Während die politische Führung der Europäischen Union im Einklang mit den nationalen Regierungen ihrer Mitgliedsländer auf dem Höhepunkt der Finanzkrise nahezu alles „rettete“, was nur laut genug nach einem staatlichen Bailout schrie, ist man auf Island einen gänzlich anderen Weg gegangen. Heute blickt der neue Finanzminister Benediktsson auf die damaligen Ereignisse zurück und konstatiert der EU-Führung, nicht dazu in der Lage zu sein, etwas aus den sich damals entfaltenden Entwicklungen zu lernen – im Gegenteil ignoriere man die Folgen aus dem eigenen Handeln.

Laut Bjarni Benediktsson, neuer Finanzminister Islands, habe die Europäische Union nichts aus den Lehren der Finanzkrise gelernt. Nun, dieser Ansicht sind wohl auch immer mehr andere Beobachter und Kommentatoren, angefangen bei der extrem Euro-skeptischen UKIP-Partei von Nigel Farage, diversen Rechtsaußenparteien Österreichs bis hin zur französischen Front National, die sich gerade anschickt, zur stärksten Partei des Landes zu avancieren. Und genau hieraus werden zu gegebenem Zeitpunkt die größten Probleme dieser EU resultieren.

Denn der politische Aufschwung von Parteien und deren Wählern, die den Brüsseler Technokratenapparat rundheraus satt und Oberkante Unterlippe haben, werden bei der im kommenden Jahr abgehaltenen Wahl zum Europaparlament nach aktuellen Prognosen weitaus mehr Vertreter nach Brüssel entsenden, als dies bislang der Fall ist. Es stellt sich die Frage, wie lange es noch dauert, bis eine dieser Parteien – wie zum Beispiel die Front National – die politische Macht in einer der Mitgliedsstaaten der Eurozone übernehmen wird.

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Was eine solche Entwicklung für den Euro und die politische Architektur der EU bedeuten würde, kann sich jedermann selbst ausmalen. Schon vor Ausbruch der Euro-Krise ließ sich absehen, dass die Auswirkungen dieser Krise – wie sie sich nun seit Jahren vor allem in den südeuropäischen Staaten entfaltet – fatale politische Konsequenzen zur Folge haben würden, vor denen man sich in Brüssel bis dato einfach wegduckt, um mit demselben wirtschaftlichen und politischen Blödsinn weiterzumachen wie bisher.

Bjarni Benediktsson erklärte gestern gegenüber cnbc.com, dass Island damals bewusst darauf verzichtet habe, seine extrem hoch verschuldeten Banken durch staatliche Bailouts zu retten. Die drei größten Banken des Landes – Glitnir, Landsbanki und Kaupthing – gingen zu Beginn des Jahres 2009 in die Insolvenz, wodurch vor allem auch viele Sparer aus dem europäischen Ausland kalt erwischt wurden. Insbesondere Anleger aus den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland büßten in diesem Zuge einen großen Teil ihrer Ersparnisse ein, da sie sich nicht darüber bewusst waren, dass die hohen Zinsofferten der drei genannten Institute als Fingerzeig für einen nahenden Bankrott zu werten waren.

Benediktsson machte gestern am Rande des europäischen Finanzministertreffens in Luxemburg darauf aufmerksam, dass die stark angeschlagenen Peripherieländer der Eurozone heute in weitaus besserer Verfassung sein könnten, wenn man deren Banken einfach hätte bankrott gehen lassen. Der Staat habe nicht immerfort zu intervenieren, wenn im privaten Wirtschaftsektor Probleme aufträten. Nun, liebe Leser, diese Ansicht vertreten wir auf wirtschaftsfacts seit Anbeginn unseres Bestehens. Vielmehr zeigt sich immer deutlicher, dass die andauernden Staats- und Notenbankinterventionen dieser Probleme nur noch verstärken.

Lediglich die Fallhöhe wird immer größer. Ist der Bust irgendwann da, klappt das gesamte System zusammen, anstatt den Ausbruch der Finanzkrise als Chance verstanden zu haben, um die Architektur des Weltfinanzsystems wieder auf solide Beine zu stellen. Klar wären harte Zeiten angebrochen, doch wer meint, natürliche Marktgesetze langfristig aushebeln zu können, wird zu einem späteren Zeitpunkt sein blaues Wunder erleben. Dazu braucht man nur nach Frankreich zu blicken, um zu erkennen, auf welche Weise die fast schon an Idiotie grenzende Politik der Sozialisten das Land immer mehr ruiniert. 

Benediktsson ergänzte, dass der Staat nicht stets private Schulden einfach übernehmen könne. In Island habe man diesen Fehler glücklicherweise nicht begangen. Im Zuge der Insolvenz von Lehman Brothers und der daraus entstehenden Krise an den globalen Kreditmärkten seien die drei größten Banken Islands nicht mehr dazu in der Lage gewesen, ihre ausstehenden Schulden zu refinanzieren. Resultat sei deren Kollaps gewesen. Dessen ungeachtet habe man in der Eurozone und U.K. von Regierungsseite nahezu alles und jeden „gerettet“. In Ländern wie Spanien, Italien, Portugal, Irland, U.K., den Niederlanden oder Griechenland ließen sich nun die Resultate aus dieser Politik beobachten.

Europas Banken habe man einfach unter Zuhilfenahme von horrenden Steuergeldern aus ihren Problemen herausgekauft. Folge sei laut Benediktsson, dass diese Banken und deren Führung rein gar nichts aus diesen Dingen gelernt hätten. Hinzu komme, dass auf dem europäischen Kontinent heute nach wie vor dieselben Regulierungsvorschriften herrschten, die überhaupt erst zu dem Bankenkollaps im Jahr 2008 geführt hatten. Doch entgegen Island verfügten die Mitgliedsländer der Eurozone über keinerlei Möglichkeit ihre Währung abzuwerten. Direktes Resultat sei eine wirtschaftliche Depression, wie sie zum Beispiel in Griechenland oder auf Zypern zu beobachten sei.

Islands wirtschaftliche Probleme sind dadurch zwar nicht gänzlich verschwunden. Vor allem die starke Abwertung der isländischen Krone hat die Importe verteuert. Resultat ist, dass sich viele Isländer beim Konsum einschränken und sich auf das Wesentliche besinnen. Vorteilhaft ist jedoch, dass ein guter Teil der ehemals im System kursierenden Schulden herausgespült wurden, so dass zukünftige Generationen nicht unter den damit verbundenen Zinszahlungen ersticken.

Die ehemalige Einführung von Kapitalkontrollen hat unterdessen zu anderen Problemen geführt. Dazu gehört insbesondere eine erneute Aufblähung der Immobilienpreise, die ausländische Investoren aus dem Ausland anfachten, weil sie ihr Kapital aufgrund der Ausfuhrbegrenzungen nicht außer Landes bringen konnten. 

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