Jim Rickards ist kein gewöhnlicher Hedgefondsmanager. Es gibt sehr viele Leute dort draußen, die auf eine 35-jährige Karriere an der Wall Street zurückblicken. Doch nur Rickards ist unter den Großen der Branche auch Rechtsanwalt, der im Jahr 1998 als Chefunterhändler mit Blick auf die Rettung des unmittelbar vor dem Bankrott stehenden Superhedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM), in deren Angesicht vierzehn der größten Banken der Welt eine Kapitalsumme von $3,6 Milliarden zusammenkratzten, um einen globalen Finanzzusammenbruch zu verhindern.

Mit freundlicher Genehmigung von James Rickards und The Daily Reckoning / Agora Publishing

Und nur Rickards ist an der Wall Street darüber hinaus auch Berater des amerikanischen Verteidigungsministeriums (Pentagon), der hochrangige US-Militärplaner durch ihr erstes „Kriegssimulationsspiel“ führte. 

Sein Bestsellerbuch Currency Wars beginnt mit zwei erklärenden Kapiteln über diese Kriegsspielsimulation, die am Warfare Analysis Laboratory in Laurel im US-Bundesstaat Maryland durchgeführt wurde, einem Strategiehaus, dessen Webseite sich sowohl der eigens eingerichteten „14 Plasmadisplays zu Verteidigungszwecken als auch einer Modellierung und Visualisierung eines 3-D Szenarios“ rühmt. 

Diese Kriegsspielsimulation, die sich voll und ganz auf mögliche Szenarien an den Finanzmärkten bezog und verschiedene Szenarien simulierte, wurde noch durch die Tatsache verstärkt, dass sie ausgerechnet in den Jahren 2008 und 2009 auf dem Höhepunkt einer Finanzpanik durchgeführt wurde.

Wir wollen an dieser Stelle nicht weiter ausholen, jedoch darauf hinweisen, dass Team Russland vor Kurzem bekannt gab, nur noch Gold im Austausch für seine Öl- und Gaslieferungen akzeptieren zu wollen – und keine US-Dollars mehr. Darauf gab Team China seine ganz eigenen Maßnahmen bekannt, um die Schlinge um den Hals des US-Dollars fester zu ziehen. 

Eben auf jene Weise wie am zweiten und letzten Tag der Kriegsspielsimulation durchgespielt, erklärte Russlands Staatspräsident Wladimir Putin, dass der Greenback als globale Reservewährung zu einer Bedrohung für die Weltwirtschaft avanciert sei. Laut Putin sei diese Sichtweise heutzutage für jedermann nachvollziehbar geworden.

Währungskrieg I, II und III

Rickards glaubt, dass der durch Putin prophezeite Währungskrieg schon zu Beginn des Jahres 2010 losging. Er hat dafür die Begrifflichkeit Währungskrieg III eingeführt.

„Währungskriege“, wie Rickards schreibt, „werden auf globaler Ebene gerade zur selben Zeit geführt. Alle großen Finanzzentren dieser Erde sind nun 24 Stunden am Tag darin involviert. Beteiligt sind Bankiers, Händler, Politiker und automatisierte Computersysteme“. Sehr riskant und gefährlich sei dieser Umstand vor allem deshalb, weil das Schicksal ganzer Ökonomien, Länder und deren Bürger von dem Ausgang dieses internationalen Währungskriegs abhängig sei. 

Die beiden zuvor geführten Währungskriege spielten sich im vergangenen Jahrhundert ab. Währungskrieg I brach sich aus den Ruinen des Ersten Weltkriegs im Jahr 1921 Bahn, nachdem Deutschland mit der epischen Abwertung seiner damaligen Währung begann. Zeichnerisch festgehalten wurden diese Ereignisse in Form von Bildern, die Schubkarren voller Papiergeld zeigen, für die man zur damaligen Zeit nicht einmal einen Laib Brot hätte kaufen können. 

Im gleichen Atemzug begann der Rest der Welt damit, die eigenen Währungen abzuwerten, um „wettbewerbsfähig“ zu bleiben. Frankreich stieg im Jahr 1925 als erste große Nation mit in den Währungskrieg ein, indem der Franc abgewertet wurde. England schaffte im Jahr 1931 den Goldstandard ab. Die Vereinigten Staaten werteten den US-Dollar im Jahr 1933 auf schändliche Weise gegenüber Gold ab – nämlich von $20,67 pro Feinunze auf $35 pro Feinunze. Frankreich und England werteten ihre Währungen daraufhin erneut ab.

