Tja, das südosteuropäische Land, das durch seine internationalen Notkreditgeber seit einigen Jahren ausgeschlachtet wird wie eine Weihnachtsgans, implodiert und fault zwar im Innern, doch solange die heimischen Banken noch aufrecht stehen, spielt dies alles keine Rolle.

Und so ist es nach der durch Moody´s getroffenen Entscheidung auch kaum verwunderlich, dass die Zinsen auf Griechenlands Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit zu Wochenbeginn auf das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2009 gesunken sind.

Selbst der IWF forderte längst Schuldenschnitt

Wie dem auch sei, eine Mehrheit der Marktakteure geht nach wie vor davon aus, dass das Problem Griechenland in den nächsten Jahren nicht von der Bildfläche verschwinden wird. Selbst ein vierter Bailout durch die EU seit Mai 2010 wird keineswegs ausgeschlossen.

Sonderbar, dabei hatte der Internationale Währungsfonds doch höchst selbst bereits vor geraumer Zeit festgestellt, dass die griechische Staatsverschuldung nicht nachhaltig respektive tragbar sei. Was folgte, war die logische Forderung nach einem weiteren Schuldenschnitt.

Die Finanzmärkte ficht all dies nicht an. Ob griechische Rentner und Pensionäre nun bereits die 23. Rentenkürzung in Folge hinzunehmen hatten, interessiert Investoren und Spekulanten herzlich wenig.

Inzwischen eine Binsenweisheit: 8,5 Mrd. nur für Ablösung der Altlasten

Zu Wochenbeginn sank der Zins auf die 10-jährige Staatsanleihe um knapp 0,1% auf 5,42% - recht wenig für ein Land, das eigentlich jeden Tag am Rande eines Staatsbankrotts wandelt. Moody´s ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, langlaufende Bonds und nachrangige Anleihen auf Caa2 aufzustufen.

Selbstverständlich gab der vor Kurzem vereinbarte Bailout Nummer 3 zwischen Athen und der Brüsseler EU im Hinblick auf diese Entscheidung den Ausschlag. Immerhin griffen die internationalen Kreditgeber Griechenlands abermals tief in die Taschen, um 8,5 Milliarden in Form von „Rettungsgeldern“ springen zu lassen.

Dass von diesem zugesagten Betrag hauptsächlich Altschulden abgelöst und refinanziert werden, ist mittlerweile auch fast jedermann klar. Moody´s sieht in dieser Herangehensweise indes eine Verbesserung des fiskalischen Ausblicks bei gleichzeitiger Chance auf eine ökonomische Stabilisierung der griechischen Wirtschaft.

Einschätzung von Moody´s ist blanker Hohn

Hmm, wie erklärt es sich, dass Griechenlands Wirtschaft bereits wieder am Rande einer Rezession wandelt?! Immerhin führte Moody's weiter aus, dass die aktuellen Einschätzungen einer Reihe von Restriktionen unterlägen. Es ließe sich keineswegs absehen, ob sich die griechische Wirtschaft wieder auf einem nachhaltigen Erholungspfad befinde, so Moody´s.

In meinen Ohren klingen Aussagen dieser Art ehrlich gesagt wie blanker Hohn. Doch sei´s drum. Die Welt ist kunterbunt, die Meinungen und Ansichten vielfältig. Trotz allem fällt es mir schwer, im Angesicht dieser Entwicklungen nicht zu schmunzeln.

Seit dem Ausbruch der Finanz- und Schuldenkrise in Griechenland hat das südosteuropäische Land knapp 30% seines Bruttoinlandsprodukts eingebüßt. Auf welche Weise sich das Land aus diesem Loch unter den aktuellen Bedingungen heraus schaufeln will, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.

Bailout oder „Schuldenschnitt“

Andere Beobachter kritisieren die Entscheidung von Moody´s, da sich die Schuldendynamik in keiner Weise verbessert habe. Aus diesem Grund wird vielerorts bereits mit einem vierten Bailout zugunsten Griechenlands durch die Europäische Union gerechnet. Diese Sichtweise gelte solange, bis es nicht zu einem bedeutsamen Schuldenschnitt kommen werde.

Wie ein solcher Schuldenschnitt aussehen könnte, daran scheiden sich die Geister. Es wird vielerorts keineswegs davon ausgegangen, dass dieser Schuldenschnitt mit einer Vergebung eines Teils der ausstehenden Staatsschulden durch Griechenlands Gläubiger einhergehen wird.

Rückzahlung am Sankt Nimmerleinstag – diese Entscheidung fällt freilich erst nach den Wahlen

Vielmehr wird eher davon ausgegangen, dass die ausstehenden Schulden des Landes gestreckt werden, indem die Rückzahlungsintervalle zeitlich bedeutsam in die Zukunft verschoben werden. Dazu könnten sich Zusagen der Gläubiger im Hinblick auf niedrigere Zinszahlungen der Athener Regierung gesellen.  

Dass es vor der im September 2017 in Deutschland abzuhaltenden Bundestagswahl zu einer Entscheidung in dieser Sache kommen wird, glauben indes nur Hardcore-Optimisten. Warten wir es ab!

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