Falls Sie gehofft haben sollten, dass sich die Geldpolitik der Zentralbanken jemals wieder normalisieren würde, dürfte sich langsam aber sicher Enttäuschung unter Ihnen breit machen. Es erweckt den Eindruck, als ob Zentralbanken rund um den Globus fest dazu entschlossen wären, nicht nur ihre in der Vergangenheit begangenen Fehler zu wiederholen, sondern nun auch noch zu potenzieren. Das vergangene Jahrhundert hat in mehrfacher Wiederholung (DeutschlandJugoslawienSimbabwe) die Destruktivität des Schöpfens von Geld aus dem Nichts demonstriert.

Noch immer setzen Zentralbanken ihre Orgien der elektronischen Gelderzeugung fort, dabei nicht nur in immer astronomischere Sphären vorstoßend, sondern auch auf stetiger Basis neue Instrumente und geldpolitische Leitlinien enthüllend, um das Wachstum in den heimischen Ökonomien zu stimulieren. Es ist nun schon so lange her, als sich die Geldpolitik noch als „normal“ bezeichnen ließ. Heute leben wir in einer Zeit, in der eine permanente Lockerung der Geldpolitik zur neuen Normalität avanciert ist.

Selbst unter der Prämisse, dass die Federal Reserve einst ins Leben gerufen wurde, um einer „elastischen“ Währung in der Heimat das Wort zu reden – das Geldangebot im Angesicht einer zulegenden oder sinkenden Nachfrage steigernd oder drosselnd –, so zeigt sich heute, dass die Fed das Geldangebot seitdem immer nur beständig erhöht hat. Werfen Sie einmal einen Blick auf die Daten zur Geldmenge – gleich welcher Art – und Sie werden auf ein exponentielles Wachstum blicken.

Zentralbanken ziehen stets dasselbe Kaninchen aus ihren Zauberhüten. Deren Lösung für jedes Problem, das am Horizont auftauchen mag, basiert stets auf dem Drucken von noch mehr Geld. Zentralbanken darum zu ersuchen, deren Geldpolitik zu verschärfen, einer Ökonomie ein echter Wegweiser zu sein oder die Stabilität des Finanzsystems zu sichern entspräche in etwa dem Ersuchen, einen Hammer zu bitten, sich einen Schraubenzieher zu verwandeln.

Es ist weder der Grund noch verfolgt es den Zweck, weswegen Zentralbanken einst ins Leben gerufen wurden. Fügen Sie der Entwicklung die Tatsache hinzu, dass durch die Mainstream-Presse transportierte ökonomisch-historische Märchengeschichten wie der große Fehler im Jahr 1937 ein solides Fundament für eine permanente Lockerung in der Geldpolitik bilden.

Die Zentralbanken sind derart verängstigt, eine Rezession durch eine Verschärfung ihrer Geldpolitik auszulösen, dass eine Normalisierung der Leitzinsen und ein Ende der geldpolitischen Stimulusprogramme noch nicht einmal in Erwägung gezogen werden. Nun, da große Zentralbanken wie die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank Negativzinsen eingeführt haben, ist es wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit bis auch die Federal Reserve diesem Beispiel Folge leisten wird.

Falls dem so sein sollte, können Sie sich mental schon einmal auf viele weitere Jahre der geldpolitischen Lockerung einstellen. Wir blicken aus heutiger Sicht ja bereits auf sieben Jahre der Nullzinspolitik – ein bislang niemals zuvor zu beobachtender Zeitraum – und es erweckt immer mehr den Eindruck, als ob die Fed ihren Leitzins auch über den Zeitraum von mindestens einem weiteren Jahr niedrig halten wird.

Selbst wenn die Fed ihre Leitzinszielrate auf ein Niveau anheben sollte, die ein wenig an die Normalität heranrücken würde, so wird sich nichts daran ändern, dass das Bilanzbuch der Fed  auch weiterhin stark aufgebläht bleiben wird. Zur Erinnerung sei an dieser Stelle angemerkt, dass dieses Bilanzbuch heute viermal größer ist als vor dem Ausbruch der Finanzkrise.

Um dieses immens aufgeblähte Bilanzbuch wieder auf ein normales Niveau zu reduzieren, würde es nach einer Normalisierung der Zinssätze viele weitere Jahre brauchen. Und dies ist auch der Grund, warum sich immer deutlicher herauskristallisiert, dass wir in einer Epoche der permanenten geldpolitischen Lockerung leben. Niemand unter den Akteuren möchte derjenige sein, der das löcherige Boot vollends zum Kentern bringen wird.