„Indem es zu einer Abwertungsrunde nach der anderen beziehungsweise einer Flut von Zahlungsausfällen kam“, wie Rickards schreibt, „befanden sich die größten Ökonomien der Welt in einer Abwertungsspirale, woraus massive Handelsverwerfungen, eine stark sinkende Produktion und die Zerstörung von echtem Wohlstand resultieren. 

Währungskrieg I ging im Jahr 1936 mit einem Paukenschlag zu Ende, nachdem es zwischen den Vereinigten Staaten, England und Frankreich zu einem trilateralen Vertragsabschluss gekommen war. In Deutschland marschierte man zu jener Zeit zu den Tönen der Trommeln, worauf sich nur drei Jahre später der Ausbruch eines militärischen Weltkonflikts anschloss.

Währungskrieg II begann, als Großbritannien im Jahr 1967 damit begann, das britische Pfund gegenüber dem US-Dollar abzuwerten. Schon kurze Zeit später befand sich der Außenwert des Greenbacks unter markantem Abwärtsdruck, was noch durch die Tatsache verkompliziert wurde, dass der US-Dollar mit Blick auf die Abwicklung des internationalen Handels bis dahin noch immer an Gold gebunden war.

Der Rest der Geschichte ist Teil der Historie über das Kapital- und Geldwesen. Frankreich tauschte haufenweise seine gehaltenen US-Dollars gegen Amerikas Gold ein. Frankreich befand sich in diesem Hinblick in guter Gesellschaft. Die Goldbestände des amerikanischen Finanzministeriums sanken von 20.000 metrischen Tonnen im Jahr 1950 auf nur noch etwa 9.000 metrische Tonnen, worauf Präsident Richard Nixon „das Goldfenster“ im Jahr 1971 schloss. Ab diesem Zeitpunkt brach in der Welt das Zeitalter des Fiat-Geldsystems an, in dem alle Währung frei zueinander floaten.  

Der US-Dollar sank in den1970iger Jahren weiter, konnte jedoch zu Beginn der 1980iger Jahre im Zuge der durch den ehemaligen Fed-Präsidenten Paul Volcker beschlossenen Maßnahmen wieder im Außenwert zulegen. Andere wichtige Papierwährungen, darunter der japanische Yen oder die westdeutsche Mark machten in jener Zeit eine Achterbahnfahrt an den Devisenmärkten durch. Erschöpfung machte sich breit. Das im Jahr 1985 vereinbarte Plaza Abkommen setzte den Außenwert des US-Dollars abermals unter Abwertungsdruck. Der im Jahr 1987 folgende Louvre Accord führte mehr oder weniger wieder zu einer neuen Balance in der Welt.

„Zu diesem Zeitpunkt zog relative Ruhe an den globalen Finanzmärkten ein“, wie Rickards schreibt. „Doch diese Ruhe basierte bei genauerem Hinsehen auf nichts anderem als einem substanziellen Vertrauen in die Stabilität und der werterhaltenden Funktion des US-Dollars unter Investoren, assoziiert mit einer beständig wachsenden US-Wirtschaft sowie einer stabilen Geldpolitik der Federal Reserve.

Ab 2010 kein Vertrauen mehr in US-Dollar

Dieses Vertrauen kam letztendlich zu Beginn des Jahres 2010 unter die Räder.

Am 27. Januar 2010 feuerte Präsident Obama die erste Salve zum Beginn von Währungskrieg  III in seiner damaligen Rede an die Nation ab. Obama kündigte damals seine Strategie zur nationalen Exportinitiative an. Obamas Ziel war, die amerikanischen Ausfuhren in die Welt in den kommenden fünf Jahren zu verdoppeln.

„Der traditionell schnellste Weg, um die eigenen Exporte zu steigern, war zu jeder Zeit mit einer Abwertung der eigenen Landeswährung verbunden“, wie Rickards in Currency Wars schreibt. Und jedermann in der Welt war sich darüber bewusst.

Gastbeitrag für CK*wirtschaftsfacts © 2015 The Daily Reckoning und Agora Publishing in Baltimore/Vereinigte Staaten

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