Die Ankündigung der Washingtoner Regierung vom 8. August bezüglich einer Verhängung von zusätzlichen Sanktionen gegen die Russische Föderation wird sich als verhängnisvoll erweisen.

Die zerstörerische Kraft von Sanktionen

Auslöser war einmal mehr die mysteriöse und nicht aufgeklärte Skripal-Affäre. Fest steht, dass die so genannte „Weltuntergangsuhr“ desThe Bulletin of the Atomic Scientists nach dieser Ankündigung sofort um eine Minute hätte nach vorne gestellt werden müssen.

Zum aktuellen Zeitpunkt befinden sich die Zeiger dieser Uhr gerade einmal bei zwei Minuten vor Mitternacht Ein Stand von 00.00 Uhr ginge mit einem katastrophalen Nuklearkrieg Hand in Hand, in dessen Zuge unsere Erde sehr wahrscheinlich komplett vernichtet würde.

Die Historie zeigt, dass sich die Verhängung von solchen Sanktionen noch weitaus schlimmer auswirkt als nur die diplomatischen Beziehungen zur Beilegung von großen Konflikten unter und zwischen Nationen – und vor allem zwischen Großmächten – zu zerstören.

US-Sanktionen setzten Japan unter Druck, bevor die Atomwaffen zum Einsatz kamen

Wird die Existenz einer Nation durch die Verhängung von Sanktionen bedroht, tendierte die davon betroffene Staatsregierung nicht selten dazu, den Krieg zu erklären. Es war der Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Japan, der auf eben jene Weise begann, und der sich in der Geschichte der Menschheit bisher glücklicherweise als einzige kriegerische Konfrontation erweist, in deren Zuge es zur Nutzung von Atomwaffen (durch die USA) gekommen ist.

Zuvor hatte Japan seine Expansion im Pazifikraum und insbesondere in China bereits seit rund einer Dekade vorangetrieben. Der japanische Eroberungsfeldzug in China, der bis zum Sommer 1941 Millionen von Menschen das Leben gekostet hatte, war zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahre alt.

Just zu jenem Zeitpunkt war es amerikanischen Codeknackern möglich, sich über Japans Pläne zu einer Okkupation der französischen Kolonialgebiete in Indochina – heute Vietnam, Laos und Kambodscha – ins Bild zu setzen. Die Folge war, dass die US-Regierung damals zerstörerische Sanktionen gegen Japan verhängte.

Zwei Optionen: Aufgeben oder volle Kraft voraus

Einerseits kam es zu einem Ölembargo und andererseits zu einem sofortigen Stopp von US-Rohstoffexporten in das Land der aufgehenden Sonne, die sich zur Kriegsführung hätten nutzen lassen. Japans politischer Führung standen hierauf nur zwei Optionen offen: Entweder eine Aufgabe der eigenen imperialistischen Pläne oder andererseits eine Beschleunigung der eigenen Aggressionsstrategie.

Rückblickend zeigen die geschichtlichen Ereignisse, dass sich die Japaner zugunsten einer beschleunigten Militärexpansion entschieden, die eine Okkupation der Kolonialgebiete von Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden in Südostasien vorsah. Um dieses Ziel zu erreichen, ging kein Weg an einer vollständigen Zerstörung der amerikanischen Pazifikflotte im hawaiianischen Pearl Harbor vorbei.

Unterschätze niemals Deinen Gegner!

Der daraufhin erfolgende Luftschlag der Japaner gegen eine der strategisch wichtigsten Marinebasen der Vereinigten Staaten führte zu einem „totalen Krieg“ zwischen den beiden Nationen, der Japan letztendlich zerstörte. Der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt hatte bereits zu einem frühen Zeitpunkt erkannt, dass die Verhängung eines Embargos gegen Japan direkt in einen Krieg zwischen beiden Nationen münden dürfte.

