Sonntagnacht war es soweit, nachdem der Modepionier Forever 21 einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 bei einem Insolvenzgericht im Bundesstaat Delaware einreichte. Laut Bloomberg setzt sich die sogenannte Einzelhandelsapokalypse in den Vereinigten Staaten somit nahtlos fort.

Hohe Mieten, Onlinehandel und intensiver Wettbewerb mit H&M und Zara führten zur Insolvenz nach Chapter 11

Einmal mehr wird darauf hingewiesen, dass viele stationäre Einzelhändler dem wachsenden Onlinegeschäft kaum bis überhaupt nichts mehr entgegenzusetzen haben. Vielmehr blickten die Unternehmen im Stationäreinzelhandel in den USA nicht selten auf sehr hohe Filialmieten und sähen sich im Modesegment zudem einem extrem intensiven Wettbewerb durch Firmen wie H&M oder Zara ausgesetzt.

Wie aus den Gerichtsdokumenten zu dem durch Forever 21 eingereichten Insolvenzantrag hervorgeht, blickt das Unternehmen auf konsolidierter Basis nach ersten Schätzungen auf ausstehende Finanzobligationen in Höhe von zwischen einer und zehn Milliarden US-Dollar.

Der eingereichte Insolvenzantrag nach Chapter 11 erlaubt es dem Unternehmen, seinen Geschäften erst einmal weiter nachzugehen, um einen Plan auszuarbeiten, auf welcher Basis die Gläubiger des Einzelhändlers ihre Gelder zurückerhalten sollen.

350 von 800 Filialen dicht – vor allem in Europa und Asien

Trotz allem sehen die Dinge aus Sicht der Unternehmensmitarbeiter alles andere als gut aus. Laut erster Erkenntnisse beabsichtigt Forever 21 nämlich eine Schließung von 350 der insgesamt 800 weltweit betriebenen Filialen.

Die meisten ins Auge gefassten Filialschließungen und Geschäftsaufgaben würden sich unter Bezugnahme auf die Gerichtsdokumente sowohl auf den asiatischen als auch europäischen Kontinent konzentrieren. In diesem Zuge sollen beispielsweise alle vierzehn bislang in Japan betriebenen Filialen aufgegeben werden.

Aus Perspektive der Unternehmensmitarbeiter verbinden sich folgende Entwicklungen mit diesen Plänen: Fast die Hälfte der momentan weltweit 30.000 Beschäftigten wird unter aller Voraussicht in Kürze einen Entlassungsbrief erhalten.

Bis zu 12.000 Filialschließungen in den USA – schon wieder ein neuer Rekord

Schon vor der Einreichung des Insolvenzantrags hatte Forever 21 die Schließung einer weitläufigen Anzahl von Filialen in den Vereinigten Staaten bekannt gegeben. Im laufenden Jahr sind den rückläufigen Geschäften im stationären Einzelhandel somit bereits mehr Filialen bei Forever 21 zum Opfer gefallen als über den Verlauf der letzten Jahre.

Aus Sicht der immensen Anzahl von Wettbewerbern, die vor allem in den USA über den Verlauf der vergangenen Jahre im stationären Einzelhandelsbereich Insolvenz anmelden musste, ist es höchst interessant, dass es im laufenden Jahr ein weiter Mal zu einer neuen Rekordanzahl von Filialschließungen kommen wird.

Mittlerweile gehen aktuelle Prognosen bereits von bis zu 12.000 Filialschließungen in den Vereinigten Staaten bis zum Jahresende aus. Bei Goldman Sachs wird versucht, dieser Entwicklung etwas Gutes abzugewinnen, indem darauf hingewiesen wird, dass auf eben jene Weise ein potenzielles Verkaufsvolumen in Höhe von 7,5 Milliarden freigesetzt würde, das sich nun auf die im Wettbewerb verbleibenden Unternehmen verteilen könnte.

Goldman erwartet weiter wachsenden Trend zum Onlinekauf – auch hohe Verschuldung spielt eine Rolle

Allerdings sollte auch nicht die Tatsache unterschätzt werden, dass Räumungs- und Geschäftsaufgabeausverkäufe einen Teil der zukünftigen Nachfrage unter den Verbrauchern vorziehen werden. Wie dem auch sei, Goldman Sachs sieht den Trend hin zu Internet- und Onlinebestellungen in den kommenden Jahren noch deutlich wachsen.

Forever 21 reiht sich ein in eine Phalanx von alt eingesessenen Einzelhandelskonzernen, darunter Sears, Toys ‘R’ Us oder Payless Shoes, die seit Beginn des Jahres 2017 einen Insolvenzantrag gestellt haben. Neben abwandernden Kunden hatte diesen Unternehmen auch eine extrem hohe Schuldenlast eine Aufrechterhaltung ihres Betriebs versagt.

Im Vergleich mit dem vergangenen Jahr hat sich der Druck im amerikanischen Einzelhandel noch einmal deutlich intensiviert. Immerhin wurden im laufenden Jahr bislang etwa 20 % mehr Insolvenzanträge nach Chapter 11 eingereicht als in derselben Periode des Jahres 2018. In diesem Zuge wurden mehr als 45 Milliarden US-Dollar unter 80 Sektorfirmen faul.

Forever 21 gibt sich ambitioniert – doch die Zeichen sollten Beachtung finden!

Im Fall von Forever 21 dürfte die Freude darüber groß sein, dass die US-Großbank JPMorgen nach wie vor zu einer Finanzierungszusage in Höhe von 275 Millionen US-Dollar steht. Auch IPG South Street Partners wird von einer Kapitalspritze in Höhe von 75 Millionen US-Dollar keinen Rückzieher machen.

Diese zur Verfügung stehenden Finanzmittel möchte das Management von Forever 21 dazu nutzen, um die eigene Marke sowohl in den USA als auch im Ausland neu aufzustellen. Die Hoffnung hegend, auf diese Weise zukünftig wieder neues Wachstum zu generieren, sollen alle bestehenden Gläubiger ihre ausstehenden Gelder zurückerhalten, wie es seitens der Firma hieß. Ein ambitionierter Plan.

Forever 21 ist seit dem Jahr 1984 aktiv und unterhielt vor Einreichung des Insolvenzantrags 815 Filialen in 57 Ländern dieser Erde. Zu beobachten bleibt, dass die ausstehende Verschuldung im Unternehmenssektor trotz der niedrigen Zinsen zu zwicken beginnt. Seien Sie aus diesem Grunde wachsam.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"