An vorderster Front dieser Entwicklung befinden sich selbstverständlich China und die USA, die sich nach wie vor die Zollkeule um die Ohren hauen oder sich gegenseitig damit drohen, die Lage noch zu verschärfen, falls es im Rahmen des anstehenden G20-Treffens im japanischen Osaka zu keiner Einigung zwischen beiden Seiten kommen sollte.

Europa, das in den Mühlen des globalen Handelskriegs aufgerieben zu werden droht, scheint erkannt zu haben, dass eine neue Krise ins Haus stehen könnte. EZB-Präsident Mario Draghi hatte im seiner Rede im portugiesischen Sintra hierauf reagiert, indem Draghi schon in absehbarer Zeit eine weitere Zinssenkung in der Eurozone in Aussicht stellte.

Dass man sich hiervon in den Vereinigten Staaten provoziert fühlen würde, war im Angesicht der aktuellen Entwicklungen in der Welt mehr als zu erwarten. Und nachdem China die geldpolitischen Schleusentore bereits geöffnet hat und die Bank of Japan ebenfalls bekannt gab, sich Negativzinsen und weiteren Anleihekäufen so lange bedienen zu wollen, solange dies nötig sein werde, zeichnet sich in der Welt ein Währungskrieg ab, der die Kaufkraft der Bevölkerungen am dicken Ende zu vernichten droht.

Und exakt dies war in der Vergangenheit stets meine Befürchtung gewesen. An den Finanzmärkten hatte bis vor Kurzem noch immer die Hoffnung vorgeherrscht, dass es sich im Hinblick der durch Notenbanken ergriffenen Stimulierungsmaßnahmen nur um eine Ausnahme handelte, die rückgängig gemacht würde, wenn es der Wirtschaft wieder besser ginge. Nach zehn Jahren Null- und Negativzinsen lässt sich hiervon nichts erkennen.

Im Gegenteil hatte Fed-Chef Jerome Powell vor der letzten Zinssitzung der Fed gar explizit darauf hingewiesen, dass ZIRP, NIPR und QE zu geldpolitischen Maßnahmen avancieren würden, denen sich die Fed in der Zukunft nicht mehr nur in Ausnahme- oder Notfällen bedienen wolle. Übersetzt heißt das, dass es aus Sicht der Notenbanken keinerlei Alternative mehr zur einer sich verewigenden elektronischen Gelderzeugung zu geben scheint.

Doch Halt. Ruderte Jerome Powell gestern im Rahmen einer gehaltenen Rede von vorherigen Aussagen plötzlich ein Stück weit zurück? Laut Powells gestrigen Aussagen werde man die allgemeine Lage bei der Fed “aufmerksam beobachten”, um hinzuzufügen, dass “es unweigerlich zu Schäden kommen wird, wenn sich die Geldpolitik rein politischen Interessen beugen sollte”.

Wow, genauso gut hätte Jerome Powell US-Präsident Donald Trump auch mit voller Wucht gegen dessen Schienbein treten können. Gleichzeitig wurden die Aussagen, die sich plötzlich nicht nur deutlich “hawkischer” anhörten als noch vor wenigen Tagen an den Finanzmärkten sofort eingepreist. So sanken die Erwartungen an eine Zinssenkung der Fed um 50 Basispunkte im Monat Juli inzwischen von 47 auf nur noch 15 Prozent.

Dass Gold seit gestern von einem Hoch oberhalb der 1.440er Marke inzwischen auf 1.408 US-Dollar (zum Zeitpunkt, zu dem ich schreibe) zurückgekommen ist, liegt gewiss nicht daran, dass sich die politischen Führungen in Washington und Teheran mittlerweile die verbalen Kriegs- und Auslöschungsdrohungskeulen und andere Bezichtigungen um die Ohren hauen. Nein, der Goldpreis wird dagegen gänzlich von den Aussagen der Zentralbanker beeinflusst.

Im kürzlich erfolgten Goldausbruch spiegelt sich nichts anderes als die wachsende Befürchtung, dass Notenbanker die Welt in elektronisch erzeugtem Geld ersäufen werden. Wer keine Alternativen zu seiner seit zehn Jahren verfolgten Geldpolitik auszumachen in der Lage ist, wird sich irgendwann auf den Pfad Venezuelas begeben. Und genau diese Gefahren und Befürchtungen spiegeln sich im gerade wieder erstarkenden Goldpreis.

Dass Jerome Powells gestrige Aussagen für einen Dämpfer hinsichtlich des Goldpreisanstiegs gesorgt haben, spricht ebenfalls Bände. Nicht nur Jerome Powell sorgte im gestrigen Handel für Turbulenzen. Seine Aussagen wurden flankiert durch Fed-Über-Taube James Bullard, der seine zuvor getroffenen Aussagen zu Zinssenkungen der Fed ebenfalls relativierte.

So gab der Präsident der Fed of St. Louis bekannt, dass es gewiss eine gute Zeit für Zinssenkungen durch die Federal Reserve sei, was jedoch nicht dafür spräche, dass es im Juli zu einer Senkung um 50 Basispunkte kommen müsse.

Nicht nur die amerikanischen Staatsanleiherenditen sprangen daraufhin an, sondern auch der US-Dollar erholte sich ein wenig von vorherigen Verlusten gegenüber dem Euro. Und umso stärker der US-Dollar wurde, desto schwächer entwickelte sich Gold.

Mit dem Iran haben die Bewegungen im Goldpreis aus meiner Sicht und im Hinblick auf die erwähnten Beobachtungen aus diesem Grund zurzeit wenig bis überhaupt nichts zu tun. Ich wünsche Ihnen einen schönen Feierabend.

Ihr,
Roman Baudzus

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