In der vergangenen Woche setzten sich die Kursrückgänge an Amerikas Aktienmärkten fort, was dazu führte, dass der Dow Jones Industrial Index seit Jahresbeginn um fast 1.500 Punkte nachgab. Tatsache ist, dass sich die meisten großen Aktienmärkte in der Welt seit Beginn des Jahres im roten Bereich befinden. An der Wall Street gibt es viele Cheerleader, die uns erklären wollen, dass es sich im Hinblick auf die aktuellen Marktturbulenzen nur um eine Korrektur handele. Der Boden sei nah und alles werde schon bald wieder besser aussehen. Diese Leute ignorieren jedoch die zugrundeliegende Message, welche die Märkte momentan aussenden: der Pfad zu echter Prosperität wird nicht über massives Geldgedrucke geebnet.

Die Menschheit hat in ihrer gesamten Historie zu jedem Zeitpunkt versucht, Wohlstand zu schaffen. Viele Menschen verstehen, dass es dazu harter Arbeit, Opferbereitschaft, Ersparnissen und Investitionen bedarf. Es gibt jedoch auch viele unter uns, die stets danach trachten, das Modell des „schnellen Reichtums“ zum Non plus Ultra für sich zu erklären.

Geldpolitische Sonderlinge sind in der Menschheitsgeschichte dem Gedanken erlegen, dass das Drucken von mehr Geld einen höheren Wohlstand und eine größere Prosperität nach sich ziehen würde. Zu jedem historischen Zeitpunkt, zu dem dieses Modell ausprobiert wurde, scheiterte es kläglich. Auf große ökonomische Booms folgten nur noch größere ökonomische Zusammenbrüche.

Explosionsartige Entwicklung bei elektronischer Gelderzeugung

Es spielt jedoch keine Rolle, wie oft diese geldpolitischen Sonderlinge in der Vergangenheit sowohl in der Theorie als auch in der Praxis eines Besseren belehrt wurden. Dieselben bereits gescheiterten Ideen schafften immer wieder ein Comeback. Die intellektuellen Nachfahren dieser geldpolitischen Sonderlinge sitzen heute an den Schlüsselschaltstellen der globalen Notenbanken.

Und dies ist auch der Grund, warum die vergangene Dekade Zeuge einer Explosion der elektronischen Gelderzeugung geworden ist. Auf welche Errungenschaften blicken diese Zentralbankiers zum aktuellen Zeitpunkt?

Glanzlose Arbeitsmarktdaten, die dem Bevölkerungswachstum bei Weitem nicht standhalten können, eine immens zunehmende Ungleichheit in Bezug auf die Verteilung der Einkommen, steigende Lebenshaltungskosten und eine stetige Angst und Unsicherheit im Hinblick darauf, wie sich die Dinge in der Zukunft entwickeln werden.

Heutige Situation mit "Roaring Twenties" vergleichbar?

Die vergangene Dekade ähnelt den 1920iger Jahren in vielen Aspekten, einer Zeit, in der die Preise sinken wollten, durch das Einpumpen von billigem Geld durch die Federal Reserve in Amerikas Wirtschaft jedoch daran gehindert wurden. Resultat dieser Entwicklung war die auf dem Fuße folgende große Depression in unserem Lande.

Doch in der Epoche der 1920iger Jahre sanken die Preise aufgrund einer stetig zunehmenden Produktion. Eine gesteigerte Anzahl an produzierten Gütern übersetzte sich in fallende Preise. Damals versuchte die Fed, sich dieser Entwicklung durch das Drucken von Geld entgegen zu stemmen.

Wie dem auch sei, im Gegensatz zu den “Roaring 20ies”, erweist sich die breite Wirtschaft in den Vereinigten Staaten heutzutage nicht annähernd so stark. Unsere Wirtschaftsentwicklung gleicht heute eher einem Keuchen, denn einem Tosen. So liegt die Produktion hierzulande heute nicht viel höher als im Jahr 2007.

