Wenn an den Fronten Ruhe herrschte, massakrierten sich die Scharfschützen auf beiden Seiten. Die Tötungen sollten die Wunden ständig aufreißen. Diejenigen, die seit Jahrhunderten friedlich miteinander leben konnten, sollten dies nicht mehr können. Die Welt wusste Bescheid und hat weggesehen. Wie eigentlich immer, wenn ausgetestet werden soll, wie weit man gehen kann.
Merkwürdig an dem jüngsten Ausbruch von Feindseligkeiten sind zwei Umstände. Fast rechtzeitig vor dem neuerlichen Ausbruch der Kämpfe brach die einzige Organisation, die intensives Bemühen um den gesamten Kaukasus zeigte, an der Spitze auseinander. Das wurde deutlich an der mangelnden Unterstützung der Führungsspitze der OSZE, an der Spitze der aus der Schweiz stammende und äußerst engagierte Diplomat und Generalsekretär der OSZE, Thomas Greminger.
Es war gerade dieser Generalsekretär, der über das Führungspersonal der OSZE dem Kaukasus große Aufmerksamkeit schenkte. Das war dem politischen Berlin in allen Facetten bekannt, als man die deutsche Diplomatin, Frau Schmidt, als Nachfolgerin von Herrn Greiminger ins Gespräch brachte, obwohl die Schweiz an einer erneuten Kandidatur ihres Diplomaten festhielt. Sieht so ein "gut-nachbarschaftliches“ Verhalten aus?
In der Schweiz und auch in Deutschland wird man darauf eine Antwort finden. Es war gerade die Schweiz, die in Zeiten zunehmender Aggressivität des Westens gegen alles das, was "russisch" genannt werden konnte, versuchte, valide Gesprächsfäden druckfest zu etablieren, um den Rest an Verstand nicht auch noch zu beseitigen.
Es war aber nicht nur die diplomatische Fehlzündung bei der OSZE-Führungsspitze. Geradezu zeitgleich findet in der Region Kaukasus ein spektakuläres Großmanöver der Russischen Föderation mit Partnern aus unter anderem China und Pakistan statt. Es gibt wenige Gebiete weltweit, in welchen sich seit mehr als einhundert Jahren die Interessen zentraler Mächte wie in einem Brennglas bündeln. Dazu zählt neben Burma der Kaukasus.
Das musste der frischgebackene deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder 1998 erleben, als ihn der Bündnispartner USA nötigte, die Teilnahme an Erdgas- und Erdölkonsortien im Kaspischen Meer aufzugeben, die kurz zuvor Bundeskanzler Helmut Kohl mit dem Präsidenten Aliyev aus Aserbaidschan vereinbart hatte.
Frankreich hat seine armenische Diaspora wie auch die USA mit allen sich daraus ergebenden Rücksichtnahmen bei Wahlen. Wie zu hören ist, werden Biowaffen-Labore in Georgien ebenso betrieben wie israelische Luftwaffenstützpunkte. Auch mit Baku kann Tel Aviv es gut, was die Erdölversorgung anbelangt - abgesehen davon, dass man sich dort im Rücken des Iran befindet, der es mit Armenien besonders gut kann.
Nicht ohne Grund hat Washington seine größte Botschaft im kleinen Erivan, der Hauptstadt Armeniens. China ist auch mit von der Partie, wie chinesische Landkarten aus dem 19. Jahrhundert zeigen.
Amerikanische Diplomaten klagen in der BBC über nachlassendes Interesse der USA in dieser Region. Nutzt jemand diese Lage - oder wird ausgetestet, wie weit man gehen kann? Wenn das Kriegsfeuer dort nicht ausgetreten wird, hat der Kaukasus Potential, das nach dem 3. November 2020 für mehr stehen könnte, als nur für den Kaukasus.
Willy Wimmer
Kommentare
Der Berg Ararat ist der heilige Berg der Armenier, der allerdings auf türkischem Territorium liegt. Ich denke Herrn Wimmer ging es um die gesamte unruhige Region im Südkaukasus, Berg Karabach, dem Spielball auch der Möchtegernmächte z.B. diverser NATO-Mitläufer. (Freiheit am Hindukush verteidigen, wessen Freiheit?)
