Beinahe jeder Artikel über Bitcoins den man in der Mainstream-Presse zu lesen bekommt, endet mit dem gleichen Ergebnis. Fast all diese Berichte haben denselben Unterton gemeinsam, der sich in der Ansicht manifestiert, dass es sich im Fall von Bitcoin um eine neue „Tulpenzwiebelblase“ handele.

Konsens unter ewig smarten Experten ist, dass es sich mit Blick auf Bitcoin um eine unweigerliche und gigantische Finanzblase handele, die platzen wird. Ich höre dies seitdem ich mich ab dem Jahr 2012 selbst in diesem Bereich engagierte. 

Blasen folgen für gewöhnlich einem anderen Muster

Doch überzeugen konnten sie mich nicht. Vielleicht mag dies daran liegen, dass Blasenbildungen im Allgemeinen nicht dem Muster folgen, das der Bitcoin seit seiner Einführung im Jahr 2009 ausgebildet hat. Während meines 10-jährigen Intermezzos an der Wall Street habe ich ein um die andere Blase wachsen und platzen sehen.

Wenn eine Blase platzt, dann platzt sie. Nach einer geplatzten Blase steigen die Kurse nicht wieder auf alte Höchststände zurück, nur um im weiteren Ablauf Preise auszubilden, die um den Faktor 10 höher liegen als das „alte“ Blasenhoch. Doch genau dies ließ sich im Fall von Bitcoin in den letzten Jahren nun schon drei bis vier Mal beobachten, nachdem die „Blase“ angeblich geplatzt sein sollte.

Es handelt sich also nicht um eine Blase, sondern um ein gänzlich anderes Phänomen. Stellen wir hierzu die Ölpreise aus der vergangenen Dekade in direkten Vergleich mit Bitcoin. Dabei handelte es sich um eine echte Blase. Die Ölpreise kletterten im Zuge eines historischen und nicht aufzuhaltenden Runs im Jahr 2008 auf $150 pro Fass. Hierauf platzte diese Blase kurz vor Ausbruch der globalen Finanzkrise mit einem überaus lauten Knall. 

Das Platzen der Ölpreisblase als Beispiel

Bis zum Jahr 2016 purzelten die Ölpreise in der Spitze auf bis zu $25 pro Fass. Erst danach erfolgte eine Trendwende. Auch zehn Jahre nach Platzen der Blase befinden sich die Ölpreise auch nicht nur ansatzweise in jenen Bereichen, wo sie sich in 2008 befunden hatten. Heute werden Preise von durchschnittlich $60 pro Fass ausgerufen. Hierin findet sich ein typisches Muster für geplatzte Blasen.

Die Preise befinden sich für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren unterhalb des einst ausgebildeten Blasenhochs. Nicht selten werden solche Blasenhochs in der Zukunft überhaupt nicht mehr erreicht. Doch der Preisverlauf verlief im Bitcoin-Sektor auf vollkommen andere Weise. Ich wiederhole mich, wenn ich Sie darauf hinweise, dass die gigantischste Blase aller Zeiten beileibe nicht Bitcoin ist. 

Globales Finanzsystem ist die eigentliche Blase - Acht Jahre Totentanz

Vielmehr gilt dies umso mehr für die globalen Schuldenmärkte. Laut neuester Daten hat dieser Leviathan in Q3/2017 die Marke von $233 Billionen durchbrochen. Die ausstehenden Schulden in der Welt belaufen sich demnach auf aktuell 318% des Welt-BIPs. Hinzu kommt, dass geschätzte $11 Billionen an ausstehenden Staatsschulden bereits zu Negativzinsen gehandelt werden. 

Wer auch immer diese Papiere kauft, tut dies in dem Wissen, dass mit deren Haltefrist garantierte Verluste verbunden sind. Ein großer Teil dieser Käufe geht auf die Kappe von Zentralbanken, die ihre eigene Währung am Fließband erzeugen, um Papiere dieser Art mit elektronisch erzeugtem Geld zu erwerben. Charakteristisch für ein gesundes Finanzsystem ist dies ganz sicher nicht.

Diese Beobachtung gilt umso mehr, als dass sich die Welt seit nunmehr acht Jahren in einer ökonomischen Erholung befindet. Dabei handelt es sich um eine Zombie-Erholung, die seit Überwinden der globalen Finanz- und Bankenkrise vor allem auf artifiziell aufgeblasenen Finanz- und Vermögensmärkten basiert. Und hierin liegt die Krux.

Kryptos sind die logische Reaktion auf unser Zombie-Finanzsystem…

Die Vorgänge an den Bitcoin- und Kryptowährungsmärkten sind nichts anderes als eine logische Reaktion auf unser weltweit zombifiziertes Finanzsystem. Dieses Weltfinanzsystem stützt sich auf den sandigen Untergrund einer gigantischen Schuldenblase. Der Aufstieg des Bitcoin wirft seine Schatten voraus, darauf hinweisend, dass etwas Neues im Reich des Geldes und der Finanzen am Entstehen ist.

Ich möchte an dieser Stelle nicht abstreiten, dass daraus eine Entwicklung resultiert, die wir in der Welt dringend benötigen. Zentralbanken können die Zinsen mittels eigener, aggressiver Käufe von Staatsanleihen künstlich niedrig halten. Doch Notenbanken sehen sich nicht dazu in der Lage, Innovationen zu stoppen oder Millionen von Menschen rund um den Globus davon abzuhalten, sich einem gänzlich anderen Paradigma zu öffnen.

Umso länger unser zombifiziertes Weltfinanzsystem am Leben erhalten wird, desto mehr Menschen werden irgendwann die Entscheidung treffen, sich vom Bestehenden zugunsten einer dezentralisierten, freiwilligen und transparenteren Alternative zu verabschieden, wozu es auch keinerlei Genehmigung benötigt. Dieses große Verlangen nach Veränderung hat sich als Hauptantriebskraft erwiesen, die Bitcoin & Co. zugrunde liegt. 

…und trotzdem ist auch hier das typische Blasenverhalten zu sehen

Das soll nicht heißen, dass sich momentan typisches Blasenverhalten im breiten Kryptowährungsspektrum beobachten lässt. Doch anstatt Bitcoin reflexartig als Blase zu betiteln, nur weil die Kryptowährung nicht gemocht oder in deren Funktionsweise verstanden wird, geht am Erkennen des viel größeren Gesamtbildes vorbei.

Die echte Finanzblase ist nicht nur weitaus größer, sondern auch bei Weitem gefährlicher als Bitcoin. Denn diese Megablase ist direkt im Herzen des globalen Finanzsystems entstanden.  Bitcoin & Co. öffnen lediglich eine Fluchttür aus diesem Finanzvermächtnis und malen zudem die Verheißung auf eine bessere und dezentralisierte Zukunft an die Wand.

Dieser Bericht basiert auf einer zusammenfassenden Darstellung eines Berichtes von Michael Krieger via TheHill.com

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