Offensichtlich wird, dass die Änderungen am System der sogenannten FICO-Scores wohl einzig und allein dazu angedacht sind, Millionen von privaten Verbrauchern in den USA Zugang zu mehr Krediten zu verschaffen.

Dabei sieht es momentan danach aus, als ob die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten ihren Wachstumshöhepunkt erreicht haben könnte. Krux an der in Arbeit befindlichen Änderung an Amerikas wichtigstem Kreditbonitätssystem ist, dass Verbraucher mit einem niedrigen FICO-Score schon bald in „den Genuss“ eines sich verbessernden Kreditzugangs kommen werden.

Wie das Wall Street Journal berichtete, werden die bevorstehenden Änderungen zum System eines so genannten Ultra-FICO-Scores führen - einem neuen Kreditbonitätsmechanismus, der neben der Kredithistorie unter privaten Verbrauchern auch deren Bankaktivitäten und deren Kreditrückzahlungsverhalten messen wird.

Über Jahrzehnte basierte Amerikas wichtigstes Kreditbonitätssystem hauptsächlich auf der Kredithistorie unter privaten Verbrauchern. Auf Basis dieser Daten wurde berechnet, wie kreditwürdig sich ein Kunde beziehungsweise privater Verbraucher in den USA erweist, und wie stark ausfallgefährdet ein zu vergebendes Darlehen wäre.

Dies soll sich nun ändern. Die Firma Fair Isaac Corporation, Erfinder des im ganzen Land weitläufig genutzten FICO-Kreditbonitätssystems, verfolgt nämlich den Plan, zu Beginn des Jahres 2019 auf ein neues Kreditbonitätsmessungssystem umzustellen.

Mit Beginn des neuen Jahres sollen private Verbraucher in den Vereinigten Staaten auch darauf geprüft werden, auf welche Weise sie ihre bei Banken und anderen Kreditgebern geführten Girokonten, Sparkonten und Geldmarktkonten verwalten.

Es handelt sich hierbei historisch betrachtet um die größte Änderung zu den Aufzeichnungen der individuellen Kreditwürdigkeit unter Amerikas Privatverbrauchern, die in der Geschichte des Landes jemals vorgenommen wurde. Ganz zu schweigen von der baldigen Umstellung des gesamten FICO-Kreditbonitätssystems.

Im Fall des FICO-Kreditbonitätssystems handelt es sich um eine Art amerikanische Schufa, deren gespeicherte Daten zum historischen Zahlungsverhalten unter privaten Verbrauchern darüber entscheiden, ob Kredite durch Banken und Einzelhändler bewilligt werden oder nicht.

Die bevorstehende Umstellung auf das System Ultra-FICO-Score ist bei Licht besehen nicht darauf fokussiert, Kreditantragsteller auszusieben, um Säumer und Zahlungsausfällige durch die Maschen des nationalen Kreditsystems rasseln zu lassen. Ganz im Gegenteil.

Vielmehr erweckt der Mechanismus des neuen Systems den Anschein, als ob der zentrale Hauptänderungsaspekt darauf ausgelegt zu sein scheint, die Anzahl der Genehmigungen in Bezug auf auszustellende Kreditkarten, individuelle Verbraucherdarlehen und andere Schuldeninstrumente deutlich zu steigern.

Fortan wird die Historie der Cash- und Kontentransaktionen unter potenziellen Kredit- und Darlehensnehmern mit einbezogen, die aufzeigen soll, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall läge. Fair Isaac reagiert mittels der anstehenden Änderungen auf die Forderungen unter Kreditgebern, die darauf pochen, das Kreditwachstum in den Vereinigten Staaten anzukurbeln.

Wenn die individuellen FICO-Scores unter Amerikas privaten Verbrauchern mittels der bevorstehenden Änderungen eine bedeutsame Aufwertung erfahren, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis sich sogenannte Subprime-Kreditnehmer abermals mit Darlehen vollsaugen, die sie unter aller Voraussicht nicht zurückbezahlen können.

Wo die Reise in den USA hingeht, zeigt die Tatsache, dass unter anderem Equifax, Experian und TransUnion die meisten steuerbedingten Informationen wie auch eine große Anzahl von zivilrechtlichen Beurteilungsinformationen mittlerweile aus deren Kredithistorie gelöscht haben. Auch andere wichtige Zusatzinformationen wurden gelöscht.

In diesem Zuge sind unter anderem Inkassoinformationen zu mehr als acht Millionen Kunden gelöscht worden. Resultat ist, dass es bereits zu einer Steigerung der Credit Scores unter den Betroffenen gekommen ist, die sich auf durchschnittlich 15 Punkte beläuft, wie es jüngst in einem Bericht der Federal Reserve of New York hieß.  

Nun ja, vielleicht fragt sich der ein oder andere, was schieflaufen könnte. Einerseits befindet sich die wirtschaftliche Erholung laut einer Mehrheit unter Analysten und Ökonomen in den USA in den letzten Zügen. Auf Basis einer Löschung von Inkassoinformationen klettern die Punktebewertungen unter Millionen von Privatverbrauchern in den USA, wodurch sich die Kreditstandards im Endstadium des laufenden Wirtschaftszyklus´ lockern.

Da das erklärte Ziel unter Bezugnahme auf die bevorstehenden Änderungen erklärtermaßen einer Ankurbelung des amerikanischen Kreditwachstums dient, lässt sich konstatieren, dass es Kräfte in den USA zu geben scheint, die das Land und dessen Einwohner wohl in der Tat in Schulden ersaufen sehen wollen.

Anstatt jenen einen verbesserten Zugang zu den Kreditmärkten zu verschaffen, die in der Vergangenheit bewiesen haben, souverän mit dem aus der Kreditaufnahme resultierenden Stress umgehen zu können, werden die Schleusentore zum wiederholten Male jedermann geöffnet, um die Kredit- und Darlehensspirale im Land am Laufen zu halten.

Mit Blick auf das aktuelle Wirtschaftsstadium entspricht dies nichts anderem als Wahnsinn. Andererseits lässt sich ein von Bewusstsein geprägtes Handeln erkennen, was darauf schließen lässt, dass der Grad der Verzweiflung im Kampf um eine Aufrechterhaltung des Kredit- und Darlehenswachstums in den Vereinigten Staaten unter den herrschenden Mächten schon sehr groß sein muss!

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