Dass sich Russlands Energie-, Öl- und Gasversorger auf die Verabschiedung von neuen US-Sanktionen vorbereiten, hatte ich Ihnen bereits in Russlands Ölindustrie wappnet sich gegen schärfere US-Sanktionen berichtet.

Zur Wochenmitte fand eine Konferenz der globalen Energieindustrie in Russlands Hauptstadt Moskau statt, deren Repräsentanten zu dem folgenden Ergebnis kamen: Es braucht russisches Erdgas, um die Lichter in der Welt auch in der Zukunft funktionstüchtig erstrahlen zu lassen.

Es waren vor allem hochrangige Repräsentanten von global aktiven Energiekonzernen, die zu diesem Fazit gelangten. In diesem Zusammenhang wurde auch eine deutliche Botschaft an US-Präsident Trump und das Weiße Haus ausgesandt, die mit dem Gedanken liebägeln, die russische Energieindustrie ab November mit schärferen US-Sanktionen zu belegen.

Im Tenor der Vorgängeradministration von Barack Obama wird Russland durch die Trump-Regierung vorgeworfen, sich nicht wie ein „guter Globalbürger“ zu verhalten. Um den Kreml auf die eigene Linie zu bringen, wird in Washington mit dem Gedanken gespielt, russische Energieexporte zu sanktionieren.

Darüber hinaus könnten Schritte unternommen werden, um den Bau der Pipeline Nord Stream 2 zu boykottieren. Aus wirtschaftlicher Sicht der Vereinigten Sraaten, die ihre Exporte von Flüssiggas (LNG) an die EU zukünftig steigern wollen, macht es durchaus Sinn, ökonomische Eigeninteressen auf Basis einer Konkurrenzsabotage mittels Sanktionen durchzuboxen.

Doch dieses Spiel ist nicht nur gefährlich, sondern von einem moralischen Standpunkt aus betrachtet auch höchst verlogen und rücksichtslos. Klar ist, dass der Bau von Nord Stream 2 die russischen Exportkapazitäten in Richtung der EU in der Zukunft noch deutlich steigern würde.

Der Sichtweise der US-Administration schlägt allerdings keine große Gegenliebe entgegen. Nicht nur Russland selbst brandmarkt und durchschaut das Verhalten Washingtons, sondern auch deutsche Lobbygruppen und nun auch die global aktiven Energieversorger können dem Washingtoner Standpunkt ganz offensichtlich nur wenig abgewinnen.

Im Rahmen der Moskauer Energiekonferenz wurde wiederholt ins Feld geführt, dass die Lieferung von russischem Erdgas unersetzlich für den globalen Energiemix sei, und dass die potenziellen Exporte von Flüssiggas aus den USA an den Rest der Welt sich im Vergleich als zu teuer erwiesen.

Diese Ansicht vertrat unter anderem auch der Vorstandsvorsitzende des Erdölriesen Royal Dutch Shell, Ben van Beurden, der allerdings auch anfügte, sich einer Verschärfung von US-Sanktionen zu beugen, falls diese verabschiedet werden sollten. In diesem Fall müsse die EU darauf bedacht sein, ihre Gaslieferquellen in der Zukunft hochgradig zu diversifizieren.

Dabei steht für aufmerksame Beobachter fest, dass sich Russland über den Verlauf der letzten Dekaden als überaus zuverlässiger Lieferant von Erdgas erwiesen hat. Gleichzeitig gibt es kaum einen anderen Anbieter auf der Welt, der in diesem Sektor wettbewerbsfähiger und preisgünstiger wäre als Russland.

Westliche Ölmajors haben eigene strategische Interessen an einer Aufrechterhaltung der russischen Gaslieferungen an Europa und den Rest der Welt. So beteiligte sich beispielsweise Shell zusammen mit Gazprom an der Erschließung des Flüssiggasfeldes Sachalin-2 vor der russischen Pazifikküste, während Total Anteile an der Erschließung des Yamal-Projekts hält.

Russlands Staatspräsident Wladimir Putin führte im Rahmen der in Moskau stattfindenden Energiekonferenz aus, dass die russischen Gasexporte an die EU im laufenden Jahr ein neues Rekordhoch von 200 Milliarden Kubikmetern erreichen werden. Gleichzeitig wies Putin darauf hin, dass Flüssiggasimporte aus den USA um 30% teurer wären als russisches Gas.

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