Es hat nach den zuletzt in Brüssel stattgefundenen Horrorbombenattentaten nicht allzu lange gedauert, bis die so genannten Sicherheitsexperten aus ihren Löchern hervorkamen, um Warnungen auszusprechen, laut denen die Europäer einen größeren Teil ihrer Freiheitsrechte aufgeben müssten, damit Regierungen dazu in die Lage versetzt würden, ihre Bürger vor dem Terrorismus zu schützen. Ich schätze viele Bürger bekommen nicht mit, dass jede einzelne und erfolgreich durchgeführte Terrorattacke mit einem schweren Versagen des Staatswesens einhergeht.

Folglich wird eine Belohnung dieses Versagens durch eine Verabschiedung von einem Mehr dieser gescheiterten Strategien lediglich zu noch mehr Versagen einladen. Ich würde meine rechte Hand dafür ins Feuer legen, dass verängstigte Bevölkerungen den Versprechungen ihrer Regierungen in Bezug auf eine Verbesserung der inneren Sicherheit auf den Leim gehen werden.

Gleichzeitig werden viele Bürger dazu bereit sein, ihren Regierungen eine Ausweitung des Überwachungsstaats zu erlauben, die mit einer immer stärkeren Kontrolle der individuellen Lebensverhältnisse der Bürger Hand in Hand gehen wird. Die Menschen sollten an diesem Punkt einmal inne halten, um sich die Frage zu stellen, was deren Regierungen bis dato unternommen haben, um die persönliche „Sicherheit“ eines jeden Einzelnen zu garantieren.

Libyen und Syrien - Das vom Westen mitverursachte Chaos

Die französische Regierung hat beispielsweise schon seit langer Zeit eine besonders aggressive Strategie im Mittleren Osten verfolgt. Der ehemalige Staatspräsident Sarkozy befand sich unter den entschlossensten Befürwortern eines „Regimewechsels“ in Libyen. Diese Operation hat das nordafrikanische Land im Chaos versinken lassen. Heute werden weite Teile des libyschen Staatsgebiets durch ISIS und al-Qaida kontrolliert, die in Libyen vor dieser „Befreiungsaktion“ beide nicht aktiv waren.

Wie in der vorvergangenen Woche aus E-Mails von Hillary Clinton bekannt wurde, zeigten sich sowohl Sarkozy als auch der britische Premier David Cameron weitaus besorgter, ihre Hände nach Gaddafis Sturz auf Libyens Ölreserven zu legen. Die Schaffung eines Terrornestes auf libyschem Staatsgebiet, das seinen Weg auch ganz leicht nach Europa finden könnte, spielte damals keine Rolle.

Worum es in Libyen einzig und allein ging, war die Protektion von enorm lukrativen und profitablen Geschäften zugunsten von bestens vernetzten französischen und britischen Energiekonzernen. Europas Regierungen waren auch ganz vorne mit dabei, als es darum ging, die nun seit fünf Jahren anhaltenden Bemühungen Washingtons zu unterstützen, um die Regierung von Baschar al-Assad in Syrien zu stürzen.

Wer ist letztlich Verursacher der großen Flüchtlingsbewegungen?

Dieses närrische Ansinnen hat sowohl ISIS als auch al-Qaida auf Syriens Staatsgebiet in einer Art und Weise emporkommen lassen, die dazu führte, dass beide Organisationen das Land im vergangenen Jahr nahezu überrollten. Resultat war, dass Millionen von Syrern aus ihrem vom Krieg zerrissenen Land in Richtung eines Europa flüchteten, das seine Tore mit dem Versprechen auf großzügige Unterstützungsleistungen für jedermann öffnete, der oder die es dort schaffen würde.

Ist es denn verwunderlich, dass bislang Hunderttausende von Flüchtlingen dieses Versprechen für bare Münze nahmen, um ihre Odyssee anzutreten? Ist es überdies verwunderlich, dass es in dieser unfassbaren Flut von Menschen mehr als nur einige Wenige geben könnte, die an mehr als nur einem Wohnen auf Staatskosten und der Ausstellung eines Wohlfahrtsschecks interessiert sind?

Die europäischen Bevölkerungen sollten sich darum bemühen herauszufinden, weshalb ihre Regierungen die Menschen im Mittleren Osten mit deren aggressiven Außenpolitik provozieren, um hernach die Tore für Millionen von Flüchtlingen aus dieser Weltregion zu öffnen?!! Ist Europas Staatsführungen der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen?

Das Mantra der notwendigen Ausweitung des Überwachungsstaates

Für gewöhnlich stecken all diese so genannten „Sicherheitsexperten“, die Regierungen nach Terrorattacken zu einer Ausweitung des Überwachungsstaats aufrufen, in einem handfesten Interessenkonflikt. Denn all diese Personen profitieren finanziell davon, wenn dem Bereich der inneren Sicherheit ein größerer Teil vom Kuchen des nationalen Haushalts zukommt. Unsicherheit ist ein Brot-und-Butter-Geschäft dieser „Sicherheitsexperten“.

Doch warum geschieht es, dass Staatsregierungen nach dem Verüben einer Terrorattacke noch höhere Budgets zur Verfügung gestellt werden, um ihre Macht über die Bürger auszuweiten? Sollte Versagen nicht vielmehr bestraft anstatt belohnt werden? Wie auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, so steht auch Europas Sicherheitskrise direkt in Verbindung mit miserablen Politleitlinien.

Solange diese versagenden Politleitlinien nicht geändert werden, wird keine noch so große Überwachung der Bürger noch das Anlegen von Profilen nach Ethnien oder die Gängelung der Bevölkerung durch die Polizeikräfte die Sicherheit der Bürger erhöhen. Viele Europäer scheinen dies auch zu verstehen. Wie die jüngsten Landtagswahlen in Deutschland gezeigt haben, bekommen diejenigen Parteien auf die Mütze, die stets das Versprechen abgeben, dass dieselben alten und versagenden Politleitlinien dieses Mal andere Resultate zeitigen würden.

Hoffentlich werden auch die Amerikaner aufwachen, um unsere Regierung zu einer Änderung ihrer außenpolitischen Leitlinien aufzurufen, bevor diese versagenden Politleitlinien zu noch mehr Terrorismus auch an unseren Ufern und innerhalb unserer Staatsgrenzen führen werden.

Gastbeitrag für CK*wirtschaftsfacts / © 2016 Dr. Ron Paul /Institute for Peace and Prosperity

Dr. Ron Paul war in der Vergangenheit neben seiner rund zwanzigjährigen Tätigkeit als Kongressabgeordneter für den Bundesstaat Texas in der Hauptstadt Washington auch Präsidentschaftskandidat für die Partei der Republikaner. Sein neues Buch „Swords into Plowshares“ ist im Buchhandel erhältlich.

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