Grund für diese Entwicklung ist unter anderem, dass es an der Wall Street unerwartet und plötzlich zu Liquiditätsengpässen kommt, der auf die Fed ausgeübte Druck seitens Investoren und des Weißen Hauses immer mehr zunimmt und die kürzlich bekannt gegebene Mitteilung, laut der bei der Fed eine Zinspause in Erwägung gezogen werden könnte.

Frühes Ende würde Erleichterung an der Zinsfront und in den Schwellenländern bringen

Egal, welchen der genannten Gründe man nun zur Grundlage für die aktuellen Entwicklungen macht, Resultat dürfte sein, dass die Fed für´s Erste auf mehr einst im Zuge von QE gekauften Bonds sitzen bleiben wird, als der Institution lieb sein wird. Unter Analysten heißt es, dass der Zinserhöhungszyklus sich nicht ohne eine Stellungnahme zum Bondschrumpfungs-Programm aussetzen ließe.

Ein zeitlich früheres Ende der Bilanzbuchschrumpfung der Fed würde Erleichterung an der Front der Zinskosten verschaffen und den Außenwert des US-Dollars wahrscheinlich unter Druck setzen. Hiervon würden insbesondere die Schwellenländermärkte profitieren, deren Börsen und Aktien auf absehbare Zeit eine Trendwende einläuten dürften.

Kritik: Schrumpfung führt zu erhöhter Vola

Seit nun schon mehr als einem Jahr reduziert die Fed in der eigenen Bilanz gehaltene Vermögenswerte, darunter US-Staatsanleihen und Mortgage Backed Securities (MBS). Von knapp $4,5 Billionen ist die Fed-Bilanz in diesem Zuge auf nunmehr rund $4,1 Billionen gesunken.

Ende letzten Jahres regten sich erste Widerstände gegen die Zinspolitik der Fed – und zwar war und ist es US-Präsident Donald Trump höchstpersönlich, der Fed-Chef Jerome Powell für die geldpolitischen Entscheidungen der Fed öffentlich an den Pranger stellt. Vielerorts wird auch davon gesprochen, dass Trump die Fed vor sich her treibe.

Doch auch große Investoren äußerten sich im November und Dezember äußerst kritisch in Bezug auf den anhaltenden Bilanzbuch-Schrumpfungsprozess bei der Fed. Dieses Programm sei, so der Tenor, Wurzel für eine deutlich zunehmende Volatilität an den Finanzmärkten.

In der Klemme: Powell beweist auch in seinen Aussagen Flexibilität

Im Dezember twitterte dann auch Trump zu diesem Thema, die Fed auffordernd, „nicht einen weiteren Fehler zu begehen“, um die monatliche Schrumpfung des eigenen Bilanzbuchs in Höhe von $50 Milliarden zu stoppen. Nur einen Tag nach dieser Twitter-Botschaft gab Fed-Chef Powell öffentlich bekannt, dieses Programm nach wie vor im „Autopilot-Modus“ weiter laufen zu lassen.

Doch nur zwei Wochen später wies Powell dann plötzlich darauf hin, dass das Programm zur Bilanzschrumpfung bei der Fed „flexibel“ gehandhabt werde. Es zeigt sich, dass sich die Fed selbst in eine Ecke bugsiert hat, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Denn wann immer sich Anzeichen für ökonomische Schwäche am Horizont breit machen, setzen Großinvestoren und das Weiße Haus die Institution unter erheblichen Druck.

Es wird enger – Uneinigkeit in der Fed nimmt zu

Während sich das Bilanzbuch der Fed abbaut, fahren Geschäftsbanken damit fort, deren bei der Fed gehaltene Reserven mit wachsender Geschwindigkeit zu reduzieren, was wiederum dazu führt, dass die Kurzfristzinsen nur noch schwer durch die Fed zu kontrollieren sind. Die Fed hatte stets daraufhin gewiesen, das eigene Bondportfolio bis zu einem Niveau abbauen zu wollen, auf dem sich Angebot und Nachfrage an den Bondmärkten wieder im Ausgleich befinden.

Dass das Fed-Bilanzbuch allerdings jemals wieder die Marke von $850 Milliarden erreicht, wo es vor dem Ausbruch der globalen Finanzkrise gelegen hatte, glaubt indes niemand mehr. Darauf wies Jerome Powell zu Jahresbeginn auch selbst in einer Rede hin. Selbst wenn die Fed eine Zinspause einlegen sollte, werden die monatlich automatisch aus dem Bilanzbuch rollierenden $50 Milliarden für sich verschärfende Finanzkonditionen sorgen.

Die Finanzierung im Bankenbereich wird teurer werden. Im Jahr 2017 präsentierte die Fed ihren Bilanzschrumpfungsplan, laut dem bis 2022 etwa die Hälfte der damals in der Bilanz gehaltenen Anleihen abgebaut werden sollte. Ein verbleibendes Niveau von $2,3 Billionen wurde als Zielwert gesetzt.

Was die Finanzmarktteilnehmer zuletzt so diebisch freute, war die Tatsache, dass das jüngst veröffentlichte Protokoll zur Dezember-Zinssitzung der Fed auf zunehmende Diskussionen innerhalb des Offenmarktausschusses der Federal Reserve über eine mögliche Beendigung des Bilanzschrumpfungsprogramms hindeutete.

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