Ich hatte Sie auf eine durchwachsene und womöglich enttäuschende Berichtssaison vorbereitet. Die gestern Abend nachbörslich gemeldeten Ergebnisse von IBM könnten sich als Game Changer an den Aktienmärkten erweisen. Afterhours gab Big Blue nach einem doch deutlich hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Ergebnis um mehr als 4% nach – sollte sich das im heutigen Handel fortsetzen, wäre es kein gutes Omen für die absehbare Entwicklung. Eine Crestmont P/E Ratio von 22,1 im S&P scheint sich wie erwartet als Wolkenkuckucksheim zu entpuppen. Werfen wir einen Blick auf einige wichtige Charts.
Ich hatte Sie zu Vorsicht an den Aktien- und Rohstoffmärkten gemahnt, als die übliche Crowd noch von Gold $3.000, Dow Jones 60.000 und Dax 15.000 Punkte schwadronierte. Ich hatte Ihnen den Crestmont P/E Ratio Indikator vorgestellt, der die Unternehmensgewinne in Relation zur Inflation setzt. Danach kamen die 500 Unternehmen im S&P auf eine Ratio von 22,1, die ich in einem vormaligen Bericht nicht nur als sehr ambitioniert bezeichnete, sondern die anhand des Schaubilds auch darauf hindeutet, ob und in welchem Blasenstadium die Aktienmärkte sich gerade befinden.
Wie die angelaufene Berichtssaison zeigt, scheint sich die Annahme zu einem erreichten Hoch im aktuellen Gewinnentwicklungszyklus der Unternehmen zu bestätigen. Es ist mehr schlecht als recht, was da bislang so gemeldet wurde. Dies trifft vor allem für Tech-Aktien und Banken zu. Nun, es muss nicht heißen, dass die Aktienmärkte nicht noch weiter steigen können. Sie sollten jedoch vorsichtig agieren, indem Sie ihre Positionen entsprechend absichern.
Crestmont setzt die P/E Ratio in Relation zur Inflationsentwicklung und dient m.E. als weitaus besserer Indikator als so manches andere Tool. Halten Sie 22,1 nach den bislang gemeldeten Ergebnissen nicht auch für sehr ambitioniert?
Zwar konnten Microsoft und Google gestern Abend nachbörslich besser als erwartete Zahlen vermelden, doch IBM war im Vorfeld das alles bestimmende Thema. Die IBM-Zahlen würden den weiteren Trend an den Aktienmärkten – wie auch in der jüngeren Vergangenheit – vorgeben, wie sich Analysten überzeugt zeigten. Ganz einfach, weil IBM als Gradmesser für die zukünftigen Ausgaben von Regierungen und Unternehmen im Technologiesektor angesehen wird. Und was Big Blue gestern für seine Anleger im Körbchen hatte, war alles andere als überzeugend.
IBM berichtete über einen Gewinn von $3,03 Milliarden oder $2,70 pro Aktie in Q1. Die Umsätze sanken um 5,1% auf $23,41 Milliarden gegenüber dem Vorjahresquartal. Analysten hatten hingegen mit einem Gewinn von $3,05 pro Aktie bei einem Umsatz von $24,62 Milliarden gerechnet. Was den Investoren böse aufstieß war die Nachricht, dass sich IBM in fortgeschrittenen Gesprächen über den Verkauf eines Teils seines Servergeschäfts mit der Lenovo Group befindet. Die Softwareumsätze sanken um 0,5%, woran vor allem ein Mangel an hoch lukrativen Deals Anteil hatte. Die Umsätze im Bereich Technologieservice sanken um 4,3%, während sich die Erträge im Servicegeschäft mit Firmen um 3,3% ermäßigten. IBM gab zudem bekannt, Arbeitsplätze in einigen Regionen abzubauen, um das eigens gesetzte Jahresziel eines Gewinns von $16,70 pro Aktie in diesem Jahr zu erreichen.