... und wie groß die Botschaft der USA in Eriwan ist.
Ich fände was anderes merkwürdig:
Der ‚Qualitätsjournalismus‘ (ich berufe mich auf das ZDF) weiß nichts eiligeres zu sagen, als dass der Konflikt um Berg Karabach ethnisch-territorial motiviert sei – mit Religion (Muslime gegen Christen) habe er wenig zu tun, auf keinen Fall …
Bloß dass Erdogan den neuerlichen Angriff der Aserbaidschaner nicht zuletzt unterstützt durch Anwerbung mehrerer tausend Djihadisten aus Syrien, hat das was mit Religion tun?
Die übliche Bemerkung darf hier nicht fehlen zu „den Zeiten zunehmender Aggressivität des Westens gegen alles .., was ‚russisch‘“ sei.... ja, ja...
bloß beschimpfte gestern Joe Biden den amtierenden amerikanischen Präsidenten als – ich zitiere – „Hündchen“ Wladimir Putins ...
Die Bitte zusätzlicher Grafiken betrifft alle Geopolitik- Artikel.
" Möchtegernmächte z.B. diverser NATO-Mitläufer " meinen Sie den Wannabe Macron? Der Typ scheint alle seine Sinne verloren zu haben. Er bringt überall Unruhe. Zuerst Libyen, dann ermutigte er die Griechen gegen die Türken und nun scheint er die Armenier gegen Azerbaijaner aufzuhetzen. Ich fürchte die Armenier werden nun die Region Karabach verlieren. Wer auf Macron baut, baut auf Sand.
So sehe ich das auch... viel wichtiger ist die Frage was Karabach mit Berg Ararat zu tun hat...?
Ich glaub Hr. Wimmer bringt da etwas durcheinander. Karabach ist seit 1994 von den Armeniern besetzt. Ein Gebiet in Aserbaidschan. Ein Vergleich beider Länder wirft Fragen auf.
Woher findet Armenien die Kraft Aserbaidschan anzugreifen? Wer steckt dahinter? Russland? Frankreich? Versucht etwa Macron gegen wachsender Einfluss der Türken die Nachbarn der Türkei aufzuhetzen oder ist es Russland von dem die Türkei Erdgas bezieht (seit 34 Jahren) und nachdem Ablauf des Liefervertrags (2021) mit Aserbaidschan einen Vertrag abschliessen wird?
Nein,, ich finde nicht, dass ein gutes, fehlerloses Deutsch und eine korrekte Satzzeichensetzung unnütz und nur was für Besserwisser sind. An grammatikalisch sauberer Sprachartikulierung und ebensolcher richtiger Zeichensetzung werden vom Author der richtige Sinn seiner Sätze und für den Leser ein einfaches, klares Verständnis der Artikel festgemacht.
Die lausigen Schreib- und Satzeichenfehler in der heutigen schriftlichen Kommunikation sind erschreckend zahlreich, egal ob in den Beiträgen der "Schreiberlinge" oder in den Kommentaren der Leser.
Da heben sich die Artikel von Herrn Wimmer wohltuend ab.
Statt dies als "Besserwisserei" abzutun, könnte man sich vielleicht angesprochen fühlen, etwas für seine Schreib- und Sprechkultur zu tun.
Grüsse aus Brüssel,
R. Oppel
Ggf. Hat sich „Kleinanleger“ ja nur vertippt!?
Wäre ja möglich.
Author wäre ja auch nicht ganz korrekt, zumindest, wenn es nicht englisch sein sollte.
Vielleicht, wäre da Nachsicht und aufeinander zu zu gehen genauso hilfreich, wie für die Anlieger des kaspischen Meeres.
Eine autonome Region Berg Karabach in Aserbaidschan, wäre doch gar nicht so schlimm. Da wohnen halt nur Armenier.
Dann:
Abzug der armenischen Truppen aus Aserbaidschan.
Abzug des aserbaidschanischen Militärs.
Einzug von Friedenstruppen a la OSZE in Berg Karabach.
Einbindung der Region inklusive Armenien in die neue Seidenstraße.
Geld verdienen.
Wohlstand.
Frieden.
Hat in Europa doch auch geklappt, mit dem Frieden.
Das wären doch mal internationale Ziele!