Keine Bereinigung der Schulden oder Fehinvestitionen

Gleichzeitig widersetzen sich bereits bis über beide Ohren verschuldete Privathaushalte, die schon im Zuge der globalen Finanzkrise stark geschädigt wurden, einer Aufrechterhaltung von deren Konsumausgaben. Die aus dem letzten durch die Federal Reserve erzeugten Boom resultierenden Schulden und Fehlinvestitionen wurden niemals bereinigt.

Vielmehr wurde über diese Schulden und Fehlinvestitionen einfach nur durch das Drucken von noch mehr frischem Geld drübergekleistert. Die zugrundeliegenden Fundamentaldaten in der breiten Wirtschaft erweisen sich weiterhin als schwach, doch die geldpolitischen Sonderlinge, die an den Schlüsselschaltstellen der Fed sitzen, versuchen immer mehr Geld in das System zu pumpen.

Lockere Geldpolitik: Ursache und nicht die Heilung für Rezessionen und Depressionen

Diese Entscheider versagen dabei zu realisieren, dass eine allzu lockere Geldpolitik die Ursache – und nicht die Heilung – für Rezessionen und Depressionen ist. Diese Leute bringen keinerlei Verständnis dafür auf, dass die Preise sinken müssen, um den riesigen Berg an faulen Schulden samt der horrenden Fehlinvestitionen aus der Vergangenheit zu bereinigen.

Und weil sie diese einfache Tatsache nicht realisieren, befinden wir uns momentan auf dem Weg zum Ausbruch einer neuen Finanzkrise. Lassen Sie sich in den nächsten Monaten nicht durch zwischenzeitliche Aktienmarktrallyes beeindrucken, um dem Irrglauben zu erliegen, dass wir das Schlimmste hinter uns hätten.

Rufen Sie sich in Erinnerung, dass der Dow Jones Industrial Index nach dem Schwarzen Dienstag im Jahr 1929 im Laufe des sich anschließenden Jahres eine Rallye aufs Parkett legte, bevor der Index dann wieder langsam, jedoch stetig, zu sinken begann. Die Zentralbankiers werden alles nur Erdenkliche unternehmen, um das Unvermeidliche in die Zukunft zu verschieben.

Bereinigung durch "Mister Market" nicht zugelassen

Wenn sie den Häuserpreisen damals im Jahr 2008 erlaubt hätten zu sinken, um von einem Bailout der großen Wall Street Banken abzusehen, würde sich unsere Wirtschaft wohl längst schon wieder von selbst ins Gleichgewicht gebracht haben. Ja, es wäre zu einer ernsthaften Korrektur gekommen, doch dies wäre nichts im Vergleich zu der unvermeidlichen Korrektur gewesen, die sich abspielen wird, wenn der Fed die Optionen zu weiteren geldpolitischen Lockerungen ausgehen.

Die Fed könnte versucht sein, die Zinsen zu diesem Zeitpunkt abermals abzusenken oder gar in negatives Terrain zu befördern. Oder es wird eine weitere Runde der finanziellen Lockerung (QE) folgen, doch all dies wird keine langfristigen Erfolge zeitigen. Die Erzeugung von noch mehr gedrucktem Geld wird weder zu ökonomischem Wachstum noch zu Prosperität und Wohlstand führen. Je mehr Geld die Federal Reserve druckt, desto mehr Ottonormalbürger werden in den Vereinigten Staaten darunter zu leiden haben.

Gastbeitrag für CK*wirtschaftsfacts / © 2016 Dr. Ron Paul /Institute for Peace and Prosperity

Dr. Ron Paul war in der Vergangenheit neben seiner rund zwanzigjährigen Tätigkeit als Kongressabgeordneter für den Bundesstaat Texas in der Hauptstadt Washington auch Präsidentschaftskandidat für die Partei der Republikaner. Sein neues Buch „Swords into Plowshares“ ist im Buchhandel erhältlich.

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