Gestern lieferte die Herabstufung des Länderratings von A- auf BBB+ Griechenlands durch Fitch einen nachhaltigen Belastungsfaktor für den Euro und für die Finanzmärkte. Faktisch wurde damit nur das nachvollzogen, was bereits seit Monaten in den Risikoaufschlägen für Griechenland an den Kapitalmärkten diskontiert wurde. Mithin war die Lage, in der sich Griechenland befindet, nicht die Neuigkeit, sondern lediglich die Reaktion von Fitch, die im Hinblick auf die vorhergehende Marktbewertung fraglos einen spätzyklischen Eindruck aufweist.

Wir verweisen auf die Tatsache, daß Griechenland circa die ökonomische Bedeutung des Bundeslandes Bayern hat. Wir wollen Bayern damit definitiv nicht zu nahe treten. Wir mögen Bayern. Wir wollen damit aber verdeutlichen, daß die Einlassungen von Herrn Juncker nicht ignoriert werden sollten, daß Griechenland nicht pleite gehen wird. Ein Land der Größenordnung Griechenlands (oder Dubais) ist nicht in der Lage, im aktuellen und im voraussichtlichen Umfeld ein systemisches Risiko für die Weltfinanzmärkte darzustellen. Nach wie vor gilt: „Failure is no option!“

Solidarität in der Eurozone ist schon klasse. Bei Griechenland hat man den Eindruck, als handele es sich um einen amerikanischen Satelliten in der Eurozone. Fakt ist, daß man sich nicht in Reichtum konsumieren kann, insbesondere nicht über massive Budget- und Handelsbilanzdefizite.

Wir wünschen Griechenland bei den notwendigen Strukturreformen viel Erfolg!

Herr Stark (EZB) erklärte, daß es in den kommenden Monaten und Quartalen immer wieder zu unerwarteten Belastungen kommen kann. Diese Sichtweise ist zu unterstreichen. Das gilt zum Beispiel für die USA und das Vereinigte Königreich. Hier hat der Finanzmarkt gestern seine „Löffel“ nicht aufgestellt.

Moody’s Investor Service sagte, daß die „Topratings“der USA und des Vereinigten Königreichs ihre Grenzen im Hinblick sich verschlechternder Budgetsituationen testen könnten (Quelle Bloomberg TV).

Laut dem CBO (Congressional Budget Office) stellt sich das öffentliche Defizit während der ersten beiden Monate des neuen Fiskaljahres beginnend am 01.10.2009 auf 292 Mrd. USD. Im vorhergehenden Fiskaljahr lag die Gesamtverschuldung bei 1.400 Mrd. USD oder bei circa 117 Mrd. USD pro Monat.

Die sich in den USA abzeichnende Dynamik der öffentlichen Neuverschuldung ist weitaus problematischer für das Weltfinanzsystem als das griechische Problem.

Griechenlands gesamte Staatsverschuldung steht bei 250 Mrd. Euro. Das entspricht bei dem aktuellen Kurs von 1.47 etwa 368 Mrd. USD. Der Vergleich dieser beiden Größen beantwortet viele Fragen.

Mit anderen Worten produzieren die USA circa alle 2,5 Monate ein Problem der Größenordnung Griechenlands gesamter Staatsverschuldung.
In einer solchen Situation das Augenmerk solitär auf Griechenland zu lenken und den Euro sportlich abzuverkaufen, erscheint vor dem Hintergrund der vergleichsweisen Solidität der Budgetgesamtlage der Eurozone im Vergleich zu den USA eine ambitionierte Sichtweise darzustellen. Das gilt um so mehr nach den aktuellen Einlassungen Herrn Junckers.

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