Europa zeigt wenig Einigkeit

Ich hatte kürzlich über eine „Balkanisierung“ des europäischen Kontinents und der EU als solcher berichtet. Dass in Brüssel niemand mehr Herr der Lage zu sein scheint, zeigt, dass die einzelnen Staatsregierungen Europas sich auf keine gemeinsame Gangart im Kampf gegen SARS-CoV-2 einigen können oder einigen wollen.

Vielmehr lässt sich im Angesicht der jetzt aufziehenden Krise beobachten, dass die EU-Nationen ihr Heil in Alleingängen und individuell zu treffenden Entscheidungen suchen. So auch die Tschechische Republik.

Keine Einreise für Staatsbürger aus Italien, Frankreich, Spanien oder Deutschland

Der Leiter des tschechischen Krisenstabs, Roman Prymula, teilte gegenüber dem Fernsehsender Czech Television mit, dass strikte Grenzkontrollen in Tschechien über einen ausgedehnten Zeitraum von zwei Jahren aufrechterhalten werden müssten.

Der Grund? Personen aus anderen europäischen Nationen, die sich extrem hart durch die Coronavirus-Krise betroffen sähen, müsse die Einreise in die Tschechische Republik über einen längeren Zeitraum verwehrt bleiben, um einer möglichen Zweitansteckungswelle im eigenen Land vorzubeugen.

Die Situation in anderen europäischen Nationen wird sich nicht so schnell bessern, ganz im Gegenteil wird es dort Monate, und zwar lange Monate, brauchen (um das neue Coronavirus einzudämmen)“, wie Prymula erklärte.

Tschechiens Gesundheitsminister Adam Vojtech bekräftigte die Aussagen Prymulas in der Zwischenzeit, wie folgt ausführend:

Es geht darum, eine mögliche Zweit- oder gar Drittansteckungswelle im Angesicht der sich ausbreitenden Epidemie zu verhindern. Staatsbürger aus anderen europäischen Ländern wie Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland müssen in nächster Zeit daran gehindert werden, in die Tschechische Republik einzureisen.“

Gesichtsmaskenpflicht in der Öffentlichkeit

Im Gegensatz zu Deutschland und vielen anderen Ländern der Europäischen Union ist das Anlegen und Tragen von Gesichtsmasken in der Tschechischen Republik in der Öffentlichkeit Pflicht.

Sowohl Quarantänemaßnahmen, eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit wie auch die Maskenpflicht würden in der Tschechischen Republik mindestens bis 1. April – und wahrscheinlich auch darüber hinaus verlängert, wie es heißt.

Diese ergriffenen Maßnahmen hätten sich laut Prymula in der Tschechischen Republik als wirksam erwiesen, um sich gegen einen exponentiellen Anstieg der Infektionen mit SARS-CoV-2 zu stemmen. Man habe es aus aktueller Sicht geschafft, die Infektionsanstiegskurve abzuflachen.

Laut gestrigem Stand sahen sich in der Tschechischen Republik 1.236 Personen mit SARS-CoV-2 bei einem Todesfall infiziert. Im Vergleich hierzu blickt Deutschland aufgrund von nur zaghaft ergriffenen Maßnahmen der deutschen Bundesregierung inzwischen auf knapp 32.000 offiziell bestätigte Infektionsfälle. Die Dunkelziffer lässt sich nur erahnen.

Vit Rakusan, der politische Oppositionsführer der Partei STAN, kann den Erwägungen der politischen Führung in Tschechien nicht viel abgewinnen. Eine Grenzschließung über einen Zeitraum von zwei Jahren sei drakonisch.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Es mag sein, dass eine solche Maßnahme als drakonisch empfunden wird, doch Tschechien scheint eine ganze Menge Dinge besser zu machen in dieser Krise als Deutschland, Italien, Frankreich, U.K. oder Spanien. Vielleicht betrachtet die tschechische Führung die Dinge aus dem Blickwinkel des allgemeinen Gesundheitszustands des eigenen Landes – und nicht allein aus Perspektive von ideologisch-wirtschaftlichen Interessen.

Umso länger diese Krise anhält, desto deutlicher beginnt sich abzuzeichnen, dass die EU diese Krise in ihrer jetzigen Form nicht überleben wird. Der Einfluss Brüssels auf die einzelnen Staatsregierungen der EU-Mitgliedsländer schwindet und mit voranschreitender Krise in den am stärksten durch COVID-19 betroffenen EU-Nationen dürfte sich dieser Prozess auch noch beschleunigen.

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