Viele Hedgefonds hat es in den letzten Wochen und Monaten auf dem falschen Fuß erwischt. Insbesondere die Großen der Zunft sind teils beträchtlich unter die Räder gekommen. Dazu gehören auch David Einhorn, Michael Platt oder Michael Novogratz, deren Anlagevehikel unter beträchtlichen Verlusten oder unter hohen Kapitalabzügen seitens deren Anlegern leiden. Unter Hedgefonds, die hauptsächlich im Rohstoffsektor engagiert sind, sieht es teils sehr düster aus. Zu ersten Insolvenzen ist es bereits gekommen.

 

Wenn man einmal von China absieht, so scheint sich zurzeit am Bankenhorizont keine Pleite oder bevorstehender Bailout abzuzeichnen. Ganz anders sieht es jedoch hingegen im Gewerbe der Hedgefonds und Spezialanlagevehikel aus. Es sind vor allem die Großen der Branche, die zuletzt davor warnten, dass die allgemeine Situation im Jahr 2015 Ähnlichkeiten mit dem Jahr 2007 aufweise.

 

Fonds-Koryphäen mit zweistelligen Verlusten

Nun, was könnte das bedeuten? Es könnte bedeuten, dass die Hedgefondsindustrie sich heute vor ähnliche Probleme als damals gestellt sieht, als Investoren Milliarden von Anlagedollars abzogen und rekordhohe Verluste eingefahren wurden. Was wir aus der damaligen Situation gelernt haben, ist, dass diese Entwicklung sehr schnell auf den kreditgebenden Bankensektor überspringen kann, was dann wiederum – wie damals – die Notenbanken auf den Plan rufen würde. 

Zu den hart Getroffenen der Branche gehören unter anderem Koryphäen wie David Einhorn, John Paulson und Michael Novogratz, deren Fonds im laufenden Jahr auf Verluste von knapp 20% blicken. Auch Bill Ackman gehört zu den großen Verlierern, dessen Spezialfonds unter einem Verlust von fast 15% im laufenden Jahr blickt. Die Fonds von Michael Platt und Sean Fahey leiden unter einem extrem hohen Kapitalabzug seitens ihrer Investoren. Beide Fonds verwalten heute weniger als ein Drittel des Anlagekapitals in Relation zu deren Hochzeiten.

Ein Schicksal, das selbst Pimcos renommierten Total Return Fund nach dem unrühmlichen Abgang von Bondkönig Bill Gross und Mohamed El-Erian nicht erspart blieb. Der einstmals größte Anleihefonds der Welt ist im Hinblick auf sein derzeit verwaltetes Anlagevolumen auf ein Drittel geschrumpft (ich berichtete). Die Performance von Bill Ackman lässt sich bereits mit der erzielten Performance im Jahr 2008 vergleichen. Sechs der durch Ackman gehaltenen Werte brachen allein im September um mehr als 20% im Kurs ein.

Währungsturbulenzen sind nicht der einzige Grund

Doch nicht nur das aktuelle Hin und Her an den Aktienmärkten macht den Fondsmanagern zu schaffen. Die Schwierigkeiten begannen bereits zu Beginn dieses Jahres, nachdem die SNB die Kopplung des Schweizer Franken an den Euro plötzlich unerwartet aufgab. Dass vor allem Gegenwind von den Währungsmärkten her weht, zeigt auch die überraschend erfolgte Abwertung des chinesischen Yuan im Sommer dieses Jahres. Wenn kein Verlass mehr auf die Aussagen der Notenbanken ist, lässt sich ein global aufgestelltes Portfolio nur schwer oder gar nicht gegen starke Währungsschwankungen absichern. 

Trotz aller Widrigkeiten sah es im Hedgefonds-Sektor bis zum Beginn des Monats September gar nicht einmal so schlecht aus. Bis dahin beliefen sich die durchschnittlichen Verluste in der Industrie auf etwas weniger als 3%, die damit im aktuellen Umfeld deutlich besser abschnitt als die Performance der globalen Aktienmärkte. David Einhorns Greenlight Capital erlitt im September Verluste von knapp 4%. Im August erklärte Einhorn, dass die Märkte seinem auf der Suche nach Langfristwerten orientierten Anlageverhalten nicht mehr entsprächen.

Beobachter interpretierten diese Aussage als weiteren Hinweis dafür, dass renommierte Anlagemanager langsam aber sicher kalte Füße zu bekommen scheinen, wenn es um die erreichten Bewertungen an den globalen Aktienmärkten geht. Kalt erwischt wurde Einhorn vor allem auf Basis seiner Investments in Energie- und Technologiefirmen. Doch auch Gold verhagelte Einhorn in diesem Jahr das Portfolio, das im Hochsommer auf ein 5-Jahres-Tief abrutschte.

Besonders heftig erwischt: Rohstoff-Hedgefonds

Auch Michael Novogratz und dessen Fortress Investment Group litten im September unter Verlusten von knapp 4,5%. Damit fuhr der Fonds bereits den zweiten Monat in Folge Verluste ein. Wie sich zeigt, erweist sich der seit Mai dieses Jahres auf etwas mehr als 10% belaufende Rückgang des S&P 500 Index als schmerzhaft für die Hedgefondsindustrie. Dies liegt insbesondere an der Tatsache, dass sich Hedgefonds – um eine bessere Performance zu erzielen – das eigene Portfolio oft nur mit wenigen auserwählten Werten voll laden.

Bill Ackmans Pershing Square Fund gehörte mit einem Verlustausweis von 12,5% zu den größten Verlierern im September.  Noch im Vorjahr erklärte Ackman seinen Anlegern in einem Investorenbrief, dass seine Firma gewillt sei, den Aktienmärkten trotz der hohen Bewertungen und der hohen Volatilität treu zu bleiben. Währenddessen sieht es unter hauptsächlich im Rohstoffsektor anlegenden Hedgefonds richtig düster aus. Der deftige Preisrückgang unter vielen Rohstoffklassen führte zu einer Reihe von Firmenschließungen und Insolvenzen.

Fondsvolumen sacken in sich zusammen

Zu den Playern, die es bis dato erwischte, und die ihre zu riskante Anlagestrategie mit einem Bankrott bezahlten, gehören unter anderem auch Black River Asset Management der Cargill Group und Vermillion Asset Management der Carlyle Group. Bei Michael Platts BlueCrest Capital Management, einer der größten Hedgefonds in Europa, sanken die durch Investoren veranlagten Gelder im Vergleich mit vor zwei Jahren auf umgerechnet nur noch $9,1 von ehedem knapp $38 Milliarden.

Es wird wohl am Alpha liegen, dass viele Hedgefonds zurzeit unter die Räder geraten. Denn wenn eine ganze Zunft fast ausschließlich in dieselben Dividendenpapiere investiert hat, klettert und fällt sie eben auch gemeinsam. Weitere Bankrottmeldungen aus diesem Sektor dürften daher mit keiner Überraschung einher gehen.

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