Diese Meldung schmeckte Investoren überhaupt nicht, das Resultat sah nachbörslich wie folgt aus:
Investoren schicken IBM nachbörslich um mehr als 4% in den Keller / Chart: Marketwatch
Sollte sich dieser Trend im heutigen Handel fortsetzen, sollte Ihnen das als Warnzeichen dienen. In den letzten Jahren gehörte IBM zu den Werten, die nach der Berichtssaison den weiteren Trend an den Aktienmärkten bestimmt hatten. Widmen wir uns dem Bankensektor. Auch hier zeigte ich mich im Vorfeld der Berichtssaison recht zurückhaltend. Es zeigt sich, dass meine Skepsis berechtigt war, während es bei CNBC rauf und runter hieß, dass Bankaktien „dirt cheap“ seien. Das sind Bankaktien keineswegs, Bank of America, Morgan Stanley, BB&T und Capital One zeigen warum. Die Zahlen von JPMorgan, Citi und Goldman sahen oberflächlich zwar nicht schlecht aus, doch wer einmal tiefer grub, stieß auf ziemlich viele Fallstricke, die nicht selten mit den rückläufigen Hypothekengeschäften der Institute zu tun haben.
Interessant für mich auch, was der Vermögensverwalter Blackrock zu vermelden hatte. Demnach erweise sich das Wachstum in den USA als schleppend, was auf den Investitionen laste. In Europa sei das Wachstum weiterhin rückläufig. Die wichtigste Aussage: Die Schuldenmärkte, die zu einer signifikanten Zunahme im Sektor der Fusionen und Übernahmen beitrugen (Stichwort: Leverage), haben ihr Hoch sehr wahrscheinlich erreicht. Werfen wir einen Blick auf den Indextracker des KBW Bank Index:
Der Indextracker des KBW Bank Index sieht angeschlagen aus. Darüber hinaus dürfte sich das eingekreiste Gap als Punkt mit magischer Anziehungskraft erweisen, der geschlossen werden sollte.
Der Indextracker des KBW Bank Index sieht auch im Wochenchart nicht sonderlich gut aus.
Werfen wir nochmals einen Blick auf den Nasdaq 100 Index, wie ich ihn Ihnen vor einigen Tagen präsentierte:
Wie sich zeigte, stand eine richtungweisende Entscheidung an.
Und hier der Chart nach dem gestrigen Handel:
Aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Zumindest bleibt es spannend.
Der Transportsektor erwies sich für den Dow als Taktgeber der seit Spätherbst letzten Jahres anhaltenden Rally. Ich wies mehrfachdarauf hin, dass der Transportation Average dem Dow zuletzt hinterherhinkte. Hier der Chart nach dem gestrigen Handel:
Der Transportation Average im gestrigen Handel weitaus stabiler als der Dow. Ist mit einer Gegenbewegung am Gesamtmarkt zu rechnen?
Der Dow Transportation Average im Wochenchart.
Zuletzt ein Blick auf Federal Express, Taktgeber für den Gesundheitszustand der Weltwirtschaft. Was Apple für den Nasdaq 100, ist FedEx für den Transportation Average. Gut sieht das nicht aus.
Im Fall der FedEx Aktie sind eigentlich alle Stricke gerissen. Fast die gesamte Rally seit November letzten Jahres ist ausradiert. Ein gutes Zeichen? Sicher nicht.
Auch der FDX Wochenchart sieht nicht besonders erbaulich aus. Lassen Sie daher weiter Vorsicht walten. Man muss zu diesem Zeitpunkt nicht in Panik verfallen, aber absichern sollten Sie ihre Positionen allemal.
Dabei sollte man auch stets die Kursentwicklungen der Rohstoffwährungen wie dem Aussie oder Canada Dollar im Auge behalten. Hier besteht seit einiger Zeit eine positive Korrelation zwischen steigenden Rohstoffwährungen und steigenden Aktienmärkten.