Mein heutiger Beitrag ist nichts anderes als ein trauriger Kommentar über den Zustand des politischen Lebens in unserem Land. Unsere politischen Versammlungen sind zu einer Art Rockmusikfestival anstelle eines Wettbewerbs um neue Ideen verkommen. Im Rahmen der jüngst abgehaltenen Konvente beider Parteien standen vor allem wortschwülstige Rhetorik, gegenseitige Bezichtigungen, Beschimpfungen jeder Art sowie Eigeninszenierungen ganz oben auf dem Programm.

Doch es bestand ein besorgniserregender Mangel an Diskussionen darüber, wie wir uns als Land und Gesellschaft in die aktuelle Krise hineinmanövriert haben – und wie wir aus dieser Krise wieder herauszukommen gedenken. Angefangen bei dem außenpolitischen Debakel bis hin zu einem um die Ecke schauenden Wirtschaftskollaps haben wir zu diesen Themen seitens der beiden Parteikandidaten nichts anderes vernommen, als dass diese ernsthaften Probleme gelöst würden. Kein Problem.

Im Rahmen ihrer Konventrede versprach Hillary Clinton, dass sie den „Terrorismus bis aufs Blut bekämpfen“ und ISIS besiegen werde. Wie soll dieses hehre Ziel aus Sicht Hillarys erreicht werden? Ganz einfach dadurch, indem wir noch mehr von all dem tun, was bislang kläglich versagt hat: Bombardieren.

Über 50.000 Bomben waren wohl noch immer nicht genug...

Tatsache ist, dass wir in den letzten beiden Jahren mehr als 50.000 Bomben über ISIS im Irak und Syrien haben hernieder gehen lassen. Alles, was Hillary Clinton dazu einfällt, ist, dass sie noch mehr Bomben abwerfen lassen wird. Eine welch große Anzahl von mehr Bomben wird dazu führen, ISIS militärisch zu besiegen?

Und ein wie viel Mehr an Jahren wird Hillary Clinton uns in unserem zeitlich längsten Krieg in Afghanistan verstrickt halten? Sie hat sich dazu nicht geäußert. Tatsächlich berichtete die New York Times – eine den Clintons gewiss nicht feindlich gesinnte Publikation –, dass es nahezu unmöglich sei, die gehaltene Konventrede Hillarys auf Fakten zu überprüfen.

In der NYT hieß es, dass Hillary eine Rede gehalten habe, die sich durch einen auffallenden Mangel an harten Fakten ausgezeichnet habe. Clintons außenpolitischer Chefberater erklärte nur wenige Tage nach Hillarys gehaltener Konventrede, dass ihr außenpolitischer Plan für Syrien auf einer Rückkehr zum Ausgangspunkt basiere.

Syrien: Kommt als nächstes eine Bodenoffensive?

Die USA müssten sich auf einen Sturz des sekulären Staatspräsidenten Syriens konzentrieren. Wie viele Tausende mehr werden ihr Leben lassen müssen, falls Clinton zur Staatspräsidentin der Vereinigten Staaten gewählt würde? Und wird Hillary sich nicht ab einem gewissen Punkt dazu gezwungen sehen, schlussendlich eine massive US-Bodenoffensive in Syrien zu starten?

Eine Bodenoffensive, in deren Zuge mehr Amerikaner den Tod finden werden? Clinton bringt kein Verständnis dafür auf, dass uns die politische Leitlinie eines endlosen Interventionismus im überseeischen Ausland als Land auf die Knie gebracht und uns nachhaltig geschwächt hat. Denkt Hillary wirklich, dass wir bei einem offiziellen Staatsschuldenstand von $20 Billionen weiterhin den Weltpolizisten spielen können?

Auf gleiche Art hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump diesen derart wichtigen Punkt ausgelassen. Trump verspricht den Amerikanern, Arbeitsplätze aus Übersee in die USA zurück zu verlagern, ohne den Hauch einer Ahnung, welche politischen Leitlinien und Gründe überhaupt zu deren Verschwinden in der Heimat geführt haben.

Was Donald Trump bislang unterschlagen hat

Ja, Trump sieht die Dinge auf die richtige Weise, wenn es um die Beobachtung geht, dass die US-Mittelklasse sich heute in einem schlimmeren Zustand befindet als zu jenem Zeitpunkt, zu dem Obama seine Amtsgeschäfte aufnahm. Doch nicht mit nur einem Wort hat Trump bislang erwähnt, wie wir in diese Situation hineingeraten sind: anhand der destruktiven Geldpolitik der Federal Reserve.

Die Finanzierung unseres Militär- und Wohlfahrtsstaats erfolgt allein auf Basis einer luftigen Erzeugung von elektronischem Fiat-Geld. Hinzu gesellen sich vollkommen verzerrte und manipulierte Zinssätze, welche zu Konsum, jedoch nicht zur Bildung von Ersparnissen und Investitionen in die Wirtschaft ermutigen.

Trump twitterte diese Woche, dass die Hausbesitzerquote in den USA auf ihren niedrigsten Stand seit 51 Jahren gesunken ist. Prompt versprach er, falls er zum Präsidenten gewählt würde, den „amerikanischen Traum“ wiederaufleben zu lassen.

Trump scheint sich nicht darüber bewusst zu sein, dass die aktuelle Hausbesitzerquote deshalb so niedrig ist, weil die durch die Federal Reserve kreierte Häuserblase in den Jahren 2007 und 2008 geplatzt ist.

Im Zuge dieses Zusammenbruchs sahen sich Millionen von Amerikanern, die von Beginn an nicht über die finanziellen Mittel verfügt hatten, um sich eine Immobilie zuzulegen, mit der Tatsache konfrontiert, aus ihren Häusern gedrängt zu werden. Nicht mit einem einzigen Wort findet die Fed bei Trump Erwähnung.

Auf welche Weise sollen sich diese beiden Präsidentschaftskandidaten dazu in der Lage sehen, Lösungen für die ernsthaften Probleme zu finden, denen Amerika ins Auge blickt? Zumal deutlich wird, dass beide Kandidaten absolut keine Ahnung zu haben scheinen, wodurch diese Probleme überhaupt verursacht worden sind!

Es spielt keinerlei Rolle, welcher der beiden Kandidaten zum neuen Präsidenten gewählt wird. Fest steht schon jetzt, dass die Amerikaner hernach sehr enttäuscht sein werden. Der Militär- und Wohlfahrtsstaat wird solange mit Samthandschuhen angefasst, bis wir als Land bankrott sein werden.

Doch trotz allem gibt es ein wenig Hoffnung. Denn es ist Aufgabe von uns allen, uns mit den Problemen auseinanderzusetzen, die unser Land fest im Griff halten. Wir haben die Pflicht, uns selbst und andere in weitaus besserer Weise über die Dinge und Entwicklungen zu bilden und in Kenntnis zu setzen. Um Politiker dazu aufzufordern, uns endlich zuzuhören.

 

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2016 Dr. Ron Paul /Institute for Peace and Prosperity

Dr. Ron Paul war in der Vergangenheit neben seiner rund zwanzigjährigen Tätigkeit als Kongressabgeordneter für den Bundesstaat Texas in der Hauptstadt Washington auch Präsidentschaftskandidat für die Partei der Republikaner. Sein neues Buch „Swords into Plowshares“ ist im Buchhandel erhältlich.

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