Im heutigen Bericht über voranschreitende wirtschaftliche Entwicklungen in China möchte ich mein Augenmerk einmal den doch recht deutlich sinkenden Währungsreserven im Reich der Mitte zuwenden.

Vor gar nicht allzu langer Zeit, wurden diese Währungsreserven noch allseits bewundert und bis über den grünen Klee gelobt, wurden damit doch vielerorts ökonomische Stärke, Stabilität und Handlungsfähigkeit der staatliche Institutionen assoziiert.

Dabei entsprach diese Anhäufung von ausländischen Währungsreserven bei Licht besehen nichts anderem als einem Spiegelbild, in dem sich die Wandlung der Weltwirtschaft – allen voran die Auslagerung von Produktionsaktivitäten aus den westlichen Industriestaaten nach China und Fernost – über den Zeitraum der letzten zweieinhalb Jahrzehnte reflektierte.

Ein fundamentaler weltweiter Wandel, der sich nicht aufhalten lässt

Spätestens seitdem Peking im August 2015 in den globalen Währungskrieg mit eingestiegen ist und das nachvollziehbare Ziel verfolgt, den Außenwert des Yuan zum Erhalt der eigenen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen wichtigen Währungen wie dem US-Dollar & Co. abzuwerten, befindet sich die Weltwirtschaft abermals in einem Wandel.

Noch spüren viele von uns diesen Wandel nicht so recht. Manche, die einen heraufziehenden Wandel verspüren, klammern sich vehement an alt hergebrachte Konzepte des Freihandels oder unternehmen den Versuch, sich diesem einsetzenden Wandel entgegen zu stellen, da sie vielleicht auch zu den Profiteuren des in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten vorherrschenden Regimes gehört haben.

Wandel lässt sich aber nicht aufhalten. Die Welt und das eigene Leben sind einem ständigen Wandel unterworfen. All jene, die sich an den Gedanken klammern, dass Stabilität im Außen zementiert werden könne, unterliegen einer Illusion, die auf Gedanken basiert, die nicht der Wahrheit beziehungsweise der Realität entsprechen.

Der weltwirtschaftliche Wandel, der bereits eingesetzt hat, wird sich nach einem Vollzug des Brexit und nach der Amtsübernahme von Donald Trump in den Vereinigten Staaten unter aller Voraussicht noch weiter forcieren. Mehr und mehr macht sich unter vielen Beobachtern die Erkenntnis breit, dass das Konzept der Globalisierung eben doch nicht unumkehrbar ist.

Chinas Währungsreserven seit 2014 um ein Viertel geschrumpft

Ganz im Gegenteil, denn zu allen Konzepten gibt es Alternativen. Und falls in den westlichen Industrieländern – allen voran den USA – in der absehbaren Zukunft aufgrund der durch die Globalisierung entstanden Spannungen und Gesellschaftsschieflagen wieder ein verstärkter Protektionismus hoffähig werden sollte, dann gilt es, diese Entwicklung zu akzeptieren.

Wenn wir einen gemeinsamen Blick auf Chinas ausländische Währungsreserven werfen, so erkennen wir, dass diese im Monat Dezember um weitere $41 Milliarden gesunken sind. Im Moment haben die ausländischen Währungsreserven Chinas ein Niveau von $3,01 Billionen erreicht.

Gewiss ist dieser Betrag noch immer immens hoch, doch wer die Entwicklungen in Relation zur Historie setzt, der erkennt, dass sich im Welthandel gerade eine Menge an Veränderungen vollziehen. Denn in nur zwei Jahren hat China einen Betrag von mehr als $1 Billion an seinen ausländischen Währungsreserven verbrannt. Das Hoch wurde im Jahr 2014 erreicht.

Einerseits sehen sich Peking und die People´s Bank of China dazu gezwungen, immer höhere US-Dollarbeträge in die Waagschale zu werfen, um den Abwertungsprozess des Yuan an den Devisenmärkten abzumildern. Im gleichen Atemzug steht Chinas Währung unter anhaltendem Abwertungsdruck aufgrund der Kapitalflucht, die im jetzigen Umfeld nicht abebben will.

China in Weltspitzenklasse der Verschuldung

Inoffiziell ist China zudem eines der höchst verschuldeten Länder der Welt. Es sind nicht so sehr die Staatsschulden – die wie im Falle der westlichen Pendants – ungemein zwicken, sondern es sind vielmehr die ausstehenden Schulden im Unternehmens- und Privatsektor, die Chinas Wirtschaftsstabilität mit Sicht auf die nächsten Jahre gefährden.

Allein im vergangenen Jahr haben sich die ausländischen Währungsreserven der People´s Bank of China um rund $320 Milliarden verringert. Ebenso wie mit Blick auf die Türkei, Mexiko oder eine Reihe von anderen Schwellenländern, wird sich unter Investoren schon bald die Frage stellen, über welchen Grad an Währungsreserven China tatsächlich verfügen muss, um die eigene Währung im Notfall zu verteidigen.

Sollte sich der Abschmelzungsprozess der ausländischen Währungsreserven Chinas im aktuellen Tempo fortsetzen, werden laut Berechnungen verschiedener Bankhäuser noch zwölf bis achtzehn Monate ins Land gehen, bevor die Situation dann wirklich brenzlig zu werden droht.

Auch IWF sieht kritsche Schwellen näher kommen

Laut Aussage des Internationalen Währungsfonds erwiesen sich die ausländischen Devisen- und Währungsreserven Chinas solange als ausreichend, solange die Kapitalkontrollen im Reich der Mitte aufrechterhalten blieben. Nicht von ungefähr hatte Peking die heimischen Kapitalkontrollen im Angesicht einer anhaltenden Kapitalflucht zuletzt nochmals verschärft.

Doch manche Zahlen sprechen für sich. Zwar erwirtschaftet China noch immer einen Leistungsbilanzüberschuss in Höhe von $250 Milliarden pro Jahr. Doch gleichzeitig beläuft sich der jährliche Kapitalabzug auf astronomische $550 bis $650 Milliarden pro Jahr. Aus diesem Grund erachten Analysten die Marke von $3 Billionen an ausländischen Reserven als kritisch.

Rapide anziehende Kreditvergabe - fallende Währungsreserven - emporschießende Interbankenzinsen

Denn die heimische Kapitalflucht dürfte sich noch forcieren, falls dieses Niveau in den nächsten Monaten nicht gehalten werden kann. Eine weiterhin rapide voranschreitende Krediterzeugung geht mit fallenden Währungsreserven einher, wodurch die Cover-Rate in Relation zur jährlichen Gelderzeugung – oder zum Aggregat M2 – auf ein Allzeittief von 13,5% gesunken ist.

Analysten kritisieren, dass dieser Wert im aktuellen Umfeld vielmehr in der Nähe von bis zu 25% liegen sollte. Gleichzeitig sind die Interbankzinsen in China bereits seit geraumer Zeit massiv am Steigen. Und so dürften sich Chinas tiefgründige Probleme im Hinblick auf die eigenen Kreditleitlinien, der Kapitalflucht und der Yuan-Abwertung noch verstärken.

Dies gilt vor allem dann, wenn der neue US-Präsident Donald Trump die Daumenschreiben im bilateralen Handel zwischen beiden Staaten tatsächlich anziehen, und die Federal Reserve die internationalen Bondzinsen im laufenden Jahr noch weiter in die Höhe treiben wird. Den abschmelzenden Devisenreserven in China sollte also ein gebührendes Augenmerk geschenkt werden.

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