Eine Flut von neuen Meldungen gibt es aus China. Nachdem die KP einen Rundumschlag samt Verhaftungswellen gegen Leerverkäufer und manipulierende Elemente (?) (Stichwort HFT-Trader) an den heimischen Aktienmärkten startete, fällt nun der staatliche Hammer auf die Köpfe von Shortsellern an den Rohstoffmärkten. Ein großer Industrieverband fordert zudem einen Bailout für die Betreiber der bis zum Platzen gefüllten Rohstofflager. Indes schwächen sich die Industriegewinne den fünften Monat in Folge ab, so dass ich mich der Ansicht der die offiziellen Wachstumszahlen bezweifelnden Kritiker einmal mehr anschließen möchte. 6,9% Wachstum in diesem Umfeld? Niemals! Ein aufmerksames Auge sollten wir auf die am Sonntag bevorstehende Entscheidung des IWF-Exekutivkomitees zur Aufnahme des Yuan in den Korb der Sonderziehungsrechte werfen. Wer weiß, ob es zwischen den USA und China nicht einen Deal gibt, damit die Fed tatsächlich die Zinsen anheben kann?

Ich möchte diesen Bericht zu den Geschehnissen in Asien und China mit einer durch Zero Hedge publizierten Linksammlung beginnen. Blicken wir eingangs auf die Vorfälle, die sich seit dem Aktien-Crash in China abspielten. Unter anderem geschah folgendes:

Aus meiner Sicht macht es zumindest Sinn, den HFT-Tradern richtig auf die Pfoten zu hauen. High Frequency Trading war auch eines der Themen, dass ich in der Interviewreihe an der Frankfurter Börse mit unseren Gesprächspartnern immer wieder anklingen ließ. Es fragt sich nur, warum diese Leute so lange auf diese Weise handeln durften, bis diesen gefährlichen und die Märkte verzerrenden Aktivitäten auf den Grund gegangen wird.

Betrug an den Börsen sind Tür und Tor geöffnet

Zumal diese Aktivitäten dem Betrug an den Börsen Tür und Tor öffnen. Ich habe nichts dagegen, wenn ein Spekulant auf Kosten eines anderen Spekulanten Geld an diesen Märkten verdient. So funktioniert das System nun einmal. Der Gewinn des einen ist der Verlust des anderen.

Aber ich gehe nicht mehr d´accord, wenn Algorithmen – meines Erachtens unter anderem auch gezielt Flash Crashes in Aktien und ganzen Indizes – auslösen, um sich auf Kosten eines gesamten Marktes innerhalb von wenigen Sekunden zu bereichern.

Nicht nur, dass auf diese Weise gezielt Stop Loss Lawinen ausgelöst werden, die Anleger um ihren Einsatz bringen. Vielmehr werden bei einem solchen Ereignis auch Knock-Out-Scheine oder andere Optionen aus dem Markt gespült. Es ist doch sehr sonderbar, wie ein Kurs in nur wenigen Sekunden ins Bodenlose fällt, nur um sich danach nahezu auf Ausgangsniveau zu erholen.

Es ist einer der Gründe, warum ich den Aktienmärkten auch weiterhin eher fern bleibe, oder nur dann einen Trade wage, wenn mir das Chance-Risiko-Verhältnis wie damals im Jahr 2014 im Falle Chinas zockenswert erscheint. Es gibt viele Dinge an diesen Märkten, die hier vor sich gehen, die ich nicht mehr verstehe.

Und wenn ich etwas nicht verstehe, dann lasse ich die Finger davon. Dann brauche ich mich nämlich auch nicht als Opfer zu stilisieren, wenn das Geld weg sein sollte, nur um hernach Gott und die Welt für meinen eigenen Informationsmangel oder den fehlenden Durchblick verantwortlich zu machen.

China: Kommt jetzt die große Aufräumaktion?

Auch wenn in China durch staatliche Behörden nun gewiss über die Stränge geschlagen wird, so frage ich mich doch, warum diesen Aktivitäten (HFT-Trading) nicht auch in Japan, Europa oder den USA eingehender nachgegangen wird. Wozu sind Aufsichtsbehörden da?

An den Rohstoffmärkten soll es laut einer Meldung von Bloomberg nun ebenfalls zu Investigationen im Hinblick auf diverse Marktteilnehmer durch chinesische Behörden kommen. So haben Chinas Aufsichtsbehörden damit begonnen, Datensammlungen über Handelaktivitäten anzulegen, nachdem Chinas staatlich kontrollierter Industrieverband für Basismetalle die Behörden darum ersuchte.

Es wird davon ausgegangen, dass bald ein Rundumschlag gegen Händler und Brokerhäuser erfolgen könnte, die die Entwicklung der Rohstoffpreise mit beeinflussen. Wahrscheinlich wird es auch in diesem Bereich hauptsächlich Leerverkäufer erwischen. Was soll man davon halten? Während ich befürworte, HFT-Tradern das Handwerk zu legen, sind Leerverkäufe in meinen Augen ein ebenso wichtiger Bestandteil von Märkten wie Longpositionen.

Denn wie heißt es? Jeder Longpositionen steht eine Shortposition gegenüber. Es erweckt den Anschein, als wolle die KP-Führung Marktteilnehmer, die nicht auf der „richtigen Seite“ eines Trades stehen bestrafen und einschüchtern. Und auf diese Weise ist auch kein Markt mehr zu machen. Börsen werden zu nichts anderem als zu einer Farce.

Ein Bailout für Chinas Basismetallsektor?