Gespräche über eine Krisenbeilegung zwischen Washington und Tokio erwiesen sich in den nachfolgenden sechs Monaten als komplett fruchtlos. Vielmehr bereitete die U.S. Army ihre Truppen im Pazifik auf einen Einstieg in den Krieg vor. Vordergründig erwies sich die zuvor nicht angekündigte Attacke der Japaner auf Pearl Harbor als große Überraschung.

Im Zuge des Luftangriffs versenkten die Japaner alle acht Schlachtschiffe der Pazifikflotte, von denen sich allerdings sechs wieder reparieren und wieder einsetzen ließen. Fünf dieser Schiffe kamen im Jahr 1944 in der Schlacht um den Golf von Leyte zum Einsatz. Ironie an der ganzen Sache war, dass Roosevelt vorsah, einen maritimen Krieg im Atlantik gegen Nazi-Deutschland zu provozieren.

Aus Sicht Roosevelts erwiesen sich die Nazis als weit größere strategische Bedrohung als die Japaner. Doch sowohl Roosevelt als auch der britische Premierminister Winston Churchill unterschätzten die Fähigkeiten der japanischen Armee, Marine und Luftstreitkräfte auf recht katastrophale Weise.

Wäre es nicht zu dieser Unterschätzung des Gegners gekommen, hätten beide Staatsmänner Tokio wohl nicht derart leichtfertig in einen „totalen Krieg“ hinein gelockt. Die Lektion, die alle Falken im heutigen US-Kongress auf beiden Seiten des politischen Spektrums daraus hätten lernen müssen, liegt auf der Hand.

Wenn die Sanktionen wirklich schmerzen, wird es brandgefährlich!

Amerikas Politiker und politische Kommentatoren sind der Ansicht, dass ihre endlose Sanktionierung Russlands ein risikoloses und sicheres Unterfangen ist, um das Land zu schwächen, zu demütigen und letztendlich dessen Wirtschaft, deren Stärke sie stark unterschätzen, zu unterminieren.

Sie könnten nicht falscher mit ihrer Ansicht liegen. Bis jetzt hat sich Russland mit Bravour gegen diese verhängten Sanktionen Washingtons gegen seine Wirtschaft und seinen politischen Apparat gestemmt. Nahezu alles läuft weiter wie zuvor. Sollte dies eines Tages nicht mehr der Fall sein, werden sich die Dinge ändern.

Denn dann werden der Moskauer Kreml und die russische Gesellschaft mit anderen Augen auf die durch Washington verhängten Sanktionen blicken, die in diesem Fall mit einem bewussten Versuch zum abermaligen Kollaps der Gesellschaft, einer Erzeugung von Chaos und Leid sowie der Forcierung dergleichen Desintegration, wie sie die Sowjetunion einst erfahren hatte, gleichgesetzt würde.

Russlands Staatspräsident Wladimir Putin rettete sein Land und die russische Bevölkerung vor einem Anhalten dieses Albtraums, sofort nachdem er das Amt des Premierministers im Jahr 1999 übernommen hatte. Als Staatspräsident seines Landes setzte er diese Politik fort. Doch jedermann im Alter von über 30 Jahren erinnert sich in Russland auch heute noch sehr gut an die furchtbare Dekade der 1990iger Jahre.

Ich habe Russland in diesen Jahren des Chaos selbst öfters besucht, und habe das Leid der russischen Menschen dort hautnah miterlebt. Falls die angeblichen „Supersanktionen“ der USA, die im November gegen Russland verabschiedet werden sollen, die Gefahr in sich bergen, die russische Bevölkerung in diese schrecklichen Zeiten eines Albtraums zurück zu versetzen, werden die Sanktionen seitens Moskau aus diesem Grund als existenzielle Bedrohung für das nationale Überleben wahrgenommen werden.

Falls dies geschieht, sind sich die politischen Clowns in Washington und ihre Hintermänner wohl in keiner Weise darüber bewusst, dass sie die Bühne für eine Endkatastrophe nicht nur für die Russen, sondern auch ihre eigenen Staatsbürger und den gesamten Rest der Welt bereiten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Originalbericht von Martin Sieff auf der Seite von Strategic Culture Foundation.

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