Eine wachsende Anzahl von Beobachtern hält die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank für unzureichend, um die Banken der Eurozone vor einer Insolvenz zu bewahren. Im Gegenteil werde es für viele Institute im Angesicht einer sich verschärfenden Rezession in einer Reihe von Mitgliedsländern finanziell immer enger. Nicht nur die Kreditnachfrage ist insbesondere in den Südländern der Eurozone teils drastisch gesunken in den letzten Jahren, sondern rekordhohe Firmen- und Verbraucherinsolvenzen belasten die Kreditportfolios vieler Kreditgeber nun zusätzlich. Es kursiert die Frage, wie lange es noch dauert, bis in Europa eine Art "TARP-Moment" heraufziehen wird.
Allein mit Zinssenkungen werde die EZB die Banken nicht aus ihren Problemen heraushauen können, so die Ansicht von Analysten. Denn den Banken mangele es nicht an Liquidität, sondern die meisten Institute in der Eurozone litten unter einem dysfunktionalen Banken- und Kreditsystem. Somit werden die Rufe nach einer direkten Rekapitalisierung von Not leidenden Banken immer lauter, um die Kreditvergabe in der Eurozone wieder anzukurbeln. Auch über eine zweite Option wird zurzeit diskutiert, die eine direkte Kreditvergabe durch die EZB oder eine supranationale Organisation wie die Europäische Investmentbank zum Kern hätte. Ob das in Einklang mit den Europäischen Verträgen stehen würde, schert heute so oder so schon niemanden mehr – jedenfalls nicht in der Politik oder bei der Europäischen Zentralbank.
Anstatt insolvente Institute endlich abzuwickeln, wofür auch nach fünf Jahren Finanzkrise weiterhin die gesetzlichen Rahmenbedingungen fehlen, soll es zu einer Kreditvergabe an den Banken vorbei an die Wirtschaft kommen. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die QE-Programme der Zentralbanken kläglich gescheitert sind, erweisen sich die aktuell geführten Diskussionen als völlig ausreichend, um zu diesem Schluss zu kommen. Wie bereits im Jahr 2009 auf wirtschaftsfacts erörtert, haben Zentralbanken keinerlei Einfluss auf die Kreditvergabe von Banken, noch können sie Verbraucher dazu zwingen, neue Darlehen aufzunehmen. Im Angesicht eines voranschreitenden Schuldenabbaus war schon damals mit einer deutlichen sinkenden Kreditnachfrage zu rechnen.
Wie sich heute zeigt, fühlten sich die üblichen Verdächtigen und Gesundbeter in der Ökonomenzunft mit solch einfachen Schlussfolgerungen ganz offensichtlich überfordert oder ignorierten einfach wie so oft die Warnungen der Mahner. Ideologiegesteuerte Keynes-Anhänger wie Paul Krugman oder Joseph Stiglitz würden niemals zugeben, dass Keynesianismus und Monetarismushttp://www.cashkurs.com/Erklaerung.97.0.html?&cHash=f33653d75d6faa6712867f34160d38bc&type=0&uid=239 im Zuge der Finanzkrise versagt haben. Wie auch? Es würde bedeuten, die eigenen Thesen in Frage zu stellen, und von einem ewig gepredigten Mantra Abstand zu nehmen. Genau aus dieser Ecke erfolgen nun natürlich Rufe nach einer aktiveren Rolle der EZB an den Kreditmärkten der Eurozone. Entgegen aller vertraglichen Vereinbarungen solle die EZB aktiv Kredite an die Wirtschaft vergeben.
Vor etwas mehr als einem Jahr versprach man sich bei der Bank of England von einem solchen Programm namens Funding for Lending Scheme eine deutliche Ankurbelung der nationalen Wirtschaft und des britischen Unternehmenssektors. Doch die Resultate sind mehr als dürftig, in Q1 gelang es der britischen Wirtschaft nur haarscharf an einer Triple-dip Rezession vorbeizuschlittern. Doch was nicht ist, kann noch werden, denn die aus Großbritannien eingehenden Daten sind nicht dazu angetan, auf eine bevorstehende Erholung zu setzen. Es stellt sich in diesem Zuge die Frage, warum Unternehmen in einem solchen Wirtschaftsumfeld überhaupt investieren und neue Stellen schaffen sollen? Und warum sollten bis über beide Ohren verschuldete Verbraucher neue Kredite nachfragen, wenn sie auch nach fünf Jahren immer noch mitten im Schuldenabbau stecken?
Fragen, die man sich unter Keynesianern und Monetaristen nicht stellt, weshalb nahezu die ganze Welt diesen ökonomischen Narren auf den Leim geht, während sich die Strukturprobleme in der Realwirtschaft in vielen Regionen verschärfen.
Bereits seit einiger Zeit wird in der Eurozone darüber diskutiert, ob die EZB finanziell angeschlagenen Banken riskante und stark im Wert gefallene Vermögenswerte abkaufen soll. Befürworter eines solchen Programms erklären, dass die EZB – ähnlich wie das amerikanische Finanzministerium im Jahr 2009 – den Banken eine Menge ihres Anlageschrotts aus den Büchern nehmen könnte, um die Institute wieder zur Kreditvergabe zu bewegen. Ein Ansinnen, gegen das sich insbesondere die deutsche Regierung und Bundesbank-Chef Weidmann zur Wehr zu setzen scheinen.
Immerhin liegt der deutsche Anteil an der EZB-Finanzierung bei knapp unter 30%, womit Deutschland wiederum die Risiken für ein Drittel des Anlageschrotts aus den Büchern spanischer, italienischer, griechischer, irischer und portugiesischer Banken in die Haftung genommen würde. Des Weiteren sei der Außenwert des Euro für viele Südländer nach wie vor zu hoch. Wie sich zuletzt zeigte, bekommen jedoch auch deutsche, französische und niederländische Exporteure mit einem in Relation zu anderen Papierwährungen zu hohen Außenwert des Euro Schwierigkeiten. Also dürfte es wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis die EZB in den globalen Währungskrieg mit einsteigen wird. Wenn es so weit ist, könnte dieser Währungskrieg in ein neues Stadium und eine Eskalationsphase eintreten.
Wie so oft, wird es erst zu einer Verschärfung der Krise in der Eurozone und deren Bankensystem kommen müssen, bevor seitens der Politik grünes Licht für neue närrische Experimente gegeben wird. Wie die jüngste Vergangenheit zeigte, wird hier erst reagiert, bis das Schiff kurz vor dem Absaufen steht. Frage bleibt, warum diese Programme heute helfen sollen, wenn sie doch bereits in der Vergangenheit versagt haben? Aber diese Politik ist eben alternativlos. Und so lange keine Alternativen zu dieser Art der Politik zugelassen oder überhaupt in Erwägung gezogen werden, dürfte sich wirtschaftlich in der Eurozone auch nicht allzu viel ändern. „TARP-Moment“ hin oder her!
Kommentare
Der Ankauf von Schrott durch die EZB IST VERFASSUNGSWIDRIG. Wir haften nicht mit Erarbeitetem für Luftgeld der Geschäftsbanken. Ich bin gespannt wie sich das BVerfG positioniert.
Doch alles jammern nutzt nichts, die Zeit müsste jetzt genutzt werden um vehement für ein NEUES GELDSYSTEM nach dem Finale zu werben. Sonst haben wir diese Leute ewig an der Backe.
CASHKURS würde sich da anbieten. ...Vollgeld, Monetative, Parallelwährungen ...