Wie das nationale Statistikinstitut Statistics Indonesia am gestrigen Tage mitteilte, ist die größte Ökonomie des südostasiatischen Wirtschaftsraums im dritten Quartal auf Jahresbasis um 3,49 Prozent geschrumpft.

Da bereits im zweiten Quartal eine Wirtschaftsschrumpfung in Höhe von 5,32 Prozent registriert wurde, ist das Kernkriterium hinsichtlich einer Rezession hinlänglich erfüllt.

Zwar befand sich das ökonomische Wachstum im ersten Quartal mit einem Plus von 2,9 Prozent noch im positiven Bereich, was allerdings bereits mit dem schwächsten Wachstum innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte einhergegangen war.

 

Indonesien, dessen Regierung die Coronavirus-Gefahr anfänglich ignoriert hatte, kämpft inzwischen mit der Tatsache, auf die höchste Anzahl von positiv auf das neue Coronavirus getesteten Bürgern im südostasiatischen Raum zu blicken.

Laut Stand von gestern sahen sich laut offiziellen Angaben rund 425.000 Menschen – bei einer Anzahl von rund 14.000 Verstorbenen – mit dem Coronavirus infiziert.

Und so verwundert es kaum, dass auch in Indonesien der Transportbereich inzwischen massiv unter die Räder gekommen ist. Sowohl die Anzahl der gemessenen Flugpassagiere als auch die Anzahl der Eisenbahnreisenden erweisen sich im Verlauf dieses Jahres als rückläufig.

Daneben sei es unter Bezugnahme auf Statistics Indonesia auch unter Dienstleistern, Hotels und im Restaurantgewerbe zu einem starken Einbruch der Aktivitäten gekommen. Es ist vor allem der innerasiatische Flugverkehr, der in einem besonderen Maße unter anhaltenden Grenzschließungen und anderen Restriktionen in der Region leidet.

Als Indonesien letztmals im Jahr 1997 auf eine Rezession durchlitt, trug dieser Tatbestand dazu bei, den damaligen Diktator Suharto seiner politischen Macht zu berauben. Die heutige Regierung von Staatspräsident Widodo unternimmt den Versuch, der heimischen Wirtschaft mittels Steuersenkungen sowie wachsenden Regierungsausgaben im Gesundheits- und Sozialbereich unter die Arme zu greifen.

In diesem Zuge brachte die Regierung in Jakarta im Monat Juni ein Konjunkturpaket in einem bisherigen Gesamtumfang in Höhe von umgerechnet knapp 48 Milliarden US-Dollar auf den Weg. Kritiker bemängeln allerdings, dass die auf den Weg gebrachten Konjunkturhilfen nur sehr langsam ausgezahlt würden, während sich das Coronavirus nach wie vor im ganzen Land ausbreite.

Unter aller Voraussicht wird sich an der schwierigen Wirtschaftslage aus diesem Grund auch über die nächsten Quartale nicht sehr viel ändern. Allgemein wird davon ausgegangen, dass sich die Ausgaben der privaten Haushalte, einem der Hauptantriebskräfte der indonesischen Wirtschaft, solange nicht nachhaltig erholen werden, bis die Ausbreitung des Coronavirus abnehmen und/oder unter Kontrolle gebracht worden sein wird. Ein Blick auf aktuelle Daten:

  • Verbraucherausgaben der privaten Haushalte: -4,04 % in Q3 vs. -5,52 % in Q2

  • Anlageinvestitionen: -6,48 % in Q3 vs. -8,61 % in Q2

  • Produzierendes Gewerbe: -4,31 % in Q3 vs. -6,19 % in Q2

  • Minenproduktion: (-4,28 % in Q3 vs. -2,72 % in Q2

  • Baugewerbe: -4,52 % in Q3 vs. -5,39 % in Q2

  • Groß- und Einzelhandel: -5,03 % in Q3 vs. -7,57 % in Q2

  • Transport- und Lagerwesen: -16,7 % in Q3 vs. -30,8 % in Q2

  • Hotel-, Lebensmittel- und Getränkegewerbe: -11,86 % in Q3 vs. -22,02 % in Q2

  • Ausgaben im Kommunikationsbereich: +10,61 % in Q3 vs. +10,83 % in Q2

  • Regierungsausgaben: +9,76 % in Q3 vs. -6,9 % in Q2

Die Vereinten Nationen und andere Organisationen hatten über die vergangenen Wochen und Monate wiederholt davor gewarnt, dass stark zunehmende Arbeitsplatzverluste und andere mit der globalen Pandemie in Zusammenhang stehende Schocks jene über den Verlauf der vergangenen Dekaden erzielten Fortschritte in der Armutsbekämpfung zunichte zu machen drohen. Indonesien ist hiervon nicht ausgenommen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Nicht nur Indonesien, sondern auch viele andere wirtschaftlich aufstrebende Schwellenländern auf der Südhalbkugel blicken zurzeit denselben Problemen ins Auge. Bereits vor Ausbruch der globalen Pandemie hatte Indonesien mit Leistungsbilanzdefiziten zu kämpfen, was die heimische Währung unter Druck setzte. Die Auslandsverschuldung auf US-Dollar-Basis hat darüber hinaus in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern Rekordwerte erreicht. Dieser Schuh beginnt nun gewaltig zu drücken. Sollten die Währungen unter den betroffenen Nationen noch stärker unter Druck geraten, drohen letzten Endes Verwerfungen, wie sie zuletzt zu Zeiten der Asienkrise Ende der 1990iger Jahre zu beobachten waren.

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