Ein Ende der geldpolitischen Lockerung dürfte zur Folge haben, die Schuld für den Ausbruch einer schweren Rezession in die Schuhe geschoben zu bekommen. Also setzt sich der Status Quo der geldpolitischen Lockerung unhinterfragt fort. Das Beste, was die Fed tun könnte, wäre, diesen Spielplatz zu verlassen, um sich von weiteren geldpolitischen Lockerungen zu verabschieden.

Geldpolitik der Notenbanken ist nicht Lösung, sondern Ursache für Boom-und-Bust-Zyklen

Denn die Geldpolitik der Zentralbanken als solches ist Ursache für Boom-und-Bust-Zyklen. Zöge sich die Fed zurück, würde dieser plötzliche Rückzug aus der geldpolitischen Stimulierung in den Ausbruch einer schweren Rezession münden, da auf Basis von billigem Zentralbankgeld entstandene Fehlinvestitionen in Schieflage gerieten. Doch auf eben jenem Aspekt würde eine dringend benötigte Bereinigung des Systems beruhen, um wieder zu gesunden Wirtschaftsfundamentaldaten und einer gesunden Kapitalstruktur zurückzukehren.

Läge diese Rezession einmal hinter uns, würden sowohl fehlgeleitete Arbeitsleistungen als auch fehlinvestiertes Kapital zu einem besseren Einsatz kommen. Die Preise würden sich anpassen und eine sich selbst tragende Wirtschaftserholung würde beginnen. Wir wissen selbstverständlich, dass die Fed ihre geldpolitische Leitlinie nicht aufgeben wird, da sie ein gesetzgeberisches Mandat hat, um sich in der Geldpolitik zu engagieren.

Um es an dieser Stelle nochmals zu erwähnen, so resultiert die einzige Absicht des Quantitative Easing der Fed aus der Verhinderung einer die Dinge korrigierenden Rezession. Und deshalb wird die Fed damit fortfahren, Geld in das heimische Finanzsystem zu pumpen, mehr und mehr und mehr. In diesem Zuge wird darauf gehofft, die eigenen Ziele in Bezug auf die Inflationsentwicklung und die Arbeitsmärkte zu erreichen.

Ausbruch einer großen Depression unvermeidlich?

Doch dies wird nicht geschehen, da die bereits existierende Anzahl an Fehlinvestitionen in der heimischen Wirtschaft auf diese Weise nur noch gesteigert wird. Die Preise werden damit fortfahren zu klettern, während immer mehr arbeitslose Menschen aus der Arbeitsmarktstatistik herausfallen werden. Gleichzeitig wird das ökonomische Wachstum in unserem Land weiter vor sich hindümpeln.

Zu diesem Zeitpunkt ist der Ausbruch einer großen Depression unvermeidlich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommen wird. Alles, wonach es die Fed trachtet, ist, den Versuch zu unternehmen, diesen Tag der Abrechnung durch eine sich fortsetzende geldpolitische Lockerung in die Zukunft zu verschieben.

Wenn dieser Tag der Abrechnung da sein und die vollen Auswirkungen aus der ökonomischen Depression offen zutage treten werden, dann lassen Sie uns darauf hoffen, dass die Fed nicht in die Fußstapfen von vielen ihrer historischen Vorfahren treten wird, um die eigene Gelddruckerpresse auf vollen Touren rotieren zu lassen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Ihr

Paul-Martin Foss

Gastbeitrag für CK*wirtschaftsfacts / © 2016 The Daily Reckoning und Agora Inc.

Paul-Martin Foss ist Gründer, Präsident und geschäftsführender Direktor des Carl Menger Center zur Analyse des Geldes und des Bankwesens. Vor der Gründung des Menger Center war Paul-Martin Foss über einen Zeitraum von sieben Jahren im Repräsentantenhaus des US-Kongresses tätig, davon sechs Jahre als Assistent des einstigen Kongressabgeordneten Dr. Ron Paul, zuständig für die Bereiche Geldpolitik und Finanzdienstleistungen und Chairman in diversen Gremien. Ein besonderer Dank geht an The Daily Reckoningund den Finanzverlag Agora Inc.in Baltimore/USA.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"