ob andere Unternehmen, die in diesem Sektor tätig sind, nicht für eine Aufrechterhaltung derselben Leistung einstehen könnten.
Wer zum Netzwerk gehört, darf nicht pleitegehen…
Es sieht ganz danach aus, als ob Herr Jordan einem „alten Kumpel“ einen Gefallen habe erweisen wollen, um dessen Unternehmen im Wettbewerb zu halten. Auch zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise zeigt sich, dass nichts und niemand Bankrott gehen darf, der oder die dem Netzwerk der 10 Prozent an der Gesellschaftsspitze angehören.
Dabei wird den Steuerzahlern dieser Welt nach wie vor ganz unverblümt und plump in die Tasche gegriffen, wann immer dies aus Sicht der Beteiligten notwendig sein sollte.
Zu solchen Geschehnissen kann es über einen solch langen Zeitraum nur kommen, weil sich die Steuerzahler und Bürger nicht dagegen wehren und die Flinte bereits ins Korn geworfen hatten, bevor es überhaupt zu einer breiten Auseinandersetzung und Debatte in der Gesellschaft in Bezug auf diese Ereignisse gekommen ist.
Niemand braucht sich darüber zu wundern, dass Vorgänge und Ereignisse dieser Art inzwischen zu einer „Normalität“ geworden sind und ganz offensichtlich auch als solche betrachtet werden…
Kommentare
Damit wurde seit 2008 der größte "Bankraub" der Menschheitsgeschichte organisiert. Sie haben an Finanzkrise verdient und jetzt haben Sie sich den Schlüssel zur Steuer-Schatzkammer gekrallt. Das ist deren Jackpot !
Wenn grobes Unrecht zu Recht wird, dann ist das organisierte Kriminalität.
Damals sind Millionen weltweit auf die Straßen gegangen, es hat keinen gejuckt.
Heute könnten wieder Millionen auf die Straße gehen, das würde die da oben nicht interessieren.