Die weltweite Verschuldung beträgt 200 Billionen Euro. 40 Prozent mehr als vor Krisenbeginn 2008.

Laut dem aktuellen Bundesbankbericht hätte die Zinsentwicklung in den vergangenen Jahren erheblich zu einer Entlastung der staatlichen Haushalte in den Euro-Ländern beigetragen. Dabei haben die günstigeren Finanzierungskonditionen trotz teilweise stark gestiegener Schuldenquoten zumeist zu rückläufigen Zinslasten geführt. Die durchschnittliche Verzinsung der Staatsschulden ist auf einem Tiefstand – auch in den Ländern, die im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise vorübergehend von einem stärkeren Anstieg der Risikoprämien betroffen waren.

Läge die Durchschnittsverzinsung beispielsweise noch auf dem Vorkrisenniveau, wären für sich genommen die Zinsausgaben allein im vergangenen Jahr im Euroraum um fast 2% des nominalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) höher ausgefallen. Seit dem Jahr 2008 kamen so Einsparungen in Höhe von beinahe 1 Billion € oder knapp 9% des Euroraum-BIP zusammen.

Deutschland

In Deutschland lag der Durchschnittszins der Schulden 1992 bei 8 Prozentpunkten. In 2016 wurden 47 Milliarden Euro eingespart. Seit 2008 wurden 240 Mrd. Euro an Zinsen eingespart. Die Zinsausgaben der Bundesländer haben sich bei gleichleibendem Schuldenstand halbiert.

Die Bundesländer haben im Durchschnitt rund 3,5 Prozent eingespart. Das billige Geld der EZB hilft den öffentlichen Haushalten enorm. Stiege das Zinsniveau für die deutschen Staatsschulden um 1 Prozentpunkt an, würden die Ausgaben alleine im Folgejahr um 5 Milliarden steigen.

Zwar ließen die aktuellen sehr günstigen Zinskonditionen zunächst noch fortgesetzte Entlastungen der Staatsfinanzen erwarten. Die Bundesbank warnt jedoch, dass Vorsorge für wieder steigende Zinsen zu treffen ist. Gemäß dem Stabilitäts- und Wachstumspakt sind grundsätzlich strukturell zumindest annähernd ausgeglichene Staatshaushalte vorgegeben.

Das zügige Erreichen dieser Zielvorgabe würde einen wichtigen Beitrag zum Abbau der insgesamt noch sehr hohen Schuldenquoten sowie zur Begrenzung der Zinslasten und etwaiger Risikoprämien leisten. Zuletzt sind die (am strukturellen Primärsaldo gemessenen) Konsolidierungsfortschritte allerdings weitgehend zum Stillstand gekommen, wohl auch angesichts der anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen.

Mit hohen Schuldenquoten bleiben die öffentlichen Finanzen aber anfällig. Es steigt die Gefahr, dass durch eine Zinswende das Vertrauen in die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen einzelner Länder verloren geht, und nicht zuletzt die Geldpolitik droht dann unter Druck zu geraten, dem entgegenzuwirken.

Die Zahlen zeigen,  dass eine Zinswende die öffentlichen Haushalte in Deutschland massiv belasten würde. Schäubles „schwarze Null“ würde ins Reich der Träume verwiesen.   Dabei ist die Situation hierzulande noch überschaubar. 

Italien, Spanien, Portugal

Die Schuldenstaaten Italien, Portugal und Spanien profitieren enorm von der Niedrigzinspolitik der EZB. Am meisten Italien. Im letzten Jahr sparte Italien 2,5 Prozent seiner Wirtschaftsleistung an staatlichen Zinszahlungen. Seit Ausbruch der Krise 2008 sind es 10,5 Prozent zum BIP.

Spezialfall Griechenland

Griechenland hat mit 179 Prozent im Vergleich zur Wirtschaftsleistung die höchste Verschuldung im Euroraum. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass Griechenland bei einer Zinsanhebung sofort pleite wäre, ist die Situation für Griechenland einfacher als für Italien.  Griechenland hat eine geringere Zinsbelastung zum BIP als Italien oder Portugal.

Griechenland bezieht subventionierte Hilfskredite der Eurostaaten, des ESM und des IWF. Die Durchschnittsverzinsung der griechischen Schulden liegt dadurch unter 2 Prozentpunkten. Müsste Griechenland die Zinsen des Jahres 2007 zahlen, wären das 37 Milliarden zusätzlich gewesen. Griechenland wäre schon pleite. Mit den subventionierten Krediten jedoch werden die Strukturprobleme in Griechenland nicht angegangen. Zwar kürzt man Renten und Gehälter, unternimmt jedoch nichts gegen Korruption und lähmende Bürokratie.

EZB

Würde die EZB eine Zinswende einleiten, könnte Deutschland, zwar unter starken Schmerzen, aber letztlich doch noch die Schuldenlast schultern.

Da Italien, Portugal und Spanien wohl zahlungsunfähig wären, müsste die Bundesbank rund 700 Milliarden Target-Forderungen gegen  diese Länder ausbuchen. Die Bereinigung der Bundebankbilanz würde den deutschen Steuerzahler gewaltig durchschütteln und der Euro wäre am Ende.

Fazit

Draghi wird sich zurückhalten. Er kann aber die Zinspolitik der amerikanischen Fed nicht ignorieren. Das wird ein Eiertanz am Rande des Vulkans.

Ein paar physische Edelmetalle gehören ins Depot. Die gibt es noch zu erschwinglichen Preisen.

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