Doch dabei wird es wohl nicht bleiben. Über die bis zum Bersten überfüllten Lagerhäuser in Chinas großen Hafenmetropolen hatte ich in der Vergangenheit zur Genüge berichtet. Nun ist es derselbe staatlich kontrollierte Industrieverband für Basismetalle, der die Pekinger Führung um einen Bailout ersucht. Ein dementsprechendes Ersuchen erging am Montag bereits an die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission.

Wie würde ein solcher Bailout aussehen? Peking wird darum ersucht, die überschüssigen Metallvorräte im Aluminium-, Eisenerz- und Nickelsektor den Lagerbetreibern abzukaufen. Kupfer ist bislang von diesem Ersuchen ausgeschlossen. Wie Bloomberg weiter berichtet, werden trotz allem Erinnerung an das Jahr 2009 wach. Damals kaufte das State Reserve Bureau mehr als 700.000 Tonnen Kupfer an den heimischen und ausländischen Märkten auf, um Überkapazitäten aus dem Markt zu nehmen.

Ausgehend von dieser Entscheidung legten die Kupfermärkte damals eine Rallye aufs Parkett, in deren Zuge sich das rote Metall bis zum Jahr 2011 im Preis mehr als verdreifachte. Überaus schlechte Meldungen gehen seitens der chinesischen Industrieunternehmen ein. In diesem so wichtigen Sektor hat sich die Gewinnentwicklung der Firmen auch im Oktober den fünften Monat in Folge deutlich abgeschwächt – und zwar um -4,6% gegenüber dem Vorjahr. 

Es ist nur ein Mosaikstein mehr, der an der offiziellen Version eines Wachstums von 6,9% hochgradig zweifeln lässt. Sei´s drum und werfen wir einmal zusammen einen Blick auf die größten Aktienmärkte der asiatischen Region, die sich am Rande eines Bärenmarktes – oder wie China – bereits in einem Bärenmarkt befinden.

Indien hält sich zurzeit noch um einiges besser als die zuvor abgebildeten Pendants

In der Gelddruckerbude Japan läuft es am Aktienmarkt dagegen noch immer rund, obwohl die Gefahr im Hinblick auf die Ausbildung eines Doppeltops bestehen könnte

Wer einen Blick auf Japans Aktienmarkt wirft, darf den Blick auf eine ausgebombte Währung namens japanischer Yen nicht scheuen

Wie entwickelt sich der Goldpreis in Relation zum japanischen Yen – folgerichtig. Er liegt nicht allzu weit vom Allzeithoch entfernt (Chart: THX @ Goldseiten.de)

Summa summarum sehen wir, dass Aktien im aktuellen Umfeld keineswegs sakrosankt sind. Ich möchte zum Abschluss noch einmal auf einen Chart hinweisen, der die Entwicklung des zypriotischen Aktienmarktes in den letzten Jahren abbildet. Es heißt so oft, was runter geht, geht auch wieder rauf. Das mag schon richtig sein, doch über welchen Zeitraum sprechen wir hier?

Wer zum oder rund um das ATH des zypriotischen Aktienmarktes oder selbst auf der Hälfte des Weges dorthin zypriotische Aktien einsammelte ohne zu verkaufen, darf nun vielleicht Dekaden darauf warten, dass diese Kurse wieder gesehen werden, falls überhaupt, und wenn Unternehmen im Zuge des Absturzes nicht gar pleite gegangen sind.

Dieser Chart zeigt mir, dass von „Anlegen“ oder „Investieren“ im heutigen Umfeld keine Rede sein kann. Und dieser Chart zeigt mir auch, dass sich die Kurse schon seit rund zehn Jahren in einem dramatischen Absturz befunden haben, der bei 51 Pünktchen ein Ende (?) gefunden zu haben scheint. Hier blicken wir auf den Tod eines Marktes.

Was glauben Sie, wie es an den internationalen Börsen aussehen wird, wenn die Notenbanken tatsächlich irgendwann den Stecker aus der Liquiditätsdose ziehen werden? Wem die Entwicklung auf Zypern nicht ausreicht, kann auch nach Griechenland blicken.

Es ist auch der Grund, weswegen sich mir die Haare sträuben, wenn im Hinblick auf Aktien von Sachgütern gesprochen wird, die jedermann im Depot haben müsse. Aktien waren und bleiben immer eine hoch spekulative Anlageklasse, die mit zu den riskantesten Anlageformen zählen, die es gibt, und die neben hohen Risiken eben auch sehr hohe Chancen aufweisen.

Dies gilt aus meiner Perspektive jedoch für Investoren, die sich damit auskennen, und nicht für Feierabendanleger. Es ist nicht so, als ob ich den Aktienmärkten stetig fern bleiben würde, doch wenn ich einen Trade wage, dann mit Geld, das ich verschmerzen kann, wenn es weg sein sollte, heißt also auch hauptsächlich auf kurzfristig angelegte Trades und NICHT auf langfristige Anlagen setzend, da die Aktienmarktentwicklung im heutigen Umfeld eine reine Wette auf Notenbankinterventionen ist, die durchaus irgendwann fehlschlagen oder nach hinten losgehen könnte.

Im Falle Chinas hatte es sich im Jahr 2014 definitiv ausgezahlt über einen Wall Street ETF an der Rallye in China teilzuhaben. Es geht dann darum, Gewinne mitzunehmen, was sich im Angesicht des einsetzenden Crashes seit Juni dieses Jahres ja dann auch als vorausschauend erwiesen hatte. Ebenso schmeiße ich alles, was mindestens 10% im Minus liegt, konsequent aus meinem Trading Depot raus. Es gibt gewiss genügend Möglichkeiten in diesem volatilen Umfeld, angefallene und realisierte Verluste durch andere Trades wettzumachen.

 

Ich wünsche allen Lesern ein schönes Wochenende!



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