Über vermeintliche Überbewertungen an den Hochrisikomärkten hatten wir in der jüngsten Vergangenheit ein ums andere mal gesprochen. Auch die soziale Stimmung spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Über dieses aus meiner Sicht interessante Thema führte ich im Jahr 2013 eine ausführliche Unterhaltung mit Interviewpartner Alan Hall vom Socionomics Institute im US-Bundesstaat Georgia.

Zeitgewinn und unser Dasein als Zeitzeugen

Wie lange eine Manie anhalten kann, hatten nicht zuletzt die 1920iger Jahre aufgezeigt. Was danach kam und darauf folgte, wissen wir auch alle. Auch wenn ich den an den Märkten für Hochrisikovermögenswerte zu beobachtenden Exzessen nicht meine Zustimmung erteile, so heißt dies noch lange nicht, dass ich mir ein Anhalten der aktuellen Situation nicht so lange wie irgend möglich wünschen würde.

Denn auf das, was danach geschehen dürfte, habe ich ganz ehrlich gesagt keinen Bock. Viele andere wahrscheinlich auch nicht. Nun gut, die Dinge und Ereignisse in dieser Welt sind auf eben jene Weise zu akzeptieren, wie sie nun einmal sind. Ob es uns in den Kram passt oder nicht, spielt dabei keine Rolle.

Es mag müßig sein, sich mit Themen wie Überbewertungen & Co. auseinanderzusetzen, da eine Mehrheit unter den Marktakteuren nun einmal noch immer dazu bereit zu sein scheint, Extrempreise zu bezahlen. Doch es macht gewiss Sinn, vielleicht einmal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie stark die Überbewertung an den Hochrisikovermögensmärkten sein könnte.

Insbesondere die Aktien- und Junkbondmärkte korrelieren mit QE-Programm

In diesem Zusammenhang bin ich jüngst auf einen Bericht der Finanzfirma Commonwealth Financial aufmerksam geworden. Dieser Bericht beschäftigt sich eingehend mit dem Thema einer vorliegenden Überbewertung an den Hochrisikovermögensmärkten.

Dazu gehören beispielsweise Aktien oder auch Junk- und Ramschbonds. Erst kürzlich hatte Bondpapst Jeff Gundlach Investoren davor gewarnt, dass die QE-Ära definitiv ihrem Ende entgegenblicken würde.

Jeff Gundlach warnte Aktien- und Junkbondanleger explizit davor, den Willen der Fed zu weiteren Zinsanhebungen sowie den Beginn einer Schrumpfung des eigenen Bilanzbuchs in Frage zu stellen oder sich diese bevorstehenden Ereignisse schön zu reden.

Denn es seien insbesondere die Aktien- und Junkbondmärkte, die hochgradig mit dem QE-Programm der Fed korreliert gewesen seien, und die in absehbarer Zeit dann auch folgerichtig mit am stärksten unter die Räder kommen dürften.

Commonwealth Financial: Aktienmärkte überbewertet, Parallelen zu dot.com-Blase

Aus dem bereits angesprochenen Bericht von Commonwealth Financial geht hervor, dass die Aktienmärkte momentan auf eine Überbewertung von rund 40% bis 50% blickten. Der neue Bericht wurde unter Federführung des allseits respektierten Finanzanalysten Brad McMillan unter Zuhilfenahme von verschiedenen Modellen und historischen Mustern ausgearbeitet.

Insbesondere Technologieaktien sieht auch McMillan mit am stärksten gefährdet, da die durchschnittlichen Bewertungen in diesem Segment abermals Niveaus erreicht hätten, welche Parallelen mit der im Jahr 2000 geplatzten dot.com-Blase aufwiesen. Darauf wiesen vor allem die aktuellen Bewertungen der so genannten FANG-Unternehmensaktien hin.

Um fair bewertet zu sein, müssten die Kurse am Gesamtaktienmarkt um bis zu 40% sinken, wie aus dem Bericht weiter hervorgeht. Diese Berechnungen ließen sich insbesondere anhand von historischen Durschnitten und Standards ableiten.

Märkte sind keine Einbahnstraße! Erhöhte Vorsicht ist geboten

Wie McMillan gegenüber dem Finanzsender CNBC zu seinen Berechnungen erklärte, sollten Anleger im aktuellen Umfeld vorsichtig agieren. Seine Risikopositionen auszubauen und auf einen Einbahnstraßenverlauf zu setzen, könne sich gerade jetzt als sehr gefährlich erweisen.

Denn der Markt werde irgendwann in die entgegengesetzte Richtung tendieren, was vor allem dann Geltung habe, falls sich die Vereinigten Staaten in Richtung einer Rezession bewegen sollten. Hierin finde sich ein nicht zu unterschätzender Motor für Bärenmärkte.

Hinzu geselle sich die Tatsache, so McMillan, dass die aktuelle Situation in nahezu allen nur denkbaren Facetten der damaligen Situation im Jahr 1999 gleiche. In diesem Zusammenhang möchte ich hier noch einmal auf eine durch die Bank of America publizierte Monatsumfrage unter Fondsmanagern im August verweisen.

Im vergangenen Monat zeigte sich eine rekordhohe Anzahl von 46% aller Befragten darin einig, dass die Hochrisikovermögensmärkte überbewertet seien. Die rund 200 Befragten, die eine kumulierte Kapitalsumme von knapp $600 Milliarden verwalten, teilten zudem mit, dass sie ihre extrem hohe Cashquote von knapp 5% in nächster Zeit nicht abbauen wollten.

Allgemein schlechtere Stimmung als Kontraindikator?

Gewiss ließe sich auch behaupten, dass diese Situation Anlass zu einem Einstieg aus konträrer Sicht geben könnte. Doch mal ganz ehrlich, zurzeit sind mir einfach zu viele Insider, Banken und Finanzkoryphäen – wie Gundlach – an den Märkten als Mahner aktiv, was in den Jahren 2006 und 2007 kurz vor Ausbruch der Finanzkrise ähnlich gewesen ist.

Der Pessimismus unter Fondsmanagern resultiert insbesondere aus den eigenen Erwartungen an die Entwicklung der Unternehmensergebnisse in den USA. Nur noch 33% aller Befragten rechneten im August noch mit einer voraussichtlichen Verbesserung in den nächsten zwölf Monaten.

Ergebnisse wie diese lesen sich in meinen Augen wie folgt: Wir haben unsere Erwartungen auf eine baldige Verabschiedung einer großen Steuerreform in den USA bei gleichzeitiger Auflage eines Infrastrukturprogramms ad acta gelegt. Und warum auch nicht?

Die Euphorie ist verflogen, Teilnehmer mit Wachstumserwartungen seit Januar halbiert

Lange genug hat es gewiss gedauert, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, wenn man sich das alltägliche Possenspiel in Washington anschaut. Und auf diesen Aspekt deuten auch die Umfrageergebnisse hin. Denn im Januar dieses Jahres sah es nach Donald Trumps Amtsantritt noch ganz anders aus.

Zu diesem Zeitpunkt zeigten sich nämlich noch rund 58% der Befragten überaus euphorisch und fühlten sich fast wie im siebten Himmel. Allzu viel ist von dieser anfänglichen Euphorie nicht mehr übrig geblieben, wenn man sich die August-Umfragewerte der Bank of America nochmals zu Gemüte führt.

Und so warnte die Bank of America – wie bereits im August berichtet – höchst selbst davor, dass es sich im Angesicht der jüngsten Umfragewerte um ein Warnzeichen für Aktien und Hochzinsanleihen handele.

Dies gelte insbesondere auch im Hinblick auf den enormen Einbruch der Erwartungen an das Wachstum der Weltwirtschaft in den nächsten zwölf Monaten unter den an der Umfrage teilnehmenden Fondsmanagern. Denn mit einem anziehenden Weltwirtschaftswachstum rechneten im Monat August gerade noch 35% aller Befragten. Im Januar waren es hingegen noch 62